Nach dem Fund einer Toten im Neckar bei Fellbach-Oeffingen gibt die Polizei weitere Details bekannt. Ein Zusammenhang mit einem Tötungsdelikt in Schwaikheim ist sehr unwahrscheinlich.
In der ruandischen Gemeinschaft in der Region ist die Bestürzung über den gewaltsamen Tod einer 26 Jahre alten Frau groß. „Der Todesfall ist ein großer Schock für unsere Community. Die Getötete war bei uns bekannt“, sagt Vital Nsengiyumva. Er ist Vorsitzender der ruandischen Gemeinschaft in Stuttgart. „Wir sind nicht allzu viele Menschen, vielleicht 30 bis 50“, erklärt er. „Darunter sind einige Frauen im gleichen Alter wie das Opfer. Dieses Verbrechen macht vielen von uns Angst.“
Am Dienstag haben sich einige Mitglieder der ruandischen Gemeinschaft am Fundort der Leiche versammelt, um Blumen niederzulegen und der Getöteten zu gedenken. „Es war uns wichtig, dass wir sie in unseren Gedanken halten können“, so Nsengiyumva. 26 Blumen sollen die Lebensjahre der Getöteten symbolisieren, am Samstag ist eine weitere Gedenkveranstaltung geplant.
Zeugensuche mit einem Foto des Opfers
Am Freitag war die Leiche der 26-jährigen Ruanderin Nicole M. im Neckar gefunden worden – in der Nähe der Landungsbrücke im Stadtteil Oeffingen, einer Art Aussichtsplattform. Laut der Polizei war es ein Passant, der die Tote im Wasser treibend entdeckte. Aufgrund von Stichverletzungen war schnell klar, dass die Frau einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen sein muss. Die Polizei konzentriert sich bei ihren Ermittlungen derzeit auf das Umfeld des Opfers. Am Dienstag haben die Ermittler aber auch einen Zeugenaufruf mit einem Foto des Opfers veröffentlicht. Wer die nur 1,50 Meter große Nicole M. nach dem 29. Oktober gesehen hat – alleine oder in Begleitung oder per Telefon oder Messenger mit ihr Kontakt hatte, wird gebeten, sich unter 07151/950 333 zu melden. Möglicherweise trug die Ruanderin ihr Haar auch kurz geschoren. „Die 26-Jährige könnte im Stadtgebiet Stuttgart, insbesondere im Bereich Marienplatz oder Schlossplatz, in den Stadtteilen Mühlhausen, Hofen, Münster, Hallschlag oder im öffentlichen Personennahverkehr unterwegs gewesen sein“, heißt es im Zeugenaufruf der Polizei.
Für die Ermittler stellt ein Leichenfund im Wasser immer eine Herausforderung dar. „Wir gehen stark davon aus, dass der Fundort nicht der Tatort ist“, erklärt der Polizeisprecher Robert Silbe – schon aufgrund der Tatsache, dass die Frau seit mehreren Tagen im Wasser lag und der Neckar ihren Körper in dieser Zeit mitgetragen haben muss.
Das Opfer der Gewalttat war oft in Stuttgart unterwegs
Die Getötete lebte im Großraum Stuttgart, genauer will die Polizei dies aus ermittlungstaktischen Gründen nicht eingrenzen. „Schließlich ermitteln wir noch im Umfeld des Opfers“, erklärt der Polizeisprecher Silbe. Die 26-Jährige habe nicht in einer Flüchtlingsunterkunft gelebt, sie sei auch keine Asylbewerberin mehr gewesen. „Sie hatte bereits einen Aufenthaltsstatus und lebte schon eine ganze Weile in Deutschland.“
Keine Hinweise auf Zusammenhang mit Schwaikheimer Fall
Gerüchte, wonach es zwischen dem Fall der 26-Jährigen und der Tötung einer 75-Jährigen auf einem Gartengrundstück im nahen Schwaikheim einen Zusammenhang geben könnte, tritt Silbe entgegen. Zwar ereigneten sich die beiden Verbrechen im Abstand von nur rund zwei Monaten, die Tat beziehungsweise Fundorte liegen nur rund sieben Kilometer auseinander. „Derzeit haben wir auf einen Zusammenhang aber überhaupt keine Hinweise. Aber die beiden ermittelnden Sokos sind bei der Kriminalpolizei auf dem gleichen Flur und sind gut vernetzt.“ Auch Suchmaßnahmen am Fundort der Leiche würden in den kommenden Tagen noch weitergehen.