Die für Böblingen und Leonberg zuständige Abteilung geht in einem neuen Zentrum auf. Die Geschäftsführung erwartet mehr Effizienz und höhere Qualität.
Der hoch defizitäre Klinikverbund Südwest setzt seinen Zentralisierungskurs fort: Das von Jens Schneider geführte Zentrum für Radiologie Leonberg-Böblingen geht zum 1. August in einem neuen „Fachzentrums für diagnostische und interventionelle Radiologie“ für alle Krankenhäuser des Klinikverbundes auf. Künftiger geschäftsführender Chefarzt ist Jan Rothaupt, der für die fachliche wie wirtschaftliche Leitung des verbundweiten Zentrums verantwortlich ist.
„Mit der neuen Struktur sollen stationäre und ambulante Versorgungsstrukturen sowie Synergien innerhalb des Verbundes besser genutzt und interdisziplinäre Kooperationen weiter gestärkt werden, sowohl intern zwischen den Fachbereichen als auch extern mit Zuweisern und Forschungseinrichtungen“, erklärt der Klinikverbund.
Jan Rothaupt war zuletzt als Leitender Oberarzt in der Neuroradiologie an der „München Klinik“ tätig und hat dort unter anderem das „Flying Intervention Team“ maßgeblich mitgeprägt. In dieser, wie es heißt, „weltweit einmaligen Struktur fliegen spezialisierte Neuroradiologen per Hubschrauber in Kliniken, die über keine eigene Neuroradiologie verfügen, um dort zeitkritische Eingriffe, etwa bei akuten Schlaganfällen direkt vor Ort durchzuführen.“
Das Anwerben des Mediziners aus Bayern ist auch vor dem Hintergrund des künftigen Großkrankenhauses zu sehen. Rothaupt soll „als Neuroradiologe auch den Aufbau und die Integration dieses Fachbereichs in das entstehende Neurozentrum am Flugfeldklinikum aktiv mitgestalten“, heißt es beim Klinikverbund, der sich auf diesem Gebiet offenkundig profilieren möchte: „ Die Neuroradiologie ermöglicht durch modernste bildgebende Verfahren wie CT, MRT und interventionelle Techniken schnelle und minimalinvasive Wege zur Diagnose und Behandlung etwa bei Schlaganfällen, Tumoren oder Gefäßerkrankungen und ist eng mit Neurologie, Neurochirurgie sowie Notfallmedizin verbunden“, erklärt ein Sprecher des Klinikverbundes.
Ein Abbau der bisherigen Radiologien sei nicht geplant, betont der Sprecher auf Nachfrage unserer Zeitung. Sie seinen „nach wie vor wesentlicher Bestandteil dieser Struktur“, die organisatorisch ähnlich aufgestellt sei wie das unlängst eingeführte verbundweite Zentrum für Altersmedizin. Der Leonberger Chefarzt Jens Schneider werde den Klinikverbund nicht verlassen.
Der Klinikverbund-Chef sieht in dem Konstrukt positive Effekte für alle Standorte: „Eine hochqualitative Bildgebung ist die Grundlage für präzise Diagnosen und gezielte Therapien unabhängig vom Fachgebiet“, erklärt Alexander Schmidtke. „Deshalb setzen wir bewusst auf Konzentration, Spezialisierung und Vernetzung, um radiologische Leistungen effizient, wohnortnah und mit hoher Qualität anbieten zu können.“
Wohlwollende Worte gibt es auch von den Landräten der beiden Träger-Landkreise, die sich mit der Führung des Aufsichtsrates abwechseln: „Die gebündelte radiologische Expertise schafft nicht nur Effizienz, sondern vor allem Qualität und Verlässlichkeit“, betont Helmut Riegger aus Calw, der momentan dem Kontrollgremium vorsitzt.
Sein Böblinger Kollege hat die Zukunft im Visier: „Besonders im Hinblick auf das künftige Neurozentrum am Flugfeldklinikum bedeutet die Stärkung der neuroradiologischen Expertise einen essenziellen nächsten Schritt hin zu einem Maximalversorger und einen echten Fortschritt für eine moderne, schnelle und wohnortnahe Versorgung bei komplexen neurologischen Erkrankungen“, meint Roland Bernhard.