Eberhard Bohn weiß so manche skurrile geschichte zu erzählen. Foto: Gottfried Stoppel

Das neue Buch von Eberhard Bohn erzählt skurrile und schauerliche Geschichten aus dem Schwäbischen Wald – etwa von dem ersten Kirchenkirnberger Opfer des motorisierten Straßenverkehrs.

Murrhardt - In Murrhardt-Kirchenkirnberg wurde im Juni 1887 ein Knäblein geboren, das so schwach war, dass die Überlebenschancen gegen null tendierten. Die Frage der Mutter, ob man nicht den Doktor holen solle, beschied die Hebamme so: ,,Das rentiert sich nicht“. Doch der Kleine berappelte sich zu einem aufgeweckten Bürschchen, bis er dann in der Scheuer seines Vaters von einer Leiter fiel.

Jakob ließ sich nicht unterkriegen

Der Sturz hatte zur Folge, dass sein linker Arm steif blieb und er fortan sein linkes Bein nachzog. Auch dieses Mal biss sich Jakob durch und fristete später als Gänsehirt in der Gaildorfer Gegend sein Leben. Er ließ sich nicht unterkriegen und wusste sich zu wehren.

Im Juni 1935 traf es den Unglücksraben schon wieder, diesmal mit tödlichem Ausgang: er wurde im Ort Ottendorf von einem Motorradfahrer umgefahren und tödlich verletzt. Traurige Berühmtheit dabei: der Beschützer des schnatternden Federviehs war, wie Bohn herausfand, das erste Kirchenkirnberger Opfer des motorisierten Straßenverkehrs.

Der Gänsjakob ist der Titelstar des neuesten Buches von Eberhard Bohn. Der 83-Jährige hat wieder mal in seine fliegenden Blätter und dann in die Tasten seines Computers gegriffen. Dabei kam ein 240 Seiten umfassenden Werk heraus, das neben der titelgebenden Geschichte 20 weitere Erzählungen enthält. Das Leben des Gänsjakob hatte Bohn besonders gefesselt, weil es ganz in der Nähe seines eigenen Geburtshauses ihren Anfang nahm.

Man kennt Eberhard Bohn aus Kirchenkirnberg vor allem als Mühlenfachmann. Doch da ist noch diese andere Leidenschaft, die den Mann antreibt: für sein Leben gern schreibt er Geschichten nieder, die sich in seinem engeren Lebenskreis, dem Schwäbischen Wald, ereigneten. Es habe ihn, so erzählt er, schon immer fasziniert, nicht-alltäglichen Dingen aus früheren Zeiten nachzuspüren und auf Papier zu bringen – gleich, ob’s schauerliche, skurrile, absonderliche oder anrührende Geschichten gewesen sind.

In seinen langen Berufsjahren als Mühlen- und Silobauer hat Bohn manche seltsame und ungewöhnliche Geschichte bei seinen Auftraggebern aufgeschnappt und – in Vorahnung seiner späteren Passion? – aufgeschrieben. Da kam über mehrere Jahrzehnte ein reichhaltiger Fundus von Storys und Begebenheiten zusammen, aus dem er lustvoll schöpfte. Eine kleine Titelauswahl: Lauter Dummheiten, Almunde, Dem Müller, dem’s am Wasser fehlt, Von Erdluitle und dem wilden Heer. Bei seinen Recherchen wälzte er Kirchenbücher, alte Rathausakten und angegilbte Zeitungen. Bohn vergisst nicht zu erwähnen, dass ihm der Murrhardter Historiker Gerhard Fritz immer mal wieder mit hilfreichen Hinweisen auf die Sprünge geholfen hat.

Klopfzeichen aus einem Grab

Die jüngste Bohnsche Publikation befasst sich unter anderem auch mit Klopfzeichen aus einem Grabe bei einer Beerdigung 1822 in Kirchenkirnberg und den Reanimationsversuchen, die den Verblichenen nicht mehr ins Leben zurückholten.

Schließlich berichtet Bohn auch vom alten Raddle, der als Gegenspieler von Hexen immer dann geholt wurde, wenn im Ort unerklärliche Dinge passierten. Just diese Geschichte hat er bei der Endausscheidung des schwäbischen Mundartpreises im Oktober dieses Jahres zum Besten gegeben. Übrigens: das neue Bohn-Büchlein ist ein Gemeinschaftswerk der Familie: Das Layout stammt von seinem Sohn Hartmut und die Illustrationen von seinem Enkel Niklas

Herstellung und Verlag: Books on Demand, Norderstedt, ISBN: 978-3-743138513.