Sportler, Trainer, Ordner – alle sind gefordert im Kampf gegen Gewalt Foto: Baumann

Die Intensität der Gewalt auf Sportplätzen nimmt zu. Zuletzt wurde ein Schiedsrichter in Möhringen brutal attackiert. Der Amateurfußball müsse sich selbst reinigen, fordert StN-Sportredakteur Jürgen Frey in seinem Kommentar.

Stuttgart - Der Württembergische Fußball-Verband (WFV) verweist zu Recht darauf, dass von 6000 Spielen an einem Wochenende die allermeisten friedlich ablaufen. Doch jeder Spielabbruch und jeder Angriff auf einen Schiedsrichter ist einer zu viel. Deshalb sind Anti-Aggressions-Seminare zwar gut, abschreckend wirken diese Maßnahmen selten. Das zeigt die steigende Intensität der Gewalt. Der Verband muss über eine Verschärfung seiner Strafen nachdenken. Wer einem Schiedsrichter die Faust ins Gesicht schlägt, hat auf einem Sportplatz nichts mehr zu suchen – ohne irgendwelche Schlupflöcher. Dies entlässt den WFV aber nicht aus der Pflicht, über kreativere Bestrafungen nachzudenken, wie es in anderen Verbänden der Fall ist.

Die größte Chance des Amateurfußballs bei dieser gesamtgesellschaftlichen Problematik liegt darin, sich selbst zu reinigen. Der entscheidende Impuls im Kampf gegen Gewalt muss aus den Vereinen kommen. Erfolge im unteren Leistungsbereich – und schon gar nicht in der Jugend – sind nicht alles. Gegenseitiger Respekt und Fair Play sollten wichtiger sein als drei Punkte. Sportler, Trainer und Eltern müssen sensibler, wacher werden – und Zivilcourage zeigen. Sie müssen sofort eingreifen, wenn sich etwas hochzuschaukeln beginnt. Im Kleinen muss angefangen werden: Schon der Trikotzupfer in der E-Jugend gehört auf den Index.

Dies muss der Verband seinen Vereinen bei jedem Staffeltag, seinen Trainern bei jeder Schulung unmissverständlich klarmachen. Sonst schreitet die Selbstzerstörung des Amateurfußballs weiter voran.