In den blauen Boxen befinden sich ballaststoffreiche Inhalte. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Seit zehn Jahren geht es darum, dass Grundschüler zu Hause frühstücken und ein ausgewogenes Pausenbrot in die Schule mitbringen. Laut einer Studie der Uni Hohenheim an neun Grundschulen in Stuttgart kommen 15 Prozent der Drittklässler ohne Frühstück, aber 84 Prozent mit einem Pausenbrot in die Schule.

Stuttgart - Richtig schön bunt sieht es aus auf dem Vollkornbrot von Ceylin, das sie mit Kräuterquark, Gurken, Radieschen und Kresse belegt hat. „Und es schmeckt auch lecker“, sagt die Schülerin der Grundschule Gaisburg. Zusammen mit ihren Mitschülern aus den dritten Klassen hat sie sich an der Station Wunschbrot ihr Frühstück bereitet. Die achtjährige Ceylin wäre mit der Auswahl ihres Brotes die passende Botschafterin für das Projekt „Gesunde Pause“. Diese Schulaktion setzt sich seit zehn Jahren dafür ein, dass Grundschulkinder zu Hause frühstücken und ein ausgewogenes Pausenbrot in die Schule bringen. Susanne Erb-Weber und Renate Gayer haben diese Aktion vor zehn Jahren ins Leben gerufen und Sponsoren gefunden. „Bei Schulkindern ist es besonders wichtig, dass die Zellen mit dem richtigen Essen versorgt werden. Nur so kommt man fit und konzentriert durch den Tag“, sagt Susanne Erb-Weber.

205 000 blaue Pausenboxen mit ballaststoffreichem Inhalt und Ernährungstipps haben sie inzwischen landesweit verteilt. „Die Box ist aber auch eine Erinnerung an die Eltern, sie immer wieder mit dem passenden Vesper zu füllen“, sagt Schulleiterin Elke Schuster. Mit Zwang erreicht man wenig. Mit Aufklären und Ausprobieren schon eher. Kinder wissen mittlerweile aber schon, was gesund schmeckt, und so fliegen viele Hände in die Höhe, als die Rektorin in die Runde fragt, wer richtig frühstückt. Von Obst, Gemüse und Müsli ist die Rede. Ein Mädchen gesteht, ein Nutella-Brot zu essen. „Jetzt wird es wohl ehrlich“, sagt Susanne Eisenmann, Stuttgarts Bürgermeisterin für Kultur, Bildung und Sport, die die Aktion seit Jahren begleitet.

363 Kinder an neun Grundschulen wurden befragt

In der Landeshauptstadt scheinen Eltern und Kinder insgesamt aber ein Bewusstsein für das richtige Frühstücksverhalten zu entwickeln. Eine von Ernährungsmediziner Konrad Biesalski verfasste Studie an der Uni Hohenheim kommt zu dem Ergebnis, dass 15 Prozent der befragten Drittklässler ohne Frühstück in die Schule kommen. Die Werte liegen deutlich unter dem Bundestrend. Eine Untersuchung der Uni Bielefeld kam 2011 nämlich zu dem Ergebnis, dass bundesweit 30 Prozent der Schulkinder ungefrühstückt in den Unterricht gehen.

In Stuttgart wurden 363 Kinder an neun Grundschulen aus 20 dritten Klassen befragt. Als Grund für das Nichtfrühstücken gaben die meisten an, keinen Hunger zu haben. 84 Prozent der Kinder hatten aber ein Vesper dabei, zehn Prozent besorgen das Pausenbrot beim Bäcker, und nur sechs Prozent hatten nichts dabei. Die Wissenschaftler interessierten sich aber auch für den Inhalt der Boxen. Sie wurden bei 85 Prozent in Sachen Obst oder Gemüse fündig, bei 31 Prozent waren auch Süßigkeiten und süße Teilchen dabei. „Wenn das Frühstück ausfällt, muss das nicht heißen, dass Kinder mit knurrendem Magen in der Schule sitzen“, bewertet Biesalski die Zahlen. Viele Kinder würden erst in der Pause frühstücken, wie die hohe Anzahl an Vesperboxen zeige. Dennoch spricht sich der Ernährungsexperte für ein kleines Frühstück aus. „Sonst wird das Gehirn nicht optimal mit Glucose versorgt. Das kann sich in Müdigkeit äußern.“