Das ist ein idyllischer Anblick. Doch zu viel Laub schadet Gewässern wie dem Bärensee in Filderstadt. Ein großes Fischsterben war schon die Folge. Foto: Weissert/z

Vor fünf Jahren kam es am Bärensee in Filderstadt zu einem großen Fischsterben. Seither sei nichts unternommen, um den See vom Schlamm zu befreien, kritisieren die Mitglieder der Anglergruppe.

Filderstadt - Wenn Frank Weissert am Bärensee auf Filderstädter Gemarkung vorbeiläuft – und das macht er mehrmals die Woche – stinkt es ihm gewaltig. Und da ist er nicht der Einzige. Denn es stinkt dort für jeden gut nachvollziehbar nach Schwefel. Und Weissert stinkt es da auch noch in einem erweiterten Sinne: Den Vorsitzenden der Anglergruppe Bärensee Filderstadt nervt es gewaltig, dass nichts unternommen werde gegen den zunehmenden Verfall dieses Naturidylls.

Der See ist überdüngt

Die Ursache ist in beiden Fällen dieselbe: In dem Seewasser befinden sich zu viele Nährstoffe, er ist überdüngt. Das liegt auch an einer zunehmend größeren Schlammschicht, und das führt zu Sauerstoffarmut im Wasser. Daher der Schwefelgeruch. So ist der See längst nicht mehr der Lebensraum für Wassertiere und Amphibien jeglicher Art, der er eigentlich sein könnte.

Um von Angelerfolgen am Bärensee erzählen zu können, müssen die Gruppenmitglieder deshalb schon seit Langem das Angler-Latein bemühen. Doch darum geht es ihnen laut Weissert auch gar nicht: „Wir wollen diesen Naturraum möglichst intakt erhalten. Geht es dem See gut, geht es auch den Pflanzen und den Lebewesen in und am See gut und damit auch den Fischen. Das eine bedingt das andere.“ Der traurige Höhepunkt bisher war in dieser Sache ein großes Fischsterben im Jahr 2017.

Teillösung war nicht einmal ein Teilerfolg

Eine Lösung dazu gibt es auch: Der Schlamm muss raus, und zwar möglichst vollständig. Doch damit beginnen die Probleme. Dass eine wirksame Sanierung bislang ausblieb, liegt insbesondere am Kurs des Umweltschutzreferats der Stadt Filderstadt. Das Landratsamt steht einer Entschlammung dagegen durchaus positiv gegenüber, da der Bärensee zwar als flächenhaftes Naturdenkmal ausgewiesen ist, als künstliches Gewässer trotzdem alle paar Jahre entschlammt werden müsse. Einer teilweisen Entschlammung wurde zugestimmt im Winter 2020, da war das große Sterben von 2017 noch in Erinnerung. Doch laut Weissert war diese Teillösung nicht einmal ein Teilerfolg. „Das scheiterte schon deshalb, weil dazu eine längere Frostperiode notwendig ist“, so Weissert, „diees hier aber nicht mehr gibt“.

Zu wenig Sauerstoff für Lebewesen

Diese Klagen sind auch wissenschaftlich messbar. Der Richtwert dafür ist der Sauerstoffgehalt des Wassers. Und die waren von Juli bis August 2021 an der Oberfläche durchschnittlich bei 7,4 Milligramm pro Liter (mg/l), in 50 Zentimeter Tiefe bei 6,4 mg/l, bei 100 Zentimeter 0,4 mg/l. Bei der einer Messung Anfang November 2021 wurden bei 70 Zentimeter noch 3,2 mg/l festgestellt - hier endet der Lebensraum für Muscheln, Schnecken, Fische und andere Tiere. Fazit: Die Sauerstoffwerte sind seit fünf Jahren unverändert äußerst Besorgnis erregend. Ein neues Umkippen des Sees ist jederzeit möglich. Alle punktuellen Maßnahmen, das Abwarten und Beobachten haben nichts gebracht, eine umfassende Entschlammung ist unumgänglich.

Ums Angeln gehe es ihm und der Anglergruppe nicht mehr, sagt Weissert. „Da ist vielleicht noch ein Zehntel des Bestands drin“, so sein Vergleich zur Zeit vor dem Fischsterben. „Ich hoffe, dass der Filderstädter Bärensee diesen Herbst von seiner Schlammlast befreit wird.“