Staffel mit Brezelherz: So könnte schon bald die Treppe an der Hirschstraße aussehen. Die Stadt will durch künstlerische Gestaltung die Benutzung attraktiver machen. Foto: Tobias Bauer

Die Stadt Stuttgart will Künstler drei Staffeln im Bezirk Mitte gestalten lassen. So will sie Sportmuffel motivieren, künftig mehr Wege zu Fuß zu gehen. Eine der neugestalteten Staffeln könnte bei jungen Stuttgartern sogar zum Selfie-Spot werden, glaubt das Sportamt.

S-Mitte - Die Regenbogenfarben der Lorenzstaffel transportieren – anders als das geplante Farbenspiel am Arena-Stadion in München anlässlich des Deutschland-Ungarn-Spiels – keine Botschaft gegen Homophobie. Die Staffel an der Hirschstraße soll politisch ganz unverdächtig mit einem Brezelherz verziert werden, während die Treppe an der Schulstraße unter anderem mit dem Stuttgarter Rössle verziert werden soll.

Die Stadt hofft, dass mehr Bürger in Zukunft die bemalten Treppen benutzen könnten und damit etwas für ihre Gesundheit tun. Das erläuterten Lena Knorr und Sören Otto vom Amt für Sport und Bewegung den Beiräten des Bezirks Mitte bei deren vergangener Sitzung im Rathaus.

Künstler aus Stuttgart sollen die Staffeln bemalen

Stuttgarter Künstler sollen die drei Staffeln in der Innenstadt gestalten. Dabei sollen die Stufen auch eine kontrastreiche Markierung erhalten, die Menschen mit einer eingeschränkten Sehleistung den Weg erleichtern soll. Eine sogenannte Zweikomponentenbeschichtung soll außerdem helfen, die bemalten Sitzstufen für mindestens zehn Jahre vor Abnutzung, Verschmutzung und Schmierereien zu schützen. Die Stadt trage die Kosten von bis zu 25 000 Euro pro bemalter Staffel, erklärten die Vertreter des Sportamts. Die erste Staffel könnte im Sommer fertig sein. „Wir können mit der Bemalung direkt loslegen“, so Knorr.

Viele Deutsche bewegen sich zu wenig

Knorr und Otto schilderten den Bezirksbeiräten auch die Idee der Bemalung. Sie bezeichneten sie als eine „bewegungsfördernde Gestaltung“. Und an Bewegung mangele es vielen Menschen nicht nur in Stuttgart. Otto verwies auf eine Studie der Weltgesundheitsorganisation WHO aus dem Jahr 2018.

Ihr zufolge bewegen sich 42 Prozent der Deutschen zu wenig und verbringen nicht einmal die von Medizinern als Mindestwert empfohlenen 150 Minuten pro Woche mit gemächlicher Bewegung. Die Pandemie und der Rückzug in die eigenen vier Wände während der Lockdowns dürften den Trend noch verstärkt haben, spekulierte Otto. „Dabei ist die Kessellage mit ihren Steigungen eine gute Gelegenheit, ohne Aufwand mehr Training in den Alltag einzubauen“, sagte er. Dazu müssten die Stuttgarter allerdings ihre Treppenanlagen häufiger benutzen, meinte er. Die Grünen-Bezirksbeirätin Christa Bauer fragte nach, warum bemalte Treppen einen Anreiz zu mehr Bewegung bieten sollen. Lena Knorr erklärte, dass die Staffeln nicht zu schweißtreibendem Training wie etwa die Stuttgarter Calisthenics-Anlagen motivieren, sondern zu mehr Alltagsbewegung einladen sollen. „Die Gestaltung irritiert und soll anregen, die Treppen zu benutzen“, sagte Knorr.

Die drei Treppen seien dabei als Pilotprojekte zu verstehen, erklärte die Vertreterin des Sportamts. „Es ist ein Test, ob es funktioniert. Wenn wir langfristig Mittel erhalten, können weitere Staffeln folgen“, sagte Knorr. Sie betonte, dass denkmalgeschützte Stäffele dann aber keinesfalls bemalt würden.

Treppe im Pop-Art-Stil soll zu Selfies einladen

Sören Otto sprach davon, dass die bemalten Staffeln auch über Stuttgart hinaus als Attraktion ausstrahlen sollen. Die Staffel an der Schulstraße, die im Pop-Art-Stil bemalt werden soll, sah er gar als künftigen Treffpunkt für junge Stuttgarter, um Selfies aufzunehmen. Das Brezelherz an der Hirschstraße soll ihm zufolge eher älteres Publikum begeistern.

Die beiden Vertreter nahmen die Anregung aus dem Bezirksbeirat Mitte gerne an, die Treppen mit Schrittzählern zu versehen, um einen weiteren Anreiz für mehr Bewegung zu schaffen. Wer eine kürzere Staffel wie an der Hirschstraße mehrmals hoch- und herunterläuft, dürfte irgendwann dann auch ins Schwitzen kommen.