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Der weltweite Getreidemarkt hat sich stark verändert. Die einen setzen auf Masse, die anderen – wie Einzelhandel und Verbraucher hierzulande – auf Klasse. Das ist ein ungleicher Wettbewerb, findet Christoph Link.

Stuttgart - Die Ernährungsgewohnheiten haben sich verändert, es wird weltweit mehr Fleisch verzehrt, die Tierhaltung boomt daher, und es werden von den Betrieben mehr Futtermittel nachgefragt. Auch wächst die Weltbevölkerung, und sie will ernährt werden. Nach wie vor wird die Pflanzenproduktion weltweit zur Erzeugung von Energie genutzt. Daher ist die globale Getreideproduktion in den vergangenen Jahren angestiegen, und sie wird allen Prognosen nach auch weiter wachsen.

Aber nur wenige Nationen scheinen von dem Phänomen zu profitieren. In Baden-Württemberg jedenfalls ist die für den Ackerbau benötigte Nutzfläche in den vergangenen Jahren leicht zurückgegangen. Die großen Exportnationen wie Kanada, Russland und die Ukraine scheinen den Weltmarkt zu beherrschen. Wer sich den Sonderfall China ansieht, der reibt sich verwundert die Augen: Nach einer Analyse der landwirtschaftlichen Forschungsanstalt Thünen-Institut subventioniert der Staat dort massiv die Ackerbauern, und er begünstigt einen aberwitzig hohen sowie umweltschädlichen Düngemitteleinsatz.

Das Preisgeschehen wird weltweit bestimmt

In China sind Direktsubventionen an die Fläche gebunden, ein Konzept, von dem sich die EU-Kommission langsam verabschieden möchte. Das ist das Paradoxe am globalen Getreidemarkt, der ja eigentlich gespalten ist: Das Preisgeschehen wird weltweit bestimmt, in Deutschland und der EU aber gelten hohe Umwelt- und Qualitätsstandards, die global noch nicht angewandt werden. Wenn sich der Bauernverband aber „Waffengleichheit“ und eine Aufweichung hiesiger Umweltstandards wünscht, dann wird er damit keinen Erfolg haben. Der Wunsch der Verbraucher, des Einzelhandels und der Umweltschützer geht hierzulande seit Langem in Richtung Klasse statt Masse.