Die 26-Jährige, die tot am Neckarufer bei Oeffingen gefunden wurde, hatte als Altenpflegerin in Stuttgart durchstarten wollen. Jetzt sammeln Weggefährten Spenden, damit ihr Leichnam zu ihrer Beerdigung nach Ruanda überführt werden kann.
Die Fassungslosigkeit und Trauer über den offenkundig gewaltsam herbeigeführten Tod einer 26-jährigen Frau, deren Leiche am vergangenen Freitag am Neckarufer im Weidachtal bei Oeffingen gefunden wurde, ist groß. Nachdem die Polizei am Dienstag ihr Alter und ihre Herkunft bekannt gegeben hatte und mit einem Foto an die Öffentlichkeit gegangen war, wurden die schlimmsten Befürchtungen ihrer Weggefährten bestätigt.
„Sie engagierte sich für andere und träumte von einer besseren Zukunft“
„Nicole war lebensfroh, fröhlich, freundlich und half anderen leidenschaftlich gern. Sie engagierte sich für andere und träumte von einer besseren Zukunft“, sagt Jean de Dieu Kamanzi. Seine Frau ist eine Cousine der Verstorbenen. Das Paar lebt bei Bonn, Jean de Dieu Kamanzi arbeitet bei der UN, aber man ist auch über die ruandische Gemeinschaft mit Stuttgart verbunden, wo Nicole M. gelebt hat. Die junge Frau war erst vor einem Jahr nach Deutschland gekommen, um in einem Seniorenheim eine Ausbildung zur Altenpflegerin zu absolvieren. „Sie wollte in dem Beruf noch weiterkommen, hatte so viel vor“, sagt Kamanzi. Nun aber habe eine gewalttätige und sinnlose Tat das Leben eines „so jungen, so liebevollen und so vielversprechenden Menschen“ einfach ausgelöscht. Er und seine Frau sind fassungslos, sie haben von einer Kollegin über den Tod erfahren.
Nähere Umstände hat die unmittelbar nach dem Fund der toten Frau gebildete Soko „Fluss“ noch nicht bekannt gegeben. Wohl aber, dass eine Obduktion nahe lege, dass sie gewaltsam ums Leben gekommen sei. Ihr Körper soll Stichverletzungen aufgewiesen haben. Der Fundort, in der Nähe der Landungsbrücke am Neckar, einem beliebten Aussichtspunkt im Naherholungsgebiet Weidachtal bei Oeffingen, soll jedoch vermutlich nicht der Ort gewesen sein, an dem sie ums Leben kam.
Die junge Frau war ein Waisenkind
Die junge Frau sei ein Waisenkind, ihre einzige nahe Angehörige sei eine Schwester, die aufgrund einer fortgeschrittenen Schwangerschaft nicht nach Deutschland reisen könne. Der größte Wunsch ihrer Weggefährten sei deshalb nun, ihr Andenken zu ehren und ihre letzte Ruhe in ihrer Heimat Kigali in Ruanda zu ermöglichen, sagt Kamanzi. Doch das ist nicht ganz einfach. Laut Jean de Dieu Kamanzi belaufen sich die Kosten für die Überführung des Leichnams auf etwa 12 000 Euro.
Fast das gesamte Spendengeld ist bereits beisammen
Dieses Geld versucht er nun über einen Aufruf auf der Internetplattform www.Gofundme.com („Help Repatriate Nicole to Her Final Resting Place in Rwanda“) zusammenzubekommen. Die Chancen dafür stehen sehr gut: Schon am Donnerstagnachmittag war nahezu der gesamte Betrag von rund 400 Spendern bereits zugesagt. Jean de Dieu Kamanzi ist überwältigt von der großen Resonanz: „Von ganzem Herzen danken wir Ihnen für Ihre Freundlichkeit, Großzügigkeit und Unterstützung in dieser schmerzhaften Zeit“, sagt er.
Gedenkveranstaltung am Samstag
Die ruandische Gesellschaft in Stuttgart will ihres verstorbenen Mitglieds unabhängig davon noch einmal gedenken. Nach einer Zusammenkunft am Dienstagnachmittag am Fundort bei Oeffingen, will man an diesen Samstag, 16. November, um 14 Uhr noch einmal an der Landungsbrücke Abschied nehmen. Nicht jeder hatte sich schließlich mitten in der Woche von der Arbeit freinehmen können.