Foto: Alexandra Kratz

Die Siebtklässler der Riedseeschule lernen bei den Gewaltpräventions- tagen, wie sie sich und andere schützen können und was Zivilcourage heißt.

Möhringen - Auf dem Tisch vor Stefan Geiß liegen mehrere Pistolen, Messer und andere Waffen. Der Polizeibeamte nimmt einen unscheinbar aussehenden Metallgegenstand in die Hand. „Wisst ihr, was das ist?“ fragt er. „Ein Schlagring“, rufen prompt mehrere der Siebtklässler gleichzeitig. „So was kann man im Internet kaufen“, fügt ein Junge noch hinzu.

„Mag sein, und dennoch ist es verboten, einen solchen Gegenstand zu benutzen. Genauer gesagt ist schon der Besitz strafbar“, klärt Geiß auf. Und das nicht ohne Grund. Geiß kennt einen Fall, bei dem ein Junge einem alten Mann mehrfach mit einem Schlagring ins Gesicht schlug. Der Rentner trug schwere Verletzungen davon. Der Jugendliche wurde wegen versuchten Totschlags angeklagt.

Geiß ist Präventionsbeamter und Jugendsachbearbeiter auf dem Polizeirevier Möhringen. Er will den Mädchen und Jungen klarmachen, welche Konsequenzen eine Straftat haben kann. Projekte wie die Gewaltpräventionstage an der Riedseeschule würden dafür den richtigen Rahmen bieten. „Es ist toll, dass sich die Schule Zeit dafür nimmt“, sagt Geiß. Das Interesse der Schüler an den Themen Gewalt und Gewaltprävention sei groß. „An den Fragen merkt man, wie solche Dinge die Mädchen und Jungen beschäftigen“, sagt Geiß.

Sozialkompetente Werkrealschule

Die Gewaltpräventionstage gibt es schon seit langem an der Riedseeschule. „Sie sind Teil des Konzepts sozialkompetente Werkrealschule“, sagt der Schulsozialarbeiter Steffen Kopp. In jeder Klassenstufe werde ein spezielles Projekt angeboten. Dabei kooperiert die Riedseeschule mit dem Jugendhaus Möhringen.

Beim Thema Gewaltprävention geht es nicht nur um Körperverletzungen und Sachbeschädigungen. Einen zunehmend größeren Raum nimmt die Internetkriminalität ein. Geiß ist immer wieder „erschrocken darüber, wie unerfahren und naiv die Schüler mit sozialen Netzwerken wie Facebook umgehen“. Die Jugendlichen hätten oft keine Ahnung, welche Lawine sie lostreten können, wenn sie Informationen über sich im Internet preisgeben.

Geiß kennt einen Fall, bei dem eine Schülerin mit ihrer Familie sogar in eine andere Stadt ziehen musste. Das Mädchen hatte in einem Internetvideo gesagt, dass ihr die Musik der Gruppe Tokio Hotel gefällt und war anschließend gemobbt worden.

Zivilcourage stärken

Ein besonderes Anliegen ist es Geiß, den Schülern zu erklären, was Zivilcourage ist. Mit einem Beamer wirft er eine Folie an die Wand. „Weggeschaut ist mitgemacht!“, ist darauf zu lesen. „Wer eine Straftat beobachtet und nichts unternimmt, macht sich selbst strafbar. Das ist unterlassene Hilfeleistung“, sagt der Polizeibeamte. Das bedeute aber nicht, dass man sich selbst in Gefahr begeben muss. „Wer die Polizei ruft, hat schon etwas getan“, sagt Geiß.

Steffen Kopp ist sich sicher, dass diese Botschaft bei den Siebtklässlern ankommt. „Es macht Eindruck, wenn ein Experte von außen so etwas sagt. Insbesondere dann, wenn er auch noch eine Uniform trägt“, sagt Kopp.

„Das ist was ganz anderes, als wenn da ein Lehrer stünde“, findet auch der Klassenlehrer Wolfgang Heintel. Ihm geht es bei dem Projekt auch darum, den Klassenzusammenhalt zu stärken und das soziale Miteinander zu verbessern. Darum sind auch verschiedene Kooperationsspiele Teil des zweitägigen Programms. Bei diesen bekommen die Schüler eine Aufgabe, die nur gemeinsam zu lösen ist.