In Island verkaufen bald nur noch Apotheken Zigaretten. Foto: dpa

In Island gibt es Glimmstängel für Süchtige bald nur noch in der Apotheke zu kaufen.

Reykjavik - Im isländischen Parlament wird derzeit die Einführung einer ärztlichen Rezeptpflicht für Zigaretten vorbereitet. Glimmstängel für Süchtige soll es dann nur noch in den Apotheken geben.

Im sehr dünn besiedelten Island wird derzeit jede Hand gebraucht, um sich aus dem schweren Wirtschaftszusammenbruch von 2008 aufzurappeln. In Strömen verließen Isländer und osteuropäische Gastarbeiter das Land, als die Krone plötzlich nichts mehr wert war und die Jobs verschwanden. Dementsprechend sorgt man sich auf Island ganz besonders um die Gesundheit der 318.000 Einwohner. Niemand soll wegen Zigaretten vorzeitig sterben.

Nun will das Parlament, der Althing in Reykjavâk, seine Bürger ins rauchfreie Zeitalter führen. Laut einem dieser Tage debattierten Gesetzesentwurf sollen Zigaretten aus sämtlichen Supermärkten, Tankstellen, Zollfreiläden und Kiosken verschwinden. Nur noch in Apotheken sollen die Glimmstängel gegen das Vorzeigen eines ärztlichen Attests erhältlich sein.

Keine Alternativen für Schummler

Die Raucher werden so zu Suchtkranken erklärt. Das Rezept ist mit der Verpflichtung zu regelmäßigen Besuchen beim Arzt verbunden. Dieser kann seinen Patienten das scheinbar so harmlose tägliche Laster mit Aufklärung und Entwöhnungskuren austreiben.

Hilft das alles nichts, wird ein Rezept auf Zigaretten ausgeschrieben. Die fallen dann allerdings nicht ins subventionierte Gebührensystem für Medikamente, sondern werden weiterhin zum teueren Marktwert verkauft.

Vorteilhaft ist für Island in diesem Fall die isolierte Lage im Nordatlantik, weit entfernt von Nachbarländern. Kurz über die Grenze zum Zigarettenautomaten zu fahren, ist keine Alternative für Schummler. Und auch für Schmuggler ist die weit entfernte Insel mit ihren wenigen Einwohnern nicht interessant genug. Zudem entkommt kaum jemand dem wachsamen Auge der Polizei im übersichtlichen Land.

Rezeptpflichtiger Apothekenverkauf könnte funktionieren

 Rezeptpflichtiger Apothekenverkauf könnte funktionieren

Touristen ärgern sich schon heute oft über die ungewöhnlich scharfen Zollkontrollen am einzigen schnellen Tor zur Welt, dem internationalen Flughafen Keflavik bei Reykjavâk. Bereits eine Flasche Wodka zu viel wird ausgesiebt.

Der rezeptpflichtige Apothekenverkauf von Zigaretten würde daher nicht wie in anderen europäischen Ländern an seiner praktischen Umsetzung und der notwendigen Kontrolle scheitern.

Die frühere Gesundheitsministerin Siv Fridleifsdottir führt die aktuelle Gesetzesinitiative an. Abgeordnete von fünf Parteien unterstützen sie. Es gehe darum, das Rauchen trotz der bereits seit Jahrzehnten bekannten, erheblichen Risiken nicht weiter zu verharmlosen, sagte sie der Zeitung "Frettabladid". Die Gesellschaft müsse endlich aufwachen.

Nichtraucherschutz erfolgreich

Gleichzeitig ist man auf Island in Sachen Nichtraucherschutz schon weit gekommen. 1991 rauchten noch 30 Prozent der Erwachsenen regelmäßig. Heute sind es nur noch knapp 15 Prozent. Auch die mehrfache Erhöhung der Tabaksteuer und die deutlich geschrumpften Geldbeutel der Isländer seit der Finanzkrise dürften dazu beigetragen haben.

Heute kostet eine Schachtel 900 isländische Kronen (5,30 Euro). Rund 3000 Kronen würden die Zigaretten jedoch kosten, wenn die gesellschaftlichen Ausgaben für das Rauchen mit einberechnet würden, so die Befürworter der Gesetzesvorlage.