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Die mit einem Schlagstockeinsatz beendete Abi-Feier in Sindelfingen hat kein Nachspiel.

Sindelfingen - Die mit einem Schlagstockeinsatz der Polizei zu Ende gegangene Abi-Feier des Goldberg-Gymnasiums Sindelfingen hat für drei Beamte kein juristisches Nachspiel. Ein Jahr nach dem aufsehenerregenden Zwischenfall hat die Staatsanwaltschaft Stuttgart das Ermittlungsverfahren gegen die Polizisten eingestellt.

"Es gibt keine ausreichenden Anhaltspunkte für eine Straftat", sagt Claudia Krauth, die Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Die Polizisten hätten sich rechtmäßig verhalten, als sie zu Schlagstock und Pfefferspray griffen. Beides sei in dem turbulenten nächtlichen Geschehen vor der Stadthalle Sindelfingen notwendig gewesen.

Rückblende: 90 Abiturienten hatten am Abend des 10. Juli 2010 mit Verwandten, Freunden und Lehrern den Abschied von der Schulzeit gefeiert. Einige blieben auch nach dem offiziellen Teil noch da - und feierten vor dem Gebäude weiter. Die Polizei sprach damals von etwa 40 Personen, Teilnehmer der Party von 70 bis 80 Leuten.

Dann, gegen 3.40 Uhr in jener Nacht, waren zwei Beamte des Sindelfinger Reviers aufgetaucht. Anwohner hatten sich wegen Ruhestörung beschwert. Die Polizisten wurden mit dem Refrain eines Songs der Punkband Slime empfangen: "Wir wollen keine Bullenschweine." Ein 20-jähriger Gitarrenspieler hatte es angestimmt. Die Beamten wollten seinen Ausweis sehen. Er weigerte sich. Sie wollten ihn aufs Revier mitnehmen, doch da griffen andere Partyteilnehmer ein. Ein 19-Jähriger soll einen der Polizisten ins Gesicht geschlagen haben.

Schlagstöcke und Pfferspray im Einsatz

Danach ging's bei und in der Stadthalle drunter und drüber. Zwölf weitere Polizisten rückten an. Sie setzten Schlagstöcke und Pfefferspray ein. Am Ende wurden der Gitarrist und der 19-Jährige vorläufig festgenommen. Die beiden Abiturienten waren wenige Stunden später freigelassen worden.

Rund 20 Partyteilnehmer hatten danach den Arbeitskreis 11. Juli gegründet. Sie forderten, so ihr Sprecher, die "restlose Aufklärung der polizeilichen Angriffe auf Feiernde". Die Polizisten, so der Vorwurf, hätten wahllos mit Schlagstöcken auf Leute eingeprügelt. Den Arbeitskreis gibt es inzwischen nicht mehr. Das sagte jetzt der damalige Sprecher unserer Zeitung. Nur die kurz nach der Auseinandersetzung eingerichtete Internetseite existiert noch. Der letzte Eintrag datiert vom 10. September 2010.

"Wir haben die Vorwürfe gegen die Polizisten geprüft, weil es ein Offizialdelikt ist", so die Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Das bedeutet: Die Behörde musste ermitteln, obwohl keine Strafanzeige gegen einen der Beamten vorlag. Der Anwalt des bei der Festnahme am Knie verletzten 19-Jährigen habe zwar noch in der Nacht vorsorglich Strafantrag gestellt, die Sache aber später nicht weiterverfolgt. Auch das ärztliche Attest, das der Abiturient der Ermittlungsbehörde bringen sollte, sei nie gekommen.

Die Staatsanwaltschaft stützt die Einstellung auch auf "neutrale Zeugen". Dabei handelt es sich laut Krauth um Mitarbeiter der Stadthalle. Nach deren Angaben seien die Feiernden "aggressiv" gewesen. Sie hätten sich gegenüber den Polizisten "respektlos und herablassend" verhalten.

Für den Gitarristen, der sich fürs Bullenschweine-Lied bei der Sindelfinger Polizei kurz nach dem Vorfall schriftlich entschuldigt hatte, ist der Fall noch nicht erledigt. Ihm wird laut Krauth Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte vorgeworfen. Der Abiturient, der einen Beamten ins Gesicht geschlagen haben soll, muss sich möglicherweise wegen Körperverletzung verantworten. Beide Ermittlungsverfahren sind ein gutes Jahr danach noch nicht abgeschlossen.