Christina Pittelkow-Abele (rechts) erläutert, wie man sich auch im Alter gesund ernähren kann. Foto: Georg Linsenmann

„Gesund älter werden“ – das war das Thema eines Informationstages im Luise-Schleppe-Haus.

Stuttgart-Stammheim - Zum zehnten Geburtstag hat sich das Seniorenforum des Stadtbezirkes selbst ein Geschenk gemacht: mit einer fast ganztägigen Informationsveranstaltung im Luise-Schleppe-Haus, bei der diesmal nicht die besonderen Belastungen des Alters oder Fragen der Pflege im Mittelpunkt standen, sondern das Thema „Gesund älter werden“. Wobei schon der Titel andeutet, dass das kein Thema ist, das „erst im goldenen Spätherbst des Lebens bedacht werden sollte“, wie eine Teilnehmerin sagte. So ging es in der dichten Serie von Vorträgen zwar zunächst ums „Älterwerden zwischen Verletzlichkeit und Wachstum“ oder um Vitamin- und Mineralstoffbedarf speziell im Alter, wo auch die Zahngesundheit eine gerne unterschätzte Roll spielt, wie der Zuffenhäuser Zahnmediziner Erich Kleinknecht vor dem vollen Saal darlegte. Mit den Finalvorträgen waren die Themen dann endgültig von allgemeiner Wichtigkeit, wenn auch mit speziellen Aspekten des Altwerdens versehen.

Dafür war Christina Pittelkow-Abele, als „Ernährungsfrau vom Gesundheitsamt der Stadt“ vorgestellt, mit ihrer direkten und temperamentvollen Art die perfekte Referentin. Schon wie sie ihre Thema „Gesund und fit im Alter“ mit dem Zusatz „ohne Pillen“ versah. Im Grunde war das dann ein Crash-Kurs in Ernährungslehre – mit einer Menge an Merksätzen: „Ab 30 geht der Grundumsatz an Energie runter“, beim Eiweiß als „Bausubstanz der Zellen aber bleibt der Bedarf gleich“. Im Grunde war klar, was Pittelkow-Abele später zusammenfasste: „Sparsam sein mit Zucker und Fett, und mit hoher Nährstoffdichte durch hochwertige Lebensmittel auf eine ausreichende Versorgung achten.“ Zum Beispiel mit „Pellkartoffeln statt Pommes“ oder „magerem Kochschinken statt fetter Bratwurst“. Und beim Salami-Brötchen „nur soviel Butter, dass die Scheibe kleben kann“. Speziell fürs Alter riet sie ab vor „extremen Experimenten“, etwa Richtung Veganismus. „Essen Sie abwechslungsreich und bunt, also verschiedenes Obst und Gemüse“, wobei sie auf die bekannte Ernährungspyramide verwies.

Bei den Kohlenhydraten sollte es vor allem Vollkorn sein: „Geht langsam ins Blut, bleibt lange oben, geht langsam runter“, was besonders relevant sei in Sachen Blutzuckerspiegel und Diabetes-Gefahr.

„Der Knochen lebt!“ Mit diesem Satz war die „Ernährungsfrau“ dann bei der zureichenden Versorgung mit Calzium. Die nötige Menge wäre mit 19 Scheiben Schwarzbrot oder fünf Kilo Kartoffeln“ zu haben, weshalb etwa dies besser sei: „Zwei Scheiben Vollkornbrot mit zwei Scheiben Schnittkäse“, mit einem halben Liter Milch oder 200 Gramm Brokkoli. Und ganz wichtig: „Genug trinken!“ Wasser aus dem Supermarkt? Pittelkow-Abele empfahl das „Wasser aus dem Hahn, das ist unser am besten überwachtes Lebensmittel.“ Kalte Füße könnten ebenso ein Hinweis auf zu geringe Wasseraufnahme sein wie Spannungskopfschmerzen. Mit dem „Hautfaltentest“ auf dem Handrücken konnte man gleich Klarheit schaffen zum Stand der Dinge: „Bleibt die Haut stehen, haben Sie zu wenig getrunken.“

Und die letzte der zehn Regeln – „Gesundes Essen und Trinken sind gut“ – gab die Überleitung für den Finalvortrag von Carolin Barz vom Amt für Sport und Bewegung, der die Sache direkt auf den Punkt brachte: „Bewegung ist die beste Medizin“. Überaus facettenreich und mit echten Merksätzen: „Use it or loose it!“ Benutze deine Muskeln, sonst wirst du sie verlieren. Querschnittsbilder zeigten, wie sich wenig aktivierte Muskelmasse in Fett verwandelt. Auch das Herz sollten wir „immer wieder auf Trab bringen“. Überrascht hat manche, dass Bewegungsmangel auch das Knochengewebe labil macht, was in Sachen Osteoporose aufhorchen ließ: „Wir müssen regelmäßig Zug und Druck auf die Knochen bringen, um sie stabil zu halten“, betonte Barz. Sitzen sei „das neue Rauchen“, Bewegung mache gute Laune und fördere auch die kognitiven Fähigkeiten. 150 Minuten seien das Maß der Dinge, auf sieben Tage verteilt: „Das ist eigentlich zu machen“, sagte Barz und empfahl, „Bewegung in den Alltag zu integrieren“. Kurzum: „Viele kleine Änderungen machen den Unterschied.“ Auch bei der Fitness im Alter.