Die Stadt appelliert mit Schildern an die Besucher des Skateparks, die Abstandsregeln einzuhalten. Foto: /Kerstin Dannath

Die Wendlinger Skateanlage ist in Coronazeiten stark frequentiert – das sorgt für Kritik. Damit der Park offen bleiben kann, sucht die Stadt nun das Gespräch mit den Nutzerinnen und Nutzern.

Wendlingen - Skaten als Sportart wird immer beliebter – aus der Jugendkultur ist längst ein richtiger Leistungssport geworden. Das Skateboarden wurde mittlerweile sogar ins olympische Programm aufgenommen. Bei den Spielen 2020 in Tokio sollte erstmals um Medaillen geskatet werden, dem machte das Coronavirus bekanntlich einen dicken Strich durch die Rechnung. Die Olympischen Spiele wurden verschoben und auch auf den Straßen war das Skaten wegen der Corona-Beschränkungen gar nicht oder nur noch eingeschränkt möglich. Viele Skateparks, wie zum Beispiel der unter der Esslinger Adenauerbrücke, sind mal offen und mal geschlossen, zur Zeit ist der Platz dort wieder mal mit Bauzäunen abgeriegelt. Unterm Strich ist die Verunsicherung nicht nur in der Szene groß, wirklich Durchblick haben nur wenige. Die Skater suchen Ausweichmöglichkeiten, auch im Umland.

Stadt könnte Park sperren

So bemerkte der Wendlinger Stadtrat Werner Kinkelin auf der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Technik (ATU), dass sich auf dem Wendlinger Skaterplatz im Speckweg – eine der wenigen Sportstätten, die geöffnet ist – bei gutem Wetter bis zu hundert Kinder und Jugendliche tummeln würden: „Ist das eigentlich in Anbetracht der hohen Inzidenzzahl so in Ordnung?“ Er schob aber sofort nach, dass ihm bewusst sei, dass das ein „schwieriges Thema“ sei. Skaten ist als kontaktfreie Individualsportart nicht grundsätzlich untersagt, antwortete Bürgermeister Steffen Weigel. Es dürfe nur nicht zu Ansammlungen kommen und die Abstände müssten eingehalten werden.

Auch dem Stadtoberhaupt ist aufgefallen, dass die Wendlinger Anlage, die während des ersten Lockdowns im März 2020 gesperrt war, stark frequentiert wird. „Wobei mir bis zu hundert Kids aber zu viel erscheint“, so Weigel weiter. Natürlich könne die Stadt als Eigentümer den Platz sperren. Er ziehe es aber vor, das Gespräch mit den Besuchern zu suchen und eventuell das Jugendhausteam vom Zentrum, dass einen guten Kontakt zum Nachwuchs hat, auf das Dilemma anzusetzen.

Nur bestimmte Zeitfenster

Bei zwei Stichproben an verschiedenen Tagen war das Getümmel auf dem Skaterplatz tatsächlich größer, als es nach den geltenden Hygiene-Bestimmungen erlaubt ist. Laut Landesverordnung vom 24. April gilt für Sportanlagen und Sportstätten im Freien, dass bei einer Inzidenz über 100 kontaktlose Individualsportarten alleine, zu zweit oder mit den Angehörigen des eigenen Haushalts ausgeübt werden dürfen. Kinder bis einschließlich 13 Jahre dürfen zu fünft sporteln. Wenn nun sechs bis acht Skater im Teenageralter ohne Maske oben auf der Halfpipe dicht nebeneinander stehend zuschauen, wie einer von ihnen einen Trick übt, und sich insgesamt 20 bis 30 Besucher auf der Anlage tummeln, ist das kontraproduktiv. Den Skatern selbst ist das auch bewusst: „Aber wir müssen ja schließlich irgendwo hin“, sagt einer von ihnen – blau gefärbte Haare, lässiger Streetstyle, seinen Namen will der junge Mann nicht in der Zeitung lesen.

Christof Georgi vom Jugendhaus Zentrum in der Neuffenstraße ist sich des Dilemmas bewusst. Der Jugendhausleiter kommt im Zuge seiner „Stadtspaziergänge“ regelmäßig an der Anlage vorbei. Ihm ist wichtig, dass der Platz offen bleibt: „Bewegung kommt in der Pandemie einfach zu kurz. In den Schulen und in den Vereinen läuft gerade wenig bis gar nichts und die Kids müssen sich einfach austoben. Skaten gilt ja als Individualsportart und ist damit erlaubt.“ Vor allen Dingen die Jungs hätten einen großen Bewegungsdrang, der befriedigt sein möchte: „Natürlich gibt es auf dem Skaterplatz auch ein paar Mädchen und junge Frauen, aber die Jungs sind klar in der Überzahl.“ Georgi weiß, dass es immer nur ganz bestimmte Zeitfenster sind, in denen der Platz übermäßig stark frequentiert wird – schließlich hätten die Kids Montagmorgens um 9.30 Uhr anderes zu tun. Wenn es hart auf hart kommt, könne man das Dilemma über Zeitslots, die im voraus gebucht werden müssen, lösen: „Wenn es von offizieller Seite gewünscht wird, das stärker über Regeln zu steuern, sind wir vom Jugendzentrum gerne bereit, da mitzumachen.“

Stadt schickt Ordnungsdienst vorbei

Laut Joachim Vöhringer, dem Leiter des Amts für Familie, Bildung und Soziales bei der Stadt Wendlingen, soll eine Sperrung des Platzes unbedingt vermieden werden: „Wir können ja nicht alles mit Käfigen zumachen. Die Kinder und Jugendlichen brauchen Bewegung.“ Schließlich sei auch die „Flatterbandorgie“ im März 2020 nicht zielführend gewesen, denn viele der gesperrten Sport- und Spielplätzen wurden trotz der rot-weißen Bänder genutzt. Die Stadt schicke derzeit öfter mal den Ordnungsdienst auf dem Skaterplatz vorbei und versuche, an die Besucher zu appellieren: „Einfach Rücksicht nehmen, die Abstände einhalten und keine Rudelbildung – dann sollte es doch funktionieren“, hofft Vöhringer das auch künftig keine stärkeren Reglementierungen nötig sind.