Renate Strauß (links) und Margot Schinke von den Frauen für Gleichberechtigung. Foto: Granville

Straftaten gegenüber Frauen nehmen bundesweit zu. Die Gewaltambulanz in Stuttgart hilft Frauen, die Opfer von Gewalt werden. Eine Rechtsmedizinerin informiert am Welttag zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen, Montag, 25. November, über Gewalt gegen Frauen und die Ambulanz.

Hass im Netz, Sexualdelikte oder körperliche Gewalt: Straftaten gegen Frauen nehmen überall zu, wie eine Auswertung des Bundeskriminalamtes aus dem vergangenen Jahr belegt. Besonders stark angestiegen sind die Fälle, bei denen Frauen aus politisch motivierten Gründen Gewalt zugefügt wird. Im vergangenen Jahr hat das BKA mehr als doppelt so viele Fälle wie noch im Jahr davor registriert. Der internationale Tag zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen, der jährlich am 25. November stattfindet, macht auf Entwicklungen wie diese aufmerksam.

 

Anlässlich dazu lädt die Leonberger Agendagruppe Frauen für Gleichberechtigung zu einem Vortrag der Rechtsmedizinerin Leonie Sibold ein – die über ihre Arbeit in der Stuttgarter Gewaltambulanz für Frauen spricht. In einer dazugehörigen Plakatausstellung macht die Arbeitsgruppe darüber hinaus auf Sexismus aufmerksam.

Anonyme Untersuchung, ohne Anzeige erstatten zu müssen

In der Ambulanz können sich Frauen, die Opfer von Gewalt geworden sind, von Ärztinnen wie Sibold medizinisch untersuchen lassen. „Die Ärztinnen sind geschult und die Untersuchung findet anonym statt“, erklärt Renate Strauß, Sprecherin der Frauen für Gleichberechtigung. „Erst einmal ohne Anzeige zu erstatten, aber gerichtsfest, also die Beweise sichernd.“ Ob die Frauen Anzeige erstatten wollen, können sie später selbst entscheiden.

„Uns geht es darum, die Frauen für den Notfall zu informieren“, sagt Strauß. Die Gewaltambulanz in der Kriegsbergstraße gibt es seit November vergangenen Jahres und ist an die Uniklinik in Heidelberg angeschlossen. „Wichtig ist es, sofort in die Ambulanz zu gehen, um keine Beweise zu vernichten – und nicht etwa aus Scham zu baden oder zu duschen, um die Erfahrung versuchen abzuwaschen“, betont Strauß. Dafür sei die Gewaltambulanz am Wochenende durchgehend geöffnet. Montags ist sie von 0 bis 23 Uhr besetzt, an den anderen Tagen von 8 bis 23 Uhr.

Parallel zum Vortrag wird am Montagabend auch die Plakatausstellung der Leonberger Frauen für Gleichberechtigung über Sexismus eröffnet – unter dem Titel „Gemeinsam gegen Sexismus.“ Darin geht es unter anderem darum, was Sexismus bedeutet und wie er sich zum Beispiel am Arbeitsplatz, in Filmen oder Büchern äußert. „Denn so fängt es an“, sagt Strauß. „Nicht jeder, der blöde oder sexistische Sprüche bringt, wird gewalttätig, aber so fängt es an.“ Wenn man das beispielsweise in den sozialen Medien durchgehen lasse und toleriere, könne sich das zu Cybermobbing oder anderer Digitaler Gewalt entwickeln.

Sie finde es besorgniserregend, dass inzwischen vieles hoffähig geworden sei. „Das hängt sicherlich auch damit zusammen, dass es im Internet so leicht ist, Andere niederzumachen“, vermutet Strauß. Die Auswertung des BKA nennt zudem, dass der Anstieg der politisch motivierten Fälle von Hasskriminalität darin begründet sei, dass es Ideologien gebe, die die Gleichberechtigung und Gleichstellung der Geschlechter ablehnen.

Veranstaltung im Bürgerzentrum

Vortrag
Am Montag, 25. November, laden die Frauen für Gleichberechtigung um 19 Uhr zu einem Vortrag über die Gewaltambulanz am Klinikum Stuttgart ins Bürgerzentrum in der Leonberger Stadtmitte in der Neuköllner Straße 5 ein.

Plakatausstellung
Ebenfalls am Montag wird die Plakatausstellung „Gemeinsam gegen Sexismus“ der Frauen für Gleichberechtigung eröffnet. Die Ausstellung ist bis Februar 2025 im Bürgerzentrum zu sehen, der Eintritt ist frei.