Hitzewellen und Trockenheit machen Gewässern ohnehin zu schaffen. Die Stadt Stuttgart weist deshalb darauf hin, dass das Abpumpen von Wasser verboten ist.
Noch fließen Linden- und Feuerbach, der Elsenbach, die Körsch und alle anderen Stuttgarter Bäche. Doch damit könnte es bald vorbei sein, wenn der Sommer heiß wird und der Regen ausbleibt. Und Neckar und Körsch hätten sogar schon jetzt Probleme, wenn nicht durch die Kläranlagen gereinigtes Abwasser zugeführt würde. Deshalb warnt das Amt für Umweltschutz davor, aus den Bächen und stehenden Gewässern Wasser abzupumpen. Denn das ist strikt verboten.
„Pro Jahr erwischen die Kontrolleure vom Tiefbauamt etwa fünfmal Wasserdiebe, die Wasser in größeren Mengen mit Pumpen entnehmen“, sagt Reinhold Alt von der Unteren Wasserbehörde beim Amt für Umweltschutz. Er erinnert sich an einen Fall, bei dem eine Gärtnerei im großen Stil Wasser abgepumpt hat. Ansonsten seien es häufig Kleingärtner, die laut Alt aus Unwissenheit zum Wasserdieb werden. Wird in großem Stil Wasser geklaut, kann das bis zu 50 000 Euro Strafe kosten. Und sobald Trockenheit droht, sind die Wassersheriffs vom Tiefbauamt ständig auf Patrouille.
Kleingärtner müssen Obst und Gemüse anbauen
Harald Schäfer, Fachberater vom Landesverband der Kleingärtner, hält dagegen, dass die überwiegende Zahl der Schrebergärten ans Trinkwassersystem angeschlossen sei oder es Gemeinschaftsbrunnen gebe. Seine Erfahrung: „Es gibt sogar Menschen, die in die Kleingartenanlagen eindringen und dort ihr Wasser stehlen.“ Zudem ist er überzeugt, dass die soziale Kontrolle bei den Schrebergärtnern gut funktioniert. Schäfer: „Hält sich der eine an das Verbot, Wasser zu entnehmen, und sein Rasen wird braun, wird er den Nachbarn mit grünem Rasen zur Rede stellen.“ Ihr Obst und Gemüse hätten die Kleingärtner bislang aber immer gießen dürfen. „Wir sind ja auch per Bundeskleingartengesetz verpflichtet, beides auf insgesamt einem Drittel der Fläche anzubauen“, so Schäfer.
In geringen Mengen darf Wasser abgeschöpft werden
Gestattet ist der sogenannte Gemeingebrauch, das Abschöpfen von Wasser „in geringen Mengen“ mit Eimer oder Gießkanne – allerdings nur solange keine Gefahr besteht, dass die Bäche austrocknen. Ist das der Fall, kann auch das per Verfügung untersagt werden. Denn Wassermangel bedroht Flora und Fauna. Der Nabu, Gruppe Stuttgart, hält es schon jetzt für bedenklich, wie wenig Wasser die Flüsse und Tümpel in Stuttgart haben, und sieht durch die Hitze der jüngsten Zeit die Amphibien bedroht, deren Lebensraum die Gewässer oder auch mit Regenwasser gefüllte Wagenspuren sind. „Bereits in den vergangenen Jahren waren Juni, Juli und August so heiß, dass Tümpel und Fahrrillen in Wäldern völlig ausgetrocknet waren und der Pegel von Bächen gesunken ist“, stellt Michael Scheiber, Exkursionsleiter beim Nabu Stuttgart, fest.
Bedroht von Trockenheit sind unter anderem die seltenen Gelbbauchunken und der Feuersalamander, Libellen, Fische und der ebenfalls seltene Steinkrebs. Aber auch viele Pflanzen an den Gewässern kommen mit Trockenheit nicht klar. „Durch den Klimawandel wird sich auch die Vegetation verändern“, sagt Reinhold Alt.
Hilfe durch die Feuerwehr nur im äußersten Notfall
Dass die Feuerwehr ausgetrocknete Teiche, Tümpel oder Seen wieder auffüllt, halten weder Alt noch Scheiber für sinnvoll, weil das Wasser schnell wieder verdunstet. Alt weist darauf hin, dass dadurch wertvolles Trinkwasser „den Bach runtergeht“. Wichtiger sei, dass die Wasserverdunstung durch Schatten spendende Gehölze gering gehalten wird und das Sohlsubstrat (Kiesel und Steine im Gewässer) stimmt. „Darunter können sich kleine Fische und Amphibien verstecken und haben bei Trockenheit längere Überlebenschancen.“
Die Tipps der Experten: Wasser in Regentonnen sammeln, den Boden mit Mulch bedecken, denn das fördert das Leben im Boden, und ein krümeliger, von Würmern und Asseln durcharbeiteter Boden nimmt besser Regen auf.