Aluminiumhaltige Deos sind weniger belastend für den Körper als bisher angenommen. Foto: Christin Klose/dpa-tmn

Lange Zeit wurde vor aluminiumhaltigen Deodoranten gewarnt, weil sie den Körper zu stark belasteten. Doch offenbar war die „Alu-Deo-Hysterie“ übertrieben. Auch bei anderen Produkten und Lebensmitteln haben Experten ihre Meinung inzwischen geändert.

Berlin/Stuttgart - „Alu-Deo-Hysterie“ nennt die Wochenzeitung „Die Zeit“ die Debatte um aluminiumhaltige Deos. Nun hat das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) mitgeteilt, das Aluminium in Deodorants doch nicht so gesundheitsschädlich seien wie bisher von vielen Experten – auch des BfR – angenommen. „Durch die Haut wird signifikant weniger Aluminium aufgenommen als auf bislang vorliegender, limitierter Datenbasis berechnet“, erklärt BfR-Präsident Andreas Hensel.

Gleichwohl mahnt das Berliner Bundesinstitut weiterhin zur Vorsicht bei sauren und salzhaltigen Speisen und Getränken in Alu-Folie, Alu-Grillschalen oder unbeschichteten Alu-Menüschalen und Alu-Geschirr. Bei unsachgemäßer Verwendung könne dadurch vergleichsweise viel Aluminium aufgenommen werden.

In vielen Deodorants werden Aluminiumsalze eingesetzt. Sie sollen den Schweißfluss blockieren und die Geruchsbildung hemmen. Laut BfR war lange Zeit unsicher, wie viel des Aluminiums von der Haut aufgenommen wird. Eine Studie aus dem Jahr 2019 habe belastbare Daten für die aktuelle Risikobewertung geliefert.

Lesen Sie hier: Die neue Studie des BfR zu Aluminium in Lebensmitteln und Produkten

Alu-Deos: Doch nicht so schlimm

2014 war das BfR noch zu dem Schluss gekommen, dass die Aufnahmemengen von Aluminiumsalzen aus Antitranspiranten „um ein Vielfaches“ über dem TWI-Grenzwert liegen, wenn die Haut – etwa nach einer Rasur – Verletzungen aufweist. Zur Info: TWI steht für „tolerierbare wöchentliche Aufnahme“ („tolerable weekly intake“). Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die EU-Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) haben ein Milligramm Aluminium pro Kilo Körpergewicht pro Woche als Grenzwert festgelegt.

„Wer sich grundsätzlich vor einer zu hohen Aluminiumaufnahme schützen will, sollte darauf achten, dass vor allem saure und salzhaltige Lebensmittel und Getränke nicht mit Aluminium in Kontakt kommen, etwa über Trinkflaschen, Backbleche, Grillschalen“, heißt es nun seitens des BfR. Dazu gehörten aufgeschnittene Äpfel, Tomaten, Rhabarber, Salzheringe, mariniertes Fleisch oder Käse. Auch weißende Zahnpasten enthalten Aluminium.

Die BfR-Experten empfehlen, die Nutzung zu reduzieren oder ganz darauf zu verzichten. So seien zum Grillen wiederverwendbare Schalen etwa aus Edelstahl zu bevorzugen. Zu hohe Aluminiumgehalte im Körper können nach derzeitigem Kenntnisstand negative Auswirkungen auf das Nervensystem, die Nieren und die Knochen haben.

Laut BfR ist die Gesamtbelastung durch Aluminium in einigen Bevölkerungsgruppen zu hoch. Daran ändere auch die neue Bewertung der Deodorants nichts.

Kaffee: Erst verteufelt, dann gelobt

Laut Deutschem Kaffeeverband trinkt jeder Deutsche 166 Liter Kaffee pro Jahr im Durchschnitt von seinem Lieblingsgetränk. Doch noch immer glauben viele, dass die gerösteten, gemahlenen und aufgebrühten Bohnen ein Risiko für die Gesundheit sind. Neuere Studien bestätigen die alten Ängste jedoch nicht. Im Gegenteil: Kaffee hat – in Maßen konsumiert – zahlreiche positive Effekte auf das Gehirn, den Stoffwechsel und sogar auf Herz und Kreislauf.

Nach Einschätzung der Internationalen Krebsforschungsagentur (IARC) – einer Behörde der Weltgesundheitsorganisation (WHO) – lässt sich ein von Kaffee ausgehendes Krebsrisiko nicht belegen. Studien liefern demnach keine Hinweise darauf, dass das Getränk Tumore von Brust, Prostata oder Bauchspeicheldrüse verursacht. Dagegen gibt es Belege für einen Schutzeffekt gegen Krebs von Leber und Gebärmutter.

