Der Gewa-Tower und der Hotelbau, der ihn umringt, sind erst halb fertig. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Der Generalunternehmer beim Gewa-Tower in Fellbach beklagt, dass die Bieter um die Fertigstellung des Turms, die Investoren, die das insolvente Hochhaus retten sollen, nicht mit ihm verhandeln. Diese fürchten allerdings, dass die Firma sich bereichern will.

Fellbach - Das Tauziehen um den Weiterbau des insolventen Gewa-Towers zieht bemerkenswerte Kreise: Am Mittwoch hat sich der Generalunternehmer Baresel, mit einer Presseerklärung eingeschaltet. „Entgegen anderslautender Medien-Mitteilungen haben weder der vorläufige Insolvenzverwalter noch die beiden in der Öffentlichkeit und auch bei der Baresel GmbH namentlich nicht bekannten Interessenten bisher Verhandlungen mit der Baresel GmbH über die vorgelegten Angebote aufgenommen“, schreibt die Firma bedauernd und lässt erkennen, dass sie den Turmbau gerne vollenden würde. „Die Baresel GmbH hat großes Interesse, die Arbeiten am Tower erfolgreich abzuschließen“, heißt es in der Mitteilung. Sie „steht im Grundsatz weiter zur Verfügung“.

Lesen Sie hier die Geschichte des Skandalbaus in Fellbach.

Baresel erntete Kritik von Investoren

Verwundern muss es nicht, dass die Investoren und der vorläufige Insolvenzverwalter Ilkin Bananyarli sich nicht melden, haben diese doch gegenüber den Anleihegläubigern, inhaltlich fast gleichlautend, kritisiert: „Das Angebot vom 7. Dezember für Fertigstellung des Gewa-Towers und des Hotels spezifiziert die noch zu erbringenden Leistungen nicht in einer Form, als dass die Leistungen der Firma Baresel GmbH nachvollziehbar wären.“ So liegt für sie die Schlussfolgerung nahe: „Insgesamt ist dem Unterzeichner der Eindruck entstanden, dass die Firma Baresel GmbH versucht, entgeltliche Vorteile zu ihren Gunsten zu vereinnahmen und nicht an einer schadensminimierenden Mitwirkung interessiert ist.“

Branchendienst schätzt Tower-Gesamtkosten auf 80 Millionen Euro

Nicht bestätigt ist bisher, dass Baresel knapp 30 Millionen Euro fordert, wie im Immobilienbrief Stuttgart behauptet wird, womit nach dessen Rechnung die gesamten Baukosten auf etwa 70 Millionen Euro steigen könnten. Die Gewa war von gesamten Baukosten von 61,5 Millionen Euro ausgegangen. Damit hätten zur Gewa-Insolvenz nicht nur ein Erlös-Problem – 22 der 66 Wohnungen, ausnahmslos Luxuswohnungen in den oberen Etagen des 107 Meter oder 34 Stockwerke hohen Wohnturms sind noch nicht verkauft –, sondern auch ein Problem mit höheren Kosten als kalkuliert beigetragen. Einschließlich einer Risikoprämie und der Bauträgermarge kommt der Branchendienst auf Gesamtkosten für den Tower von 80 Millionen Euro.

Die Baresel GmbH betont, dass sie die Arbeiten im vergangenen November unterbrochen hat, als Zahlungen des Auftraggebers ausblieben. Nach dem Insolvenzantrag habe sie die Schadensminimierung im Sinne aller Beteiligter eingeleitet.