Bei der Forschung an Tumorerkrankungen soll in Zukunft die grenzüberschreitende Zusammenarbeit von Medizinern einfacher werden. Foto: dpa/Sebastian Kahnert

Das Europaparlament will die grenzüberschreitende Zusammenarbeit von Medizinern vereinfachen und die Prävention stärken.

Brüssel - Der Kampf gegen das Corona-Virus hält die ganze Welt in Atem. Das hat auch Auswirkungen auf die Behandlung anderer gefährlicher Krankheiten wie etwa den Krebs. Operationen werden verschoben, Behandlungen abgebrochen oder Diagnosen verzögern sich. Mediziner beobachten diese Entwicklung mit großer Sorge, denn nach Angaben der EU-Kommission wurde im Jahr 2020 bei fast drei Millionen Menschen in der Europäischen Union Krebs diagnostiziert, und 1,3 Millionen Menschen sind an dieser Krankheit gestorben.

Ein Schritt in Richtung Gesundheitsunion

Aus diesem Grund hat die EU-Kommission nun den Kampf gegen den Krebs zu einem Hauptanliegen gemacht. Dabei soll ein entscheidender Schritt in Richtung Gesundheitsunion gemacht werden, in der die einzelnen EU-Staaten bei der Früherkennung, Behandlung und Prävention enger zusammenarbeiten können.

Unterstützt wird die Kommission dabei vom Parlament. Dort hat nun der Sonderausschuss Krebsbekämpfung am Donnerstag seinen Abschlussbericht vorgelegt, der im Februar kommenden Jahres von den Abgeordneten beschlossen werden soll. Ziel ist es vor allem, die Kooperation der Mediziner aus verschiedenen Staaten zu verbessern. „Bessere grenzüberschreitende Zusammenarbeit ist unabdingbar, wenn wir den Kampf gegen den Krebs gewinnen wollen“, erklärt Peter Liese, CDU-Europaabgeordneter und gesundheitspolitischer Sprecher der EVP-Fraktion. Besonders wichtig sei dies im Fall von seltenen Krebsarten.

Mehr Zusammenarbeit zwischen den Staaten

„Um erfolgversprechende klinische Prüfungen durchzuführen, braucht man eine gewisse Fallzahl, die ein Mitgliedstaat alleine gar nicht erreichen kann. Hindernisse, die der Forschung im Wege stehen, müssen daher ausgeräumt werden,“ fordert Liese. Der Arzt hat dabei vor allem auch die Behandlung von Kindern im Auge, bei denen Krebs die häufigste Todesursache nach dem ersten Lebensjahr sei. Ein Problem seien bei der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit oft etwa die verschiedenen Datenschutzgesetze. Hier fordert Liese ein Überdenken der gängigen Praxis und erklärt: „Datenschutz ist sehr wichtig, aber er kann nicht wichtiger sein, als das Leben eines Patienten.“

Ziel des Ausschusses ist es aber auch, die Prävention zu verbessern und auf diese Weise vermeidbare Krebsursachen zurückzudrängen. Hier hat Peter Liese einen klaren Feind ausgemacht. „Nach Angaben der WHO ist Tabak mit Abstand die wichtigste vermeidbare Krebsursache“, unterstreicht er und fordert etwa, durch höhere Steuern regulierend einzugreifen. Ein Weg, von der Zigarette wegzukommen, sei die E-Zigarette, die nach Ansicht von Experten weniger schädlich ist als Tabak-Produkte. Allerdings gibt es auch hier einen Haken: „Es besteht die Gefahr, dass Kinder durch bestimmte Aromen verführt werden, E-Zigaretten zu nutzen“, erklärt Peter Liese. Aus diesem Grund macht der Ausschuss der Kommission den Vorschlag, jene Aromen zu verbieten, die für Kinder besonders attraktiv sind.

Alkohol erhöht das Krebsrisiko

Eine Enttäuschung hält der Arzt für alle Weintrinker bereit. Auch kleine Mengen Alkohol würden das Krebsrisiko erhöhen, sagt Peter Liese. Aus diesem Grund fordert der Ausschuss des Europaparlaments, dass in Zukunft auf Wein- oder Bierflaschen Warnhinweise aufgedruckt werden. „Die werden nicht so groß wie auf Zigarettenschachteln, aber sie sollen doch sichtbar sein.“ Ob diese Forderung die Abstimmung im Parlament übersteht, ist allerdings fraglich, denn die Alkohollobby aus allen Ländern läuft bereits gegen mögliche Warnhinweise auf den Etiketten Sturm.

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