Oliver Munz ist der Geschäftsführer der Sportgemeinschaft Spoge Filderstadt. Foto: Caroline Holowiecki

Sport ist gesund. Warum machen es dann so viele nicht? Oliver Munz (50), der Geschäftsführer der Sportgemeinschaft Filderstadt, über den inneren Schweinehund, über einen sanften Einstieg für Sportmuffel und den natürlichen Bewegungsdrang von Kindern.

Das Filderstädter Referat für Chancengleichheit, Teilhabe und Gesundheit organisiert die Gesundheitskonferenz „Sport beginnt im Kopf“. Die Veranstaltung am 3. April in der Filharmonie will motivieren, in Bewegung zu kommen. Wie, darüber hat unsere Autorin mit Oliver Munz (50), dem Geschäftsführer der Sportgemeinschaft Filderstadt, gesprochen.

 

Herr Munz, Sport ist gesund – fürs Herz-Kreislauf-System, für die Muskeln, die Psyche. Jeder weiß es, dennoch können sich manche nicht aufraffen. Sind die Leute einfach faul?

Es gibt sicherlich auch faule Leute, keine Frage. Es gibt aber auch Leute, die in einem anderen Rhythmus drinstecken. Es ist einfach so: Wir glauben, dass es wichtig ist, einen Rhythmus zu haben, Disziplin oder Routine. Das fängt bei Kindern an und hört im Erwachsenenleben nicht auf. Das heißt, wenn ich es mir vornehme, am Abend, bevor ich auf die Couch gehe, doch noch etwas zu machen und diesen Rhythmus beibehalte, dann fällt es mir leichter, weil ich es eben intus habe.

Mir scheint aber, als hätten manche einen größeren inneren Schweinehund als andere. Liegt das vielleicht an der familiären Vorprägung?

Ich bin der festen Überzeugung, dass der, der es als Kind gelernt hat, sich regelmäßig zu bewegen, später zumindest schneller wieder auf den Trichter kommt und damit diese, wie Sie es gerade gesagt haben, Faulheit überwinden kann. Manches muss ich mir aber auch verdeutlichen. Ich bin mir im Klaren darüber, dass mir wirklich etwas für meinen Ausgleich fehlt, wenn ich ein, zwei Wochen gar nichts mache. Ich stelle also das positive Gefühl vor der Anstrengung für mich in den Vordergrund.

Ist jede und jeder gleich gut für sportliche Betätigung gemacht?

Generell glauben wir, dass Kinder bis auf ganz, ganz wenige Ausnahmen einen Bewegungsdrang haben, und diesen Bewegungsdrang muss oder kann man fördern. Man sieht das allein daran, dass Kinder, wenn sie in eine große Sporthalle kommen, erst mal wahnsinnig rumrennen und wild wuseln. Sie bewegen sich aktiv. Ich glaube, das ist angelegt.

Manchen Leuten macht Sport aber einfach null Spaß. Und jetzt?

Wie schon gesagt, es geht auch um Routine. Wenn ich es nicht gewohnt bin, setze ich mir oft zu hohe Ziele. Ein Beispiel: Ich möchte anfangen zu joggen. Joggen ist aber schon eher die zweite, dritte Stufe, wenn ich das klassische Laufen nehme. Am Anfang sollte ich vielleicht erst mal spazieren gehen, weil wenn ich jogge, bin ich oft im zu hohen roten Bereich. Mein Puls ist wahnsinnig hoch, es ist sehr anstrengend für die Lunge, für die Muskeln, ich habe Muskelkater. Danach brauche ich mehrere Tage, um mich von dem einen Mal auszuruhen. Dann stecke ich wieder in diesem Dilemma: Ich brauche länger, um mich zu erholen, als dass ich etwas gesetzt habe als Impuls.

Wie gelingt Sportmuffeln der Einstieg ?

Erreichbare Ziele setzen. Wenn ich sage, ich möchte Ausdauer trainieren, kann ich erst mal spazieren gehen. Wenn ich das über zwei Wochen 20 Minuten lang gemacht habe, mache ich es 30 Minuten. Dann fange ich an, in den 30 Minuten vielleicht eine Minute schneller und eine Minute langsamer zu gehen. Das heißt, ich spiele eine bisschen mit dem Puls. Dann fange ich irgendwann an, leicht zu joggen. So kann ich Schritt für Schritt nach oben gehen.

Gibt es ansonsten Sportarten, die sich gut eignen für den Einstieg?

Das würde ich nicht sagen. Wichtig ist, dass ich einen Zugang zum Sport habe. Es gibt manche, die mögen Ballsportarten, andere schwimmen oder joggen ganz gern. Das ist für viele eine klassische Einstiegssportart, weil ich frei bin, wo ich es machen kann, weil ich wenig Equipment brauche und weil ich es allein machen kann.

Aber ein weiterer wichtiger Punkt ist die Gesellschaft, das Team, die Gruppe. Sport hat auch immer etwas mit Sozialisation, mit Interaktion mit anderen Leuten zu tun. Das heißt, in der Gruppe ist es immer wieder a.) schön und b.) gesellig, sodass ich mich manchmal auch von einer Gruppe ziehen lassen kann, wenn ich selber nicht die Riesenmotivation habe.

Lohnt sich der Einstieg in jedem Alter?

Immer! Es ist nie zu spät. Es ist immer möglich, selbst im hohen Alter mit bestimmten Aktionen anzufangen. Der Körper baut ab. Ich will vorsichtig sein, aber ab 20, 25 geht die Kurve langsam nach unten, bei dem einen schneller, bei dem anderen nicht so schnell. Das heißt, wir sollten uns lebenslang aktiv bewegen.

Die Veranstaltung

Konferenz
Das Filderstädter Referat für Chancengleichheit, Teilhabe und Gesundheit hat die Gesundheitskonferenz „Sport beginnt im Kopf“ organisiert. Sie findet am 3. April ab 18.30 Uhr in der Filharmonie statt – öffentlich und kostenfrei. Nach einem Sportparcours und einer Cheerleader-Show wird Lutz Jäncke, Professor für Neuropsychologie an der Universität Zürich, einen Vortrag zu „Gesundheit durch Vernunft? Eine spezielle Herausforderung für unser Gehirn!“ halten.

Diskussion
Anschließend wird es auf dem Podium unter anderem mit dem Bundesliga-Handballer Marcel Schiller, Oliver Munz als Spoge-Geschäftsführer oder dem Mental-Coach und Ex-Fußballprofi Sven Schimmel um die Frage „Was motiviert wirklich zu Sport?“ gehen. Moderieren wird Oberbürgermeister Christoph Traub als Vorsitzender der Sport-Region Stuttgart.