Noch immer ein beliebter Klassiker: Mensch ärgere dich nicht! Foto: dpa

Drei Spiele stehen in der engeren Wahl, am Montag in Berlin den Preis „Spiel des Jahres 2017“ zu erhalten. Die Jury hat sich durch hunderte von Neuheiten hindurchgekämpft. Wir stellen die Nominierten vor.

Stuttgart - Wer die Wahl hat, hat die Qual. Das gilt für die Mitglieder der Jury „Spiel des Jahres“ ganz besonders. Monatelang haben sie sich durch einen Berg an Spielen gearbeitet und an einer laut dem Juryvorsitzenden Tom Felber fast unmöglichen Aufgabe herumgeknobelt“. Der Aufgabe, den aus hunderten von neuen Gesellschaftsspielen bestehenden Berg auf eine sinnvolle Zahl von herausragenden Titeln zu reduzieren.

Unzählige Test- und Beratungsrunden liegen hinter den Juroren, die für die beiden Kategorien „Spiel des Jahres“ und „Kennerspiel des Jahres“ insgesamt 17 Neuheiten auf ihre Empfehlungs- und Nominierungslisten gesetzt haben. Die Experten wollen eine möglichst große Vielfalt an verschiedenartigen Spielsystemen abbilden, deshalb unterscheiden sich die ausgesuchten Spiele sehr. Tom Felber bezeichnet die drei für den Preis „Spiel des Jahres“ nominierten Spiele als „extrem unterschiedlich“. Weil dies so ist und Geschmäcker bekanntlich unterschiedlich sind, wird es bei der Preisverleihung in Berlin am Montag ziemlich spannend.

So manch ein Spieler gibt im Vorfeld zwar gerne einen Tipp ab. Letztlich lässt sich das Ergebnis der Jury allerdings nicht vorhersagen. Reiner Knizia, ein bekannter und preisgekrönter Autor, der es mit seiner Erfindung „Wettlauf nach El Dorado“ in die Endauswahl zum „Spiel des Jahres“ geschafft hat, sieht die drei nominierten Spiele, ihre Autoren und Verlage in einer Lotteriesituation. Mal habe man Glück, mal habe man es nicht. Knizia sagt: „Ich denke, jedes der nominierten Spiele hat es verdient, „Spiel des Jahres“ zu werden.“

Neugierig geworden? Hier drei kurze Porträts derjenigen Titel, die es in der Kategorie „Spiel des Jahres“ in die Endrunde geschafft haben.

Kingdomino“: Auf die Kronen kommt es an

Wer bei „Kingdomino“ nur Plättchen ohne Krone in sein Königreich legt, bekommt dafür keine Punkte. Kronenplättchen sind also begehrt, denn die Kronen innerhalb einer Landschaftsfläche werden mit der Anzahl der dazugehörenden Plättchen zu Siegpunkten multipliziert. Dank einer ausgeklügelten Regel, die den Spielern abwechselnd die erste Wahl bei den Plättchen gibt, bleibt das Gerangel um die lukrativsten Plättchen trotz Glücksfaktor fair.

Wer taktieren möchte, sollte sich die Wahl und Anordnung seiner Plättchen genau überlegen sowie das Tun der Mitspieler im Blick behalten. Vielleicht ist es ja sinnvoll, einem Spieler mit immenser Kronenlandschaft ein noch fehlendes Plättchen vor der Nase wegzuschnappen? Fazit: Ein kurzweiliges und schnell erlernbares Familien-Legespiel mit schönen Varianten. „Kingdomino“ von Bruno Cathala, erschienen bei Pegasus Spiele. 2-4 Spieler ab 8 Jahren, ca. 20 Minuten, ca. 20 Euro.

