Das Gesundheitsamt in Stuttgart ist aktuell stark gefordert. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Im Zeitalter der Digitalisierung ist eines der wichtigsten elektronischen Geräte in den deutschen Gesundheitsämtern das Fax-Gerät – eine Herausforderung in der Corona-Pandemie. Doch es gibt gute Nachrichten vom Robert-Koch-Institut.

Stuttgart - Das Coronavirus legt eine Schwachstelle beim Melden von meldepflichtigen Erkrankungen offen: Die Post geht nicht digital ein. „Positive Befunde übermitteln die Labore dem Gesundheitsamt per Fax“, berichtet eine Sprecherin der Stadt Stuttgart auf Anfrage. Eine Übermittlung per E-Mail sei aus Datenschutzgründen nicht zulässig.

Dem Vernehmen nach sorgt die analoge Übertragung gerade an Tagen mit vielen Meldungen für Probleme. Dem Stuttgarter Gesundheitsamt sind bisher (Stand Mittwoch) 1262 Infektionen gemeldet worden – allesamt wie gesagt per Fax. Und die Tests auf das Coronavirus sollen bundesweit bekanntlich deutlich ausgeweitet werden.

Kommunikation zwischen Laboren und Gesundheitsämtern wird verbessert

Was ist also mit dem digitalen Meldesystem, das vom Bundestag bereits vor Jahren beschlossen wurde und an dem seit 2016 gearbeitet wird? Das Projekt Deutsches Elektronisches Melde- und Informationssystem, abgekürzt DEMIS, sollte eigentlich erst Ende des Jahres umgesetzt werden, sodass von 2021 an alle Meldungen digital erfolgen sollten. Das Coronavirus hat den Zeitplan nun kräftig durcheinander gewirbelt. „Geplant ist eine erste Umsetzungsstufe von DEMIS (DEMIS-Sars-CoV-2) innerhalb weniger Wochen“, kündigt eine Sprecherin des Robert-Koch-Instituts nun auf Anfrage an.

In dieser ersten Stufe geht es um die Kommunikation zwischen den Laboren und den Gesundheitsämtern bezüglich der Coronavirus-Tests. Die Ergebnisse sollen von den Laboren elektronisch gemeldet werden. „Dadurch soll der Aufwand bei der Übermittlung der Meldung für die Labore und der Aufwand bei der Meldungs- und Fallbearbeitung aufseiten der Gesundheitsämter reduziert werden“, so die Sprecherin. Zudem könnten die Informationen dann schneller an die Landesbehörden und das RKI übermittelt werden. Das RKI erwartet, dass der zeitliche Verzug bei der Übermittlung der Daten „in gewissem Maß reduziert wird“. Derzeit hinkt die Datenlage der tatsächlichen Situation bekanntlich hinterher. Nach und nach sollen bei der stufenweisen Einführung auch die weiteren Komponenten von DEMIS ergänzt werden, sodass letztlich das Gesamtprojekt wahrscheinlich früher als geplant am Start sein wird. In den Gesundheitsämtern dürfte die Nachricht, dass DEMIS teilweise vorgezogen wird, auf Erleichterung stoßen. „Aus Sicht des Gesundheitsamtes würde das geplante Meldesystem das Verfahren sicherlich verbessern und beschleunigen“, so die Pressestelle der Stadt.

In Zukunft sollen auch negative Ergebnisse gemeldet werden

Dem Gesundheitsamt werden bisher laut der Sprecherin nur positive Testergebnisse gemeldet. Geht ein positives Ergebnis ein, werde der oder die Betroffene darüber im Regelfall noch am selben Tag telefonisch informiert. Wenn die Kontaktdaten erst noch ermittelt werden müssten, könne es länger dauern. „Positive Fälle werden aber in jedem Fall mitgeteilt, notfalls auch postalisch“, so die Stadt. Aufgrund der großen Fallzahlen könne es in Einzelfällen allerdings zu Verzögerungen kommen. „Wichtig ist, dass sich die kranken Personen in jedem Fall häuslich isolieren und nicht davon ausgehen, dass sie, wenn sie nichts hören, automatisch negativ sind“, betont die Sprecherin. In Zukunft sollen die Labore allerdings auch negative Tests melden müssen – das sieht ein Gesetzentwurf vor, der kommende Woche vom Bundeskabinett beschlossen werden soll.

Im Stuttgarter Gesundheitsamt werde für jeden Fall eine Papierakte angelegt, die Daten würden zusätzlich digital in eine Datenbank eingegeben, so die Sprecherin der Stadt. In der Datenbank würden Informationen zum Fall (auch zu Vorerkrankungen), zur Erkrankung (Datum der Ansteckung), zum Verlauf (Symptome) und unter anderen zu Gemeinschaftseinrichtungen hinterlegt. Das Gesundheitsamt übermittelt die Daten täglich ans Landesgesundheitsamt, dieses reicht die Daten ans RKI weiter.