Der Max-Eyth-See ist für viele Freizeitaktivitäten beliebt. Foto: Lichtgut/Christoph Schmidt

Viele Interessen treffen am Max-Eyth-See aufeinander: Angler, Bootsverleih, Spaziergänger – und sollte man dort nicht auch irgendwann mal wieder baden können?

Stuttgart - Denkt man über die Zukunft des Max-Eyth-Sees nach, denkt man umgehend auch an seine Vergangenheit: Das Schwimmen war hier nicht immer verboten. Erst seit 1978 darf hier nicht mehr geplanscht werden. Ein See, in dem man auch baden kann, ist neben sauberer Luft, einer Überlebenschance für Fahrradfahrer und einem in den nächsten dreißig Jahren fertiggestellten Bahnhof womöglich einer der größten gegenwärtigen Wünsche vieler Stuttgarterinnen und Stuttgarter. Dessen Erfüllung schien in jüngerer Vergangenheit gar nicht so fern.

Als sich die Stadt als Ausrichter der Olympischen Spiele 2012 bewarb, war im Bewerbungstext zu lesen: „Durch das ehrgeizige Projekt, die Wasserqualität im Max-Eyth-See bis zum Beginn des nächsten Jahrzehnts nachhaltig zu verbessern, wird der Triathlonwettbewerb der Stuttgarter Bevölkerung ein wertvolles Sport- und Freizeitangebot hinterlassen.“ Man stellte damals also in Aussicht, die Wasserqualität des Sees dergestalt zu verbessern, dass Menschen darin schwimmen können. Was ist aus dem „ehrgeizigen Projekt“ geworden, nachdem sich der Olympiaverband für einen anderen Austragungsort, für London entschieden hatte?

Die Interessen der Nutzer sind vielfältig

„Nach unserer heutigen Einschätzung ist die Wasserqualität hier für einen Badesee nicht ausreichend“, sagt Alexander Gass vom für den Max-Eyth-See zuständigen Tiefbauamt: „Trotz zahlreicher umgesetzter Maßnahmen konnte die Wasserqualität nicht so verbessert werden, dass eine Badenutzung möglich ist. Allein 2018 kam es zu einer starken Algenentwicklung mit potenziell giftigen Blaualgen im See.“ Der Max-Eyth-See wird also wohl eher nicht zum Planschbecken werden.

Stattdessen soll er ein Ausflugs- und Naherholungsziel mit vielfältiger Nutzung bleiben. Es gelte, die Interessen aller Nutzer zu betrachten. Doch die sind – wie gesagt – vielfältig.

Da wäre zum Beispiel Horst Bauer, der am Max-Eyth-See seit gut 20 Jahren Boote verleiht. Da sich momentan wieder viele Wasserpflanzen im See ausbreiten, kann er keine Elektroboote vermieten. Deren Motoren würden verkrauten. Dass es sich um harmlose Pflanzen, nämlich das Krause Laichkraut handelt, hilft dem Bootsverleih freilich nicht weiter. Drum wird demnächst ein Mähboot auf dem See eingesetzt werden, das die Pflanzen kürzen soll.

Unterwasserpflanzen stabilisieren den Sauerstoffgehalt des Sees

Dieses Vorgehen wiederum verwundert Hans-Hermann Schock, den Vorsitzenden des Württembergischen Anglervereins: „Der See ist jetzt seit 1970 erstmals in einem Zustand, der naturähnlich ist“, meint er. Die Unterwasserpflanzen stabilisierten den Sauerstoffgehalt, sodass an heißen Tagen kein weiteres Fischsterben wie in den letzten Jahren zu erwarten sei. Zudem habe sein Verein über Jahre hinweg versucht, den Fischbestand dahingehend zu ändern, dass die Fische die Wasserpflanzen nicht behindern. Und nun, da die gewünschten Wasserpflanzen gedeihen, sollen sie wieder gemäht werden.

Was die Frage aufwirft, ob man nicht einfach auf Elektroboote verzichten sollte. Bootsverleiher Horst Bauer möchte diese zwar eigentlich gern weiterhin anbieten: „Es wäre schon schade, weil der nächste See, auf dem man Elektroboot fahren kann, der Bodensee ist. Als Nostalgiker möchte ich das eigentlich gerne bewahren. Viele Besucher kommen auch ausschließlich, um hier mit dem Elektroboot zu fahren.“ Andererseits seien Batterie- und Motorenwartung durchaus auch ein Kostenfaktor.

Alles bleibt mehr oder weniger so, wie es ist

Jetzt werden die Pflanzen in Teilen des Sees aber erst mal gekürzt. Laut Tiefbauamt eine Kompromisslösung, die das Bootfahren stellenweise ermögliche, aber auch die positive Wirkung der Wasserpflanzen auf die Wasserqualität erhalte. Allein: Muss denn dann nicht in vier Wochen wieder gemäht werden, wie man’s vom heimischen Rasen kennt? „Nach dem Mähen werden wir beobachten, wie schnell die Wasserpflanzen nachwachsen. Erst dann können wir entscheiden, ob weitere Mäheinsätze erforderlich werden“, so Alexander Gass.

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Beim Max-Eyth-See bleibt also alles mehr oder weniger so, wie es ist. Eine Vertiefung des Sees, wie sie etwa Hans-Hermann Schock befürwortet, ist wohl auszuschließen. Das sei zu teuer und aufwendig. Interessanterweise hätte Schock als Angler gar kein Problem damit, wenn im Max-Eyth-See eines Tages wieder gebadet werden würde. Angler und Badegäste könnten seiner Ansicht nach gut miteinander auskommen. Wobei davon zugegebenermaßen nicht alle Angler überzeugt seien.

Doch das Baden scheint ohnehin unrealistisch. Neben der Blaualgengefahr seien auch saisonal vorhandene Wasservögel ein Grund für hohe Keimzahlen, die bei einer Ausweisung als Badestelle regelmäßig zu Badeverboten führen würden. Vielleicht soll es also einfach nicht sein, dass man in Stuttgart je in einen See wird springen können. Immerhin: Die Freibäder freuen sich darüber bestimmt.