„Magic Maze“: Gemeinsam unter Zeitdruck

Kurzbilanz der Anleitung für die Spieler: Schaut genau, agiert schlau und tut beides schnell, denn „Magic Maze“ ist ein kooperatives Spiel, das sich durch Hektik und Zeitdruck auszeichnet. Das gemeinsame Ziel der Spieler ist es, Figuren über Wegplättchen zu bewegen, neue Plättchen an bereits ausgelegte anzubauen und darauf innerhalb von kurzer Zeit bestimmte Stellen zu erreichen. Dies wäre einfach, wenn es da nicht die Regel gebe, dass jeder Spieler jede Figur innerhalb des magischen Labyrinths nur in eine Richtung – etwa nach Norden oder nach Süden – bewegen darf. Zudem ist es den Spielern je nach Schwierigkeitsgrad nicht oder lediglich in kurzen Phasen der Partie erlaubt, miteinander zu reden. Um rasch und innerhalb der vorgegebenen Zeit alle Stellen zu erreichen und die Aufgaben der Gruppe zu erfüllen, ist von allen Spielern ein Höchstmaß an Konzentration gefordert. Fazit: sehr innovativ und mit den passenden Spielern positiv aufregend. „Magic Maze“ von Kasper Lapp, erschienen bei Sit Down! 1-8 Spieler ab 8 Jahren, ca. 15 Minuten, ca. 25 Euro.

„Wettlauf nach El Dorado“: Viele Wege führen zum Sieg

Wer schlägt sich am schnellsten durch den Dschungel und gewinnt damit den „Wettlauf nach El Dorado“? Um diese Frage geht es in dem gleichnamigen Spiel von Reiner Knizia. Mittels zufällig gezogener und nach Mischrunden immer wieder neu auf die Hand kommender Karten können die Spieler ihre Figuren vorwärtsziehen sowie neue Karten kaufen. Doch welche Vorteilskarte hole ich mir zuerst? Soll ich meine Route vorausplanen und für später vorsorgen oder machen mir meine Mitspieler einen Strich durch die Rechnung? Gut abzuwägen, welcher Schritt in der jeweiligen Situation am besten erscheint, ist nicht nur sinnvoll, sondern kann spielentscheidend sein. Das Spiel bietet unendlich viele taktische Möglichkeiten – auch, weil die Laufstrecke variabel zusammengestellt werden kann. Fazit: sehr gelungen und für clevere Köpfe besonders reizvoll. Wettlauf nach El Dorado von Reiner Knizia, erschienen bei Ravensburger. 2-4 Spieler ab 10 Jahren, ca. 60 Minuten, ca. 38 Euro.

Drei Spiele haben die Chance auf den Titel „Kennerspiel des Jahres“

Welcher Titel wird die Jury letztlich überzeugen? Diese Frage stellt sich bei der Preisverleihung in Berlin nicht nur in der Kategorie „Spiel des Jahres“. Auch der Siegertitel der Kategorie „Kennerspiel des Jahres“ wird am Montag gekürt. Der Preis richtet sich insbesondere an Spieler, die schon etwas erfahrener im Erlernen von Spielen sind und Regeln taktisch versierter anwenden.

Für diese Auszeichnung nominiert ist der kniffelige Rätselspaß „Exit – Das Spiel“ (Kosmos), bei dem es darum geht, durch das Entdecken und Kombinieren von Hinweisen in möglichst kurzer Zeit und gemeinsam als Team mehrere Codes zu knacken. Auch zwei Spiele aus dem Schwerkraft-Verlag haben es in die Endrunde geschafft. Bei der komplexen, aber nicht komplizierten Neuheit „Räuber der Nordsee“ gilt es, einen ausgeklügelten Setzmechanismus sinnvoll für Beutezüge zu benutzen. Wer bei „Terraforming Mars“ mitmacht, taucht mit einer Auswahl von mehr als 200 eindrucksvoll gestalteten Projektkarten in eine andere Welt, um dort während der zwei- bis dreistündigen Partie an einer großen Umgestaltung mitzuwirken.

Kritikerpreise in drei Kategorien

Der Verein „Spiel des Jahres“ vergibt insgesamt drei Kritikerpreise: „Spiel des Jahres“ (seit 1978), „Kennerspiel des Jahres“ (seit 2011) sowie „Kinderspiel des Jahres“ (seit 2001). Letzter wird von einer getrennten Jury vergeben, die ihr Urteil bereits am 19. Juni 2017 verkündet hat: „Kinderspiel des Jahres“ wurde „Icecool“ (erschienen bei Amigo) von dem Autor Brian Gomez.