Das Bild bei Nacht täuscht. Bei Tag ist der schlechte Zustand sichtbar. Foto: Phillip Weingand

Der Feuersee ist vermüllt, verschlammt und müffelt. Für Verbesserungen liegen 500 000 Euro bereit, aber die Untersuchung des Gewässers wird noch dauern.

Stuttgart-West - Der Schlamm scheint nicht Ursache allen Übels zu sein. Zu diesem Ergebnis ist das Tiefbauamt gekommen, nach dem die Experten mit dem Bötchen über den Feuersee gepaddelt sind und Proben des Schlamms entnommen haben, der auf dem Grund des Sees lagert. „Die Geruchsbelästigung, über die die Bürger klagen, geht nicht ursächlich von dem Schlamm aus“, sagt Jürgen Mutz vom Tiefbauamt. So richtig glauben mag dies nicht jeder, immerhin lagert auf dem Grund des Sees laut Mutz rund 30 Zentimeter Schlamm. