Gedränge am Strand und im Wasser. Foto: 7aktuell.de/Nils Reeh

Eine Messerattacke auf einen 19-Jährigen und ein unerwarteter Ansturm von Badegästen lösen in Neckartailfingen im Landkreis Esslingen chaotische Zustände aus. Polizei und privater Sicherheitsdienst wurden offenbar überrascht.

Neckartailfingen - Erst ein gewaltiger Bade-Ansturm am Wochenende, dann ein blutiger Zwischenfall: Am Aileswasensee in Neckartailfingen hat am Montagabend ein 18 Jahre alter Reutlinger einen 19-jährigen Bekannten mit einem Messer schwer verletzt. Wie die Polizei mitteilte, ging der Täter gegen 19.50 Uhr zielstrebig auf den am Badesee liegenden jungen Mann zu und stach mehrmals auf ihn ein, dann floh er.

Polizeihund spürt Gesuchten auf

Die Polizei suchte mit einer Hundestaffel und einem Helikopter nach dem Mann. Gegen 21.30 wurde er in einem Maisfeld von einem Polizeihund aufgespürt und festgenommen. Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft Tübingen wegen versuchten Totschlags gegen ihn. Die Hintergründe der Tat seien noch unklar. Die anfänglichen Angaben eines Polizeisprechers, wonach das Opfer lebensgefährlich verletzt sei, wurden später korrigiert: Er schwebe nicht in Lebensgefahr.

Handtücher dicht an dicht

Schon am Samstag und Sonntag war der Aileswasensee in die Schlagzeilen geraten. Die Hitze hatte Tausende Menschen aus der ganzen Region Stuttgart an seine Ufer getrieben. Das führte zu Chaos in der 3200-Einwohner-Gemeinde. Stau auf den Straßen, Wildparker auf Feldern und Wiesen, überforderte Ordner und Sicherheitskräfte – Bilder wie diese bestimmten das Geschehen. Direkt am See sei laut Augenzeugen keine Spur von Ordnungskräften gewesen. Die Folge: Handtücher dicht an dicht, niemand schien sich für den coronabedingten Mindestabstand zu interessieren. „Die Security-Mitarbeiter mussten vor allem den Verkehr ordnen“, erklärt Achim Rapp, Leiter des Neckartailfinger Hauptamtes. „Zwar hatten wir auch eigene Leute am See, aber die konnten angesichts dieser Massen wenig machen.“ Es sei nur eine Handvoll Ordner übrig gewesen, um die Regeln am See durchzusetzen. „Wir hatten gehofft, dass die Leute selbstverantwortlich handeln.“

Auch die Polizei schien von der hohen Besucherzahl überfordert zu sein. „Unsere Kollegen haben irgendwann keine Menschen mehr auf das Gelände gelassen“, sagt Martin Raff vom Polizeipräsidium Reutlingen, das auch für den Landkreis Esslingen zuständig ist. „Man kann nicht einfach einen Platz mit Tausenden Menschen räumen.“