Der Veielsche Garten 1966 als wildes Anbaugebiet für Obst und Gemüse. Foto: Pleyer

Nachdem Anfang November der Spielplatz im Veielschen Garten eröffnet wurde, blicken wir zurück auf die Geschichte des Areals.

Bad Cannstatt - Letzten Donnerstag wurde der Spielplatz im Veielschen Garten eröffnet. Im Frühjahr wird auch die Restfläche neu bepflanzt. Das Areal hat eine bewegte Geschichte. Doch was ist dort in den letzten Jahrzehnten passiert? Und woher hat das Gelände seinen Namen?

Seinen Namen verdankt das Gelände der angesehenen Ärztefamilie Veiel. Das Familienoberhaupt – Albert von Veiel – gründete 1837 die „Heilanstalt für Flechtenkrankheiten“ in Bad Cannstatt. Sie gilt als erste Hautklinik Deutschlands. In den darauffolgenden Jahren erwarb die Einrichtung aufgrund bemerkenswerter Heilungsergebnisse einen ausgezeichneten Ruf. Adelige und Prominente aus Politik und Kultur ließen sich dort behandeln. Bald wurde die Klinik für die vielen Patienten zu klein und mit staatlicher Hilfe wurde am Wilhelmplatz ein neues Gebäude gebaut – damals das größte Bauwerk in Cannstatt.

Vater und Sohn angesehene Ärzte

Die Hauptrolle bei der Anlegung des Gartens spielte Alberts Sohn – Theodor Veiel. Auch dieser war ein hoch angesehener Arzt, der in Heidelberg und Tübingen studierte und sich in verschiedenen europäischen Metropolen weiterbildete. Dieser übernahm nach dem Tod seines Vaters dessen Klinik und wurde später auch Chefarzt im Cannstatter Bezirkskrankenhaus. Er kaufte damals das Gelände an der Waiblinger Straße und nutzte es als Sommerresidenz. Im gleichen Zug ließ er dort einen Garten anlegen. Dieser hatte früher enorme Ausmaße. Er reichte von der Nauheimer Straße bis fast an die Daimlerstraße. „Theodor Veiel hat sich ob der Größe mit der Kutsche durch den Park fahren lassen und er brauchte drei Gärtner, die den Garten bewirtschafteten“, sagt Konrad Pleyer, ein direkter Nachfahre Veiels.

Vom „Gutle“ zum Veielschen Garten

Nach dem Krieg begann Luitgard Pleyer, Tochter von Theodor Veiels Bruder Fritz, im Garten Gemüse und Obst anzubauen. Sie versorgte damit ihre sieben Kinder und versuchte gleichzeitig noch etwas Geld zu erwirtschaften. „Wir halfen damals Kirschen und Erdbeeren zu ernten. Zudem haben wir abends von zehn bis zwölf immer den Ackersalat geputzt, um ihn am nächsten Tag verkaufen zu können“, erinnert sich Sohn Konrad Pleyer an seine Zeit auf dem „Gutle“ – wie der Garten in der Verwandtschaft früher genannt wurde. „Den Namen Veielscher Garten bekam das Areal erst später von der Stadt“, sagt Konrad Pleyer. Luitgard Pleyer bestellte den Garten bis 1974. Danach übernahm einer ihrer Söhne – Helmut Pleyer – Teile des Areals und wandelte es in eine Gärtnerei um. Bis 1985 die Stadt das Ruder in die Hand nahm und das parkähnliche Gelände in einen Erholungsort für die Cannstatter Bevölkerung umbaute. Damit wurde dem Wunsch von Theodor Veiel entsprochen, der in seinem Testament verankerte, dass der Garten einmal der Bevölkerung zur Verfügung gestellt werden sollte. Genau so wie heute also. Sein Urenkel Konrad Pleyer sieht bei der Neugestaltung noch Verbesserungsmöglichkeiten. „Leider gibt es nur eine Tischtennisplatte, die auch noch an einem Hang steht. Wenn man sich die Entwürfe der Architekten anschaut, wirkt der Spielplatz etwas spärlich. Gut ist hingegen, dass der Park von beiden Seiten ohne Stufen begehbar ist.“