Welches Essen ist für wen gut? Wissenschaftler erforschen, wie Menschen mit einer auf sie zugeschnittenen Ernährung gesund leben. Foto: /via www.imago-images.de

Aktuelle Studien zeigen: Personalisierte Ernährung hilft beim Abnehmen und kann Krankheiten vorbeugen. Welcher Ernährung passt zu wem?

Lübeck - Jeder Mensch ist anders, jeder Körper funktioniert anders. Der Mediziner Christian Sina, Professor für Ernährungsmedizin an der Universität Lübeck ist deshalb davon überzeugt, dass jeder Mensch auch eine personalisierte Ernährung benötigt, die auf den eigenen Stoffwechsel zugeschnitten ist. So sei ein stabiler Blutzuckerspiegel der Schlüssel für ein gesundes Leben. „Den kann bei einem ein Apfel hochschnellen lassen, bei einem anderen das Vollkornbrot“, sagt Sina. Vermutlich seien für diese Unterschiede unser Darm-Mikrobiom – also die Millionen von Bakterien, die in unserem Darm leben – verantwortlich. Jeder Mensch habe unterschiedliche Bakterien.

Klassische Diäten sind zu allgemein – die wenigsten nehmen damit dauerhaft ab

Ernährungstipps ebenso wie die klassischen Diätmodelle seien sehr pauschal gehalten. „Mit der Nahrung ist es aber wie mit einem Medikament: Was bei dem einen funktioniert, hilft dem einen nicht oder verursacht sogar starke Nebenwirkungen.“

Innerhalb von Studien sei man schon in der Lage Ernährungsempfehlungen individuell an die Stoffwechselbedürfnisse eines Menschen anzupassen. Er ist überzeugt, dass uns das „in Zukunft bei der Prävention und Therapie von Krankheiten viel Positives bringen“ wird.

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Viele Gesundheitsexperten sind davon überzeugt, dass unsere jetzige Lebensweise nicht unbedingt zu uns passt. „Vor 40 Jahren haben sich die Menschen im Alltag noch viel bewegt“, sagt Sina. Bis in die 1960er Jahre seien die Menschen allgemein schlanker gewesen, inzwischen sind rund 60 Prozent der Deutschen zu dick. Adipositas begünstigt viele Krankheiten wie Diabetes, Schlaganfälle oder Herzinfarkte ebenso wie Krebs.

Ernährungskonzept nach Maß

Ziel der Studien an seinem Institut ist, Ernährungskonzepte anhand von Biomarkern, wie Stoffwechselprodukte oder das Vorhandensein einer spezifischen Zusammensetzung des Darmmikrobioms zu überprüfen, um so Rückschlüsse auf die individuell beste Ernährung zu erzielen. Ein stabiler Blutzuckerspiegel helfe zudem dabei, dass wir uns ausgeglichen fühlen, weniger müde und insgesamt leistungsfähiger sind, sagt Sina.

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notwendig – und das motiviert, durchzuhalten. Mit den gängigen Diäten nehmen aus der Sicht des Wissenschaftlers die wenigsten dauerhaft ab. Dennoch sei es wichtig, die klassischen Regeln für eine gesunde Kost nicht zu ignorieren: Vielfältig essen und viele Nährstoffe zu sich nehmen wie Ballaststoffe, Spurenelemente, Vitamine und Mineralstoffe. Um Übergewicht zu verhindern, ist es gut, alles in Maßen zu genießen und nur so viele Kalorien zu uns zu nehmen, wie wir verbrauchen. „Doch in Anbetracht unseres bewegungsarmen Lebenswandels und Essensangeboten quasi an jeder Ecke ist es damit allein eben nicht getan.“

Abnehmen ohne strikte Diät

In Untersuchungen konnte das Lübecker Team zeigen, dass eine auf die individuell gemessenen Blutzuckerwerte abgestimmte personalisierte Ernährungsempfehlung funktioniert, und zwar ohne dass die Probanden eine strikte Diät einhalten mussten“, so Sina.