Der Gewa-Tower löst auch nach der Insolvenz kontroverse Debatten aus. Foto: Patricia Sigerist

Der FW/FD-Fraktionschef Ulrich Lenk setzt sich gegen die Vorwürfe der SPD zur Wehr – und keilt zurück. Er legt Wert darauf, dass die Stadt weder Bauherr noch Eigentümer des Grundstücks war.

Fellbach - Die finanzielle Schieflage beimGroßprojekt Gewa-Tower sorgt in der Fellbacher Lokalpolitik für erhebliche Misstöne. Nachdem aus den Reihen der SPD der bürgerlichen Ratsmehrheit nach der Insolvenz mehrfach vorgeworfen worden war, das wirtschaftlich waghalsige Mega-Hochhaus nicht frühzeitig gestoppt zu haben, setzt sich die FW/FD-Fraktion nun gegen die Kritik zur Wehr.

„Wir brauchen uns nicht vorwerfen lassen, dass uns die Bürger und deren Meinung egal sind und wir uns vor den Karren eines Investors spannen lassen“, keilt Fraktionschef Ulrich Lenk in einer am Montag verschickten Stellungnahme zu den Vorwürfen zurück. Er sieht im Stil der Auseinandersetzung „das Maß des Erträglichen weit überschritten“ und betont, dass sich seine Fraktion mit dem kontrovers diskutierten Projekt sehr intensiv und sorgfältig auseinandergesetzt habe. Ausschlaggebend für die Zustimmung zu den Hochhaus-Plänen sei im Jahr 2007 der Wunsch gewesen, die hässliche Bauruine auf dem Fromm-Areal auf Kosten des Investors zu entfernen und durch ein privates Bauvorhaben mit Hotel und über 230 Wohnungen zu ersetzen.

Das 107-Meter-Hochhaus sollte unter keinen Umständen eine Bauruine werden

Wert legt Lenk auf die Feststellung, dass die Stadt Fellbach weder Bauherr noch der Eigentümer des Grundstücks war. Obwohl bei sonstigen privaten Baugenehmigungen nicht gefragt werde, ob die Finanzierung auch ausreichend sei, hätten sich die Stadträte bei dem 107-Meter-Hochhaus einen solchen Nachweis ausbedungen. „Wir wollten unter allen Umständen vermeiden, dass der Hotelruine eine Tower-Ruine folgt“, schreibt Lenk im Namen sämtlicher Fraktionsmitglieder. Bei der Prüfung der 2014 vorgelegten Finanzierungsnachweise hätten die beiden beauftragten externen Gutachter die Wirtschaftlichkeitsbestätigung außerdem als ausreichend bewertet und Schadenersatzforderungen gegen die Stadt bei einer Ablehnung des Projekts in den Raum gestellt. „Neben der städtebaulichen Qualität ging es uns als Fellbacher Gemeinderat immer darum, dass keine neuerliche Bauruine entsteht“, betont Ulrich Lenk in der Stellungnahme. Er geht „optimistisch davon aus, dass der Bau des Towers so weit fortgeschritten ist, dass er auch nach dem Insolvenz-antrag ohne große zeitliche Verzögerungen zu Ende gebaut wird“. Damit sei das wichtigste Anliegen der Stadt erfüllt. Lenk: „Es ist weit überzogen, dass die SPD von einer Katastrophe spricht.“

Ulrich Lenk: „Uns sind ambitionierte Unternehmer auch lieber als mutlose Unterlasser“

Neben der Klarstellung des eigenen Standpunkts nutzt der Fraktionschef („Wer einigermaßen mit der Materie vertraut ist, wusste sehr genau, dass ein so großes Bauprojekt und eine mit 6,5 Prozent verzinste Anleihe zwangsläufig mit einem erhöhten Risiko verbunden sind“) für Kritik an Sozialdemokraten und Grünen. Die beiden Fraktionen hätten sich in Fellbach seit Jahren zu „Sprechern der Bedenkenträger und der Mutlosen gemacht“ und deshalb auch die gelungene Erweiterung der Schwabenlandhalle oder das F-3-Bad abgelehnt. Lenk: „Nur wer nichts macht und immer dagegen ist, macht keine Fehler. Insofern sind uns ambitionierte Unternehmer auch lieber als mutlose Unterlasser – auch wenn damit gewisse Risiken nicht gänzlich ausgeschlossen werden können.“