Gesetzlich Krankenversicherten drohen in den kommenden Jahren spürbar höhere Beiträge. Foto: dpa

Gesetzlich Krankenversicherten drohen in den kommenden Jahren spürbar höhere Beiträge. Die Zusatzkosten tragen allein die Versicherten. Die Erhöhung kommt zum allgemeinen Beitragssatz von 14,6 Prozent, den sich Arbeitnehmer und Arbeitgeber teilen, hinzu.

Berlin - „Wir haben die Realität, dass es auch in den nächsten Jahren steigende Zusatzbeiträge geben wird“, sagte die Vorsitzende des Kassen-Spitzenverbands, Doris Pfeiffer, am Donnerstag bei einer Veranstaltung nahe Berlin.

Zusatzbeitrag für 54 Millionen Versicherte

Für 2019 sagte Pfeiffer einen Zusatzbeitrag für die Krankenkasse von voraussichtlich 1,8 Prozent im Durchschnitt voraus. Er liegt heute bei 1,08 Prozent. Den Zusatzbeitrag müssen die 54 Millionen Kassen-Mitglieder alleine zahlen. Er kommt zum allgemeinen Beitragssatz von 14,6 Prozentdazu, den sich die Arbeitnehmer und Arbeitgeber teilen.

Der Anstieg des durchschnittlichen Zusatzbeitrags fürs kommende Jahr betrage bis zu 0,3 Prozentpunkte und steige dann auf rund 1,4 Prozent vom Einkommen. 2019 werde der Zusatzbeitrag dann wohl im Schnitt bei 1,8 Prozent liegen. Ein Beitragsschritt von 0,3 Prozentpunkte bedeutet bei einem Monatsbruttoeinkommen von 2000 Euro 6 Euro mehr.

Ausgabenseite im Blick behalten

„Die Ausgaben steigen weiter weit stärker als die Einnahmen“, sagte Pfeiffer. Der Gesetzgeber solle bei Reformen die Ausgabenseite im Blick behalten.

Pfeiffer kritisierte zudem, dass die Kassen zu wenig Geld für Hartz-IV-Bezieher bekämen. Statt 90 Euro seien hier im Schnitt 136 Euro pauschal im Monat nötig. Wenn bald mehr Flüchtlinge anerkannt würden, zunächst arbeitslos würden und somit Hartz IV bekämen, müsste dieser Satz umso dringender angehoben werden, forderte Pfeiffer. 2016 gebe es deswegen eine Finanzierungslücke von 2,3 Milliarden Euro.

Pfeiffer kritisierte Erwägungen der Bundesregierung, 1,5 Milliarden Euro aus der Reserve des Gesundheitsfonds zu nehmen, um damit im kommenden Jahr Flüchtlingskosten und die Weiterentwicklung der elektronischen Gesundheitskarte zu decken. Werde dies so im Wahljahr umgesetzt, fiele der Beitragssatzanstieg um rund 0,1 Prozentpunkte geringer aus, sagte Pfeiffer.

Überschüssiges Geld systematisch zur Verfügung stellen

Zwar müssten die Milliarden nicht im Gesundheitsfonds, der Geldsammelstelle der Kassen, gebunkert werden, räumte Pfeiffer ein. Doch überschüssiges Geld sollte den Kassen systematisch zur Verfügung gestellt werden, statt punktuell aufgrund wenig nachvollziehbarer politischer Überlegungen, forderte Pfeiffer.

Die Opposition warf Schwarz-Rot vor, einseitig in die Taschen der Arbeitnehmer zu greifen. Die Koalition sorge so für „weniger Netto“, sagte der Linken-Gesundheitspolitiker Harald Weinberg. Die Grünen-Abgeordnete Maria Klein-Schmeink forderte, der Arbeitgeberanteil dürfe nicht länger eingefroren bleiben.