Der Renner auf dem Wochenmarkt: fruchtige Schokotörtchen Foto: factum/Granville

Jennifer Dietrich hat in Bietigheim mit ihren Schoko-Kreationen Fuß gefasst und sich mit ihrem Food-Truck einen Traum verwirklicht.

Bietigheim Bissingen - Meine Mutter hat immer gesagt, dass ich was Gescheites lernen soll“, sagt Jennifer Dietrich. Deshalb hat sie erst einmal ein Studium in Versorgungstechnik begonnen. Lange durchgehalten hat sie aber nicht. Denn ihr Traum vom Backen und von Schokolade ging der 32-Jährigen gebürtigen Unterrixingerin nie aus dem Kopf – zum Glück, möchte man sagen. Denn seit einigen Monaten bringt Jennifer Dietrich die Ludwigsburger auf dem Wochenmarkt in den Genuss ihrer fruchtigen Schokotörtchen, gerollten Pralinen und bunt verzierten Schokoladen. Schnell hat sie Stammkunden gewonnen und wurde an ihrem Food-Truck mit der Aufschrift „Jenny’s Schoko Lädchen“ sogar als neue Konditormeisterin für das Thabea Café in Bietigheim-Bissingen entdeckt.

Im Rückblick kann sie sagen, dass sie alles richtig gemacht hat. „Ich könnte mir nicht vorstellen, wie meine ehemaligen Kommilitonen heute Backöfen technisch zu optimieren.“ Den Ofen nutzt sie lieber, um Biskuits auszubacken, die sie füllt und mit Schokolade überzieht. Ihr ganzes Repertoire zeigt sie in der Küche des jungen, trendig eingerichteten Thabea Cafés am Bietigheimer Friedhof.

Pralinen ohne Konservierungsstoffe und Geschmacksverstärker

Begonnen hat alles in der heimischen Küche von Jennifer Dietrich. Schon während ihres Studiums begann sie Pralinen ohne Konservierungsstoffe und Geschmacksverstärker zu entwerfen und nebenher online zu verkaufen. „Vor Weihnachten haben ich schon mal 3000 Stück produziert.“ Aber damals war ihr klar, dass sie als Ingenieurin mehr verdienen kann. „Ich wollte aber schon als Kind lieber als Bäckerin statt als Prinzessin zum Fasching“, sagt sie. Als traf sie eine Entscheidung: „Lieber weniger Geld und etwas machen, das ich wirklich gerne tue.“ Sie schmiss ihr Studium nach dem Vordiplom und begann eine Lehre zur Konditorin. Der Deal mit ihrer Mutter: wenigstens der Meisterbrief sollte es werden. Ihre Ausbildung bei Breuninger führte sie zum Praktikum nach Paris in die Galeries Lafayette. Dort holte sie sich die Inspiration für ihre eigenen kleinen Schokokuchen. Die Idee dahinter: „Ich teile mein Essen ungern, und so ein Törtchen gehört einem alleine.“

„Ich wollte wieder ein Leben haben“

Nach einem Abstecher in die Niederlande und sechs Jahren in der Gastronomie des Mövenpick-Hotels am Flughafen hatte sie genug vom Angestellten-Dasein. „Ich wollte mich nicht mehr an so viele straffe Vorgaben halten müssen“, sagt sie. Sie wollte ihre eigenen Kreationen entwerfen. Außerdem hatte Jenny Dietrich die langen Schichten und vielen Überstunden satt. „Ich wollte wieder ein Leben haben.“ Die junge Frau war hungrig auf Neues.

Ein Vagabundenleben im Food-Truck, das wäre es, dachte sie sich. „Ich wollte frei sein und auch nicht an einen Ort gebunden.“ Im Internet entdeckte sie dann einen sehr günstigen Verkaufswagen. Diesen rüstete sie, dank ihres Ingenieurwissens, selbst mit nötiger Klimaanlage und einem Notstromaggregat aus. Im März dieses Jahres ging es damit zum ersten Mal auf den Ludwigsburger Marktplatz, aber auch auf andere Wochen- und Streetfood-Märkte. Und schon bald hatte sie Stammkunden. „Es ist einfach toll, direktes Feedback zu bekommen“, sagt Dietrich. Bald gehörte auch Café- und Blumenladen-Besitzerin Thabea Seitel zu den begeisterten Kunden und fragte schließlich, ob sie ihre Konditorin werden möchte. „Das ist ein Traum“, sagt Jennifer Dietrich. Denn auch dort kann sie nun frei experimentieren. Es gibt natürlich auch große Kuchen und Deftiges wie Suppen, Salate und Flammkuchen kommen auf die Teller. Mit ihrem Food-Truck ist Dietrich nur noch am Wochenende unterwegs. Auch zur Beruhigung ihrer Mutter hat das kurze Vagabundenleben nun wieder einen festen Ankerpunkt in Bietigheim-Bissingen gefunden.