Blutdruck zu hoch? In Baden-Württemberg ist das seltener der Fall als im Bundesschnitt. Foto: dpa/Maurizio Gambarini

Die Unterschiede seien „sehr deutlich“, sagt der AOK-Chef Bauernfeind. Doch nicht alle Kreise und Kommunen stehen gut da.

Die Bevölkerung in Baden-Württemberg ist gesünder als der Bundesschnitt. Das sagt der Vorstandsvorsitzende der AOK Baden-Württemberg, Johannes Bauernfeind, unserer Zeitung. Bei häufigen Krankheiten wie der Koronaren Herzkrankheit lägen die Erkrankungsraten ungefähr ein Sechstel unter den bundesweiten Werten. Im Südwesten litten sieben Prozent aller Menschen unter verkalkten Herzkranzgefäßen, in Deutschland acht Prozent.

„Das sind schon sehr deutliche, signifikante Unterschiede“, so Bauernfeind. Man sehe sie auch bei anderen Krankheiten. Die Menschen in Baden-Württemberg erkrankten auch insgesamt seltener als im Bundesschnitt. Davon profitiere nicht zuletzt die AOK als größte Krankenversicherung im Südwesten. Sie habe eine „unterdurchschnittliche Erkrankungssituation im Vergleich zur Gesetzlichen Krankenversicherung insgesamt“, so Bauernfeind.

Datenprojekt „Gesundheitsatlas“

Weil die Struktur der AOK-Versicherten in etwa jener der Bevölkerung entspricht, können die von der Krankenkasse gesammelten Erkrankungsdaten als mehr oder weniger repräsentativ für die Gesundheit im Land gelten. Unsere Zeitung wertet diese Daten in den kommenden Wochen im Rahmen des Datenprojekts „Gesundheitsatlas“ aus.

Innerhalb Baden-Württembergs gibt es demnach erhebliche Unterschiede – nicht zur bei der Gesundheit insgesamt, sondern auch bei der Häufigkeit einzelner Krankheiten. Beispiel Bluthochdruck: Im Stadtkreis Freiburg leiden 18,5 Prozent aller AOK-Versicherten daran, im Main-Tauber-Kreis 30,2 Prozent. Schlafstörungen sind im Zollernalbkreis (6,7 Prozent) fast doppelt so häufig wie im Kreis Schwäbisch Hall (3,5 Prozent). Auf kommunaler Ebene sind die Unterschiede teils noch deutlicher.

„Viele Krankheitsfälle wären vermeidbar“

Verantwortlich dafür sind zumeist Unterschiede in der Alters- und Einkommensstruktur, sagt die AOK-Ärztin Sabine Knapstein. Zudem spiele der Lebensstil eine Rolle. „Viele Krankheitsfälle wären vermeidbar“, sagt Knapstein – etwa durch Bewegung, gesunde Ernährung und maßvollen Alkoholkonsum. Zudem ziehe eine Erkrankung oft weitere nach sich. Fettleibigkeit sei ein Risikofaktor für Bluthochdruck, Diabetes Typ 2 und koronare Herzerkrankungen, Schlafstörungen oder Rückenschmerzen.

Die AOK-Daten zeigen, dass die meisten Krankheiten heute häufiger diagnostiziert werden als noch vor zehn Jahren.

Johannes Bauernfeind sieht darin auch ein Potenzial. Falls anonymisierte Diagnosedaten über die elektronische Patientenakte eines Tages anonymisiert ausgelesen werden könnten, „dann nutzt das dem ganzen Gesundheitssystem“. Bislang sei das nicht der Fall, doch das müsse sich „rasch ändern“, fordert Bauernfeind.