In der Rundsporthalle trauert Hausmeister Jan Pohle der Olympia-Chance nach. Foto: Max Kovalenko/PPF

Schwache Erinnerung, dass Badminton und Waiblingen ein Duo bei der Olympiabewerbung bildeten.

Waiblingen - Olympia und Waiblingen? War da was? Selbst Maria Binder, die Abteilungsleiterin Badminton beim FSV Waiblingen, erinnert sich nur ganz schwach daran, dass die Randsportart und die größte Stadt im Rems-Murr-Kreis ein Duo bei der Stuttgarter Olympiabewerbung bildeten. Dass die Idee mit dem Federball an der Rems aufschlug, war wohl eher dem Gedanken geschuldet, alle Sportarten möglichst nah am olympischen Dorf auszutragen als den überschäumenden Erfolgen der Waiblinger Badmintonspieler. Die FSV-Abteilung schickt gerade einmal eine Mannschaft zu Meisterschaftsspielen, und Maria Weber räumt ein, dass die Nachbarstädte Fellbach und Schorndorf in dieser Sportart wesentlich erfolgreicher aufgestellt sind. Aber in Fellbach sollten die olympischen Schützen antreten und Schorndorf war bei der bei der olympischen Bewerbung nicht berücksichtigt worden.

Für den Waiblinger Sport insgesamt, insbesondere für die Handballer, hatte die Wahl der Olympia GmbH durchaus ihre Reize. Mit der Badminton-Idee verbunden war der Bau einer neuen Veranstaltungshalle für Waiblingen. Nach den Maßgaben für die Olympia-Bewerbung passen in eine solche Arena 5000 bis 6000 Zuschauer. Eine Halle diesen Zuschnitts sehnten bereits vor zehn Jahren insbesondere die Handballmannschaften der Stadt als Ersatz für die sanierungsbedürftige und viel zu kleine Rundsporthalle (maximal 1000 Zuschauer) herbei. Also zeichneten die Olympia-Werber um Geschäftsführer Raimund Gründler schnell Pläne für eine neue Wettkampfstätte neben der alten Halle.

Im Gemeinderat ereiferten sich vor allem die Stadträte der Alternativen Liste über die Hallenpläne und die Olympia-Idee

Eine Summe von rund 20 Millionen Euro für die neue Sport- und Veranstaltungsstätte geisterte damals durch die Stadt und ließ so manchen Stadtrat vergessen, dass es sich bei allem eher um ein Gedankenspiel handelte, die der Region Stuttgart Image und Selbstbewusstsein geben sollte, als um ernsthafte Bauabsichten. Im Gemeinderat ereiferten sich vor allem die Stadträte der Alternativen Liste über die Hallenpläne und die Olympia-Idee. Die Spiele, auch wenn es sich nur um Badminton handle, würden die Stadt in ein finanzielles und verkehrstechnisches Chaos stürzen. Auch aus den Reihen der CDU und der SPD waren zu den Investitionen für Olympia eher skeptische Töne zu vernehmen.

Der Waiblinger Bürgermeister Martin Staab hat die Stuttgart-Bewerbung um die Olympischen Spiele dennoch in positiver Erinnerung. Sie habe die Region in Aufbruchstimmung versetzt. Beim Gedanken, dass Stuttgart bereits in der nationalen Vorentscheidung ausgeschieden ist, befällt Staab Wehmut. Und was hat das olympische Tamtam für die Stadt gebracht. „Immerhin“, sagt Staab, „ist der Ausbau der Rundsporthalle noch im Stadtentwicklungsplan“. Im kommenden Jahr steige die Stadt in die Planung ein.

„Seit die Bewerbung gescheitert ist, hat sich auch in der Rundsporthalle nichts mehr getan“

In der über 40 Jahre alten Rundsporthalle erinnert sich Hausmeister Jan Pohle ebenfalls gut an die olympische Aufbruchstimmung. Er sieht noch Bürgermeister, Sportfunktionäre und Architekten vor seinem geistigen Augen, die nicht nur einmal vor und in der Halle sehr ernsthaft über Erweiterungspläne für die alte Halle, Varianten für den Neubau und Zufahrtswege diskutierten. Im Kopf des Hausmeisters hat sich aber auch noch ein anderer Eindruck festgesetzt. „Seit die Bewerbung gescheitert ist, hat sich auch in der Rundsporthalle nichts mehr getan“, sieht Pohle jeden Tag. Das sei schade, denn mit einer moderneren Halle für mehr Zuschauer stünde der Sport in Waiblingen besser und erfolgreicher da als er heute auftritt.