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Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) ist nach einer Umfrage in der Modebranche der mit Abstand am besten angezogene Spitzenpolitiker in Deutschland. Wer ihm folgt, sehen Sie in unserer Bildergalerie

Frankfurt/Main - Es ist Wahlkampf. Doch nicht immer werden einen Monat vor der Bundestagswahl die politischen Positionen der Parteienvertreter zu strittigen Themen diskutiert. Immer öfter geht es darum, wie sich die Volksvertreter der Öffentlichkeit präsentieren. Für die Kleidung der Politiker interessierte sich nicht nur eine von der Zeitschriftenredaktion „Best Fashion“ bestellte Modejury, die Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg kürzlich attestierte, über seine Garderobe „Kompetenz auszustrahlen“ und „international bestehen“ zu können.

Im Auftrag des Fachmagazins „Textilwirtschaft“ äußerten sich jetzt auch Mode-Einzelhändler über den Kleidungsstil der wichtigsten Amtsinhaber quer durch die Parteien. Und erneut liegt der vom pomadisierten Scheitel bis zu den hochwertigen Ledersohlen stets geschniegelt auftretende Adelsspross vorne.

Zu Guttenberg schlägt den Zweitplatzierten Guido Westerwelle (FDP), der sich so gern als Beau darstellt, sogar um 26 Prozentpunkte. Auf den dritten Platz schaffte es Bundespräsident Horst Köhler mit 43 Prozent der Stimmen. Zweistelligen Zuspruch ernteten – obwohl mehrere Stimmen zugelassen wurden – nur fünf Personen, darunter die Kanzlerin. Renate Künast, Oskar Lafontaine, Christian Wulff, Wolfgang Schäuble scheiterten an der Fünf-Prozent-Hürde. Als modische Nullen entpuppten sich Claudia Roth und Olaf Scholz.

Den modischen Sachverstand deutscher Politiker halten 57 Prozent der befragten Einzelhändler für verbesserungswürdig. 13 Prozent von ihnen bewerteten ihn sogar als schlecht. Nicht einmal jeder dritte Modehändler war der Meinung, dass deutsche Politiker gut gekleidet seien. Die Kritik der Experten richtet sich in erster Linie gegen die zu langweiligen Outfits (73 Prozent). Außerdem hätten deutsche Politiker schlecht sitzende Anzüge, kein Farbgefühl und geschmacklose Krawatten. „Die deutschen Politiker sollten sich an den italienischen und französischen Politikern orientieren, zumindest was die Garderobe angeht“, lautet die Empfehlung eines Händlers.

Weniger Trachtenjanker à la Horst Seehofer, kneifende Hemdkragen wie bei Sigmar Gabriel oder ihren Platz suchende Haarsträhnen eines Jürgen Trittin also? Dafür nachtblaue Anzüge wie der französische Präsident Nicolas Sarkozy oder mehr Schönheitsoperationen nach dem Vorbild des italienischen Premierministers Silvio Berlusconi? Bitte nicht! Denn seien wir ehrlich: Die Nachlässigkeit deutscher Politiker in Sachen Äußeres hat auch positive Seiten.

So hat das Volk längst begriffen, dass sich Angela Merkel auf der politischen Bühne in schwarzer Hose und wechselndem Jackett am wohlsten fühlt. Außer zur Farbe des Oberteils gibt es da wenig zu sagen. Und in gewisser Weise gilt für den modischen Star unter den deutschen Staatslenkern das Gleiche: Zu Guttenberg ist immer korrekt angezogen. Darauf ist so sehr Verlass, dass die Wählerschaft ihn nicht bestaunen muss, sondern ihm ungestört zuhören kann. So sind sie eben, unsere Politiker: Sogar Claudia Roths schrillen Stil würden wir vermissen.