Beim Landratsamt sind Profis am Werk. Sollten sie nicht in der Lage sein, das seit Jahren bestehende Problem zu lösen? Das fragt sich unser Leonberger Redakteur Marius Venturini.
In der Leonberger Innenstadt stinkt es seit Langem. Nicht nur an der Lahrensmühle und im Ezach. Sondern auch rund um das Gebäude mit den Redaktionsräumen unserer Zeitung in der Steinbeisstraße oberhalb des Bahnhofs. Und die liegt, das zeigt der Blick auf die Karte, in entgegengesetzter Windrichtung – wie auch die Christophstraße, von wo ebenfalls Berichte über den widerlichen Geruch kommen. Was wiederum zu der Erkenntnis führt: Der Gestank, der in der Tat nur schwer zu definieren ist, breitet sich häufig komplett um das Gewerbegebiet Brennerstraße herum aus. Und in eben jenem Gewerbegebiet müsste sich demnach auch die Ursache befinden.
Scheinbar wurden alle Möglichkeiten mehrfach überprüft – erfolglos
Mit diesen Fakten im Hinterkopf darf, nein, muss die Frage gestattet sein: Kann es tatsächlich so schwierig sein, die Quelle des Ganzen ausfindig zu machen? Bei allem, was über die Jahre seit 2019 bereits vom Böblinger Landratsamt unternommen worden ist – mehrfache Überprüfung der produzierenden Betriebe, des Kanalnetzes, der Kaltluftabflüsse sowie die Auswertung von Winddaten – wurde scheinbar nichts entdeckt. Und das, wo doch beim Landratsamt, in diesem Fall im Bereich Umweltrecht und Immissionsschutz der Sparte Bauen und Umwelt, echte Profis am Werk sind.
Aber wer weiß, vielleicht ist das alles ja auch für die Fachleute völlig neu. Denn der Gestank ist, wie erwähnt, schwierig einzuordnen. Einige Beispiele, die im Verlauf der Recherche von Betroffenen genannt wurden: Verbranntes Plastik, frühere Ausdünstungen der Mülldeponie, heiße Kunststoffbeschichtungen. Auch Bitumen, ein Erzeugnis aus Mineralöl, das als Bindemittel im Asphalt verwendet wird, wurde schon genannt. Die Wahrnehmung mit der eigenen Nase bringt ebenso kein eindeutiges Resultat. Nur eines: Es ist wirklich eklig.
Und es ist eine große, stinkende Kröte, die den Anwohnerinnen und Anwohnern seit Langem aufgetischt wird. Nur haben die inzwischen keine Lust und auch keinen (Riech-)Nerv mehr, sie zu schlucken. Denn es handelt sich nicht etwa um den Geruch eines Kuhstalls, der auf dem Land je nach Wind ab und zu ein bisschen müffelt. Es geht um ein Gebiet mitten in einer Großen Kreisstadt mit rund 50 000 Einwohnern – und um eine Gestankwolke, von der einige vielleicht nicht zu Unrecht vermuten, sie könne womöglich sogar giftig sein.
Der Unmut der Betroffenen wächst also weiter, und er wächst zurecht. Denn wenngleich aus dem Landratsamt ein ums andere Mal das Versprechen kommt, am Thema dran zu bleiben und weiter nachzuforschen – es hilft den Menschen wenig, wenn sie wieder einmal mitten in der Nacht aufwachen, weil sich Gestank in ihrem Schlafzimmer ausgebreitet hat. Auch naht nun der Sommer, der üble Geruch dürfte sich also mit der Hitze paaren. Auf diese sehr unangenehme Kombination stellen sich schon einige Menschen aus Erfahrung ein, die sich nach freiem Durchatmen sehnen.
Was, wenn der Gestank doch woanders herkommt?
In einem Fall jedoch wäre das hier Geschriebene zumindest in Teilen nichtig: Wenn sich herausstellen sollte, dass die Quelle des Gestanks doch nicht innerhalb des Gewerbegebiets Brennerstraße liegt. Dann müssten fast alle Beteiligten zumindest bei der Ursachenforschung nochmals neu denken – und die Zuständigen beim Landratsamt erneut suchen.
Nach aller Wahrnehmung in den vergangenen Jahren dürfte diese Neuordnung der Ereignisse jedoch recht unwahrscheinlich sein – zumal einigen Berichten zufolge an den Wochenenden überhaupt nichts stinkt im Ezach und in den anderen umliegenden Wohngebieten. Also konzentriert sich die bislang erfolglose Suche weiter auf das Gewerbegebiet. Und das wohl noch länger. . .