Auf die Dosis kommt es an

„Die Einstufung der IARC überrascht mich nicht“, sagt Rudolf Kaaks vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg. „Seit Jahren weisen immer mehr wissenschaftliche Studien eher darauf hin, dass ein höherer Kaffeekonsum möglicherweise sogar das Risiko für chronische Erkrankungen wie Diabetes 2 oder auch manche Krebsformen senken könnte.“

Lange Zeit hat man auch geglaubt, dass Kaffee dem Körper Flüssigkeit entzieht. Heute weiß man: Das tut er nicht. Tatsächlich kann Koffein zwar harntreibend wirken, bei regelmäßigem Genuss setzt jedoch ein Gewöhnungseffekt ein. Man könne das Getränk sogar zur Flüssigkeitsaufnahme nutzen, haben Forscher der britischen Universität Birmingham herausgefunden.

Dosengemüse: Gesünder als man meint

Auch das weit verbreitete Vorurteil, dass Dosengemüse ungesund sei, stimmt nicht so ganz. Nur weil das Gemüse schon länger in der Dose ist, heißt es nicht, dass alle Vitamine und Nährstoffe verloren sind. Die Nährwerte liegen zwar unter denen von Tiefkühlware oder erntefrischem Gemüse, dafür aber werden sie aufgrund der lichtgeschützten Verpackung geschützt.

Ebenso sorgt die schnelle Weiterverarbeitung, nach der Ernte, für lang erhaltende Fische. Durch das ausschließlich kurze Erhitzen erfolgt lediglich ein minimaler Vitaminverlust. Besonders betroffen sind die hitzeempfindlichen Vitamine, wie beispielsweise Vitamin C.

Die Verbraucherzentrale weist darauf hin, dass Lebensmittel in Konservendosen die längste Haltbarkeit aller verpackten Lebensmittel haben. Denn der Inhalt kann nach dem Verschließen der Dose durch Hitze pasteurisiert oder auch sterilisiert werden.

Rehabilitierte Fette und Kohlenhydrate

Was gesunde Ernährung ausmacht, darüber gehen die Auffassungen mitunter weit auseinander. Das zeigt die Debatte um Milch genauso wie die Kontroverse um das richtige Maß beim Fett und Kohlenhydrate.

Lesen Sie hier: Debatte um krebserregende Wirkung – Ist Milch nun gesund – oder nicht?

„Wichtiger als die Diskussion über die richtigen Anteile von Fett und Kohlenhydraten sind die Aspekte hohe Energiezufuhr insgesamt und Qualität der Fette und Kohlenhydrate“, betont Silke Restemeyer von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). Verzehrt würden oftmals zu wenig ballaststoffreiche Nahrungsmittel wie Vollkorn, Hülsenfrüchte, Gemüse und Obst, aber zu viele einfache Kohlenhydrate in Form von zugesetzten Zuckern (etwa in Fruchtjoghurt und Erfrischungsgetränken) und raffinierter Stärke (etwa in Weißbrot, Kartoffelchips und Kuchen). Es sei sinnvoll, außerdem auf das gesamte Ernährungsmuster zu achten, sagt die Ernährungswissenschaftlerin.

Alles Extreme ist ungesund

Extreme Formen wie sehr kohlenhydratreiche oder sehr kohlenhydratarme Ernährung scheinen eher ungünstig zu sein in Hinblick auf die Sterblichkeit, sagt der Epidemiologe Matthias Schulze vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) Potsdam.

Versteckte Fette aus Produkten wie Wurst, Süßwaren, Fertigprodukten und Fast Food seien zu vermeiden, rät Silke Restemeyer. Die empfohlenen pflanzlichen Öle lieferten lebensnotwendige Fettsäuren und Vitamine, hätten aber wie alle Fette eine hohe Kalorienanzahl. Wer sich insgesamt ausgewogen ernährt und viel bewegt, müsse sich um die tägliche Kalorienaufnahme aber keine großen Gedanken machen.

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Fleisch: Weder zu viel noch gar nicht

Besonders rotes Fleisch steht seit Jahren in der Kritik. So warnt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) vor einem übermäßigen Konsum von Rind und Schwein: Es könne langfristig gesehen das Krebsrisiko steigern und einen hohen Cholesterinspiegel fördern.

Als Bestandteil einer Mischkost habe Fleisch nicht nur Nach-, sondern auch Vorteile, betont Silke Restemeyer. So enthalte es wichtige Nährstoffe wie Proteine, B-Vitamine inklusive Vitamin B12, Eisen sowie Selen und Zink. „Trotzdem sollten Erwachsene wöchentlich nicht mehr als 300 bis 600 Gramm Fleisch und Wurst essen.“.

„Dass wir zu viel Fleisch essen, ist inzwischen auch klar,“ erklärt Lutz Graeve, Leiter des Fachgebiets Biochemie der Ernährung an der Universität Hohenheim. Ob das aber auch zu einem höheren Krebsrisiko beitrage, sei nur schwer zu klären. „Menschen, die sehr viel Fleisch und Wurst essen, essen weniger von anderen Dingen.“ Vielleicht, so Graeve, sei die Wahrheit also im Umkehrschluss zu finden, etwa bei den Ballaststoffen. Dann müsste es heißen: „Wenig Gemüse, Salat und Obst erzeugen Krebs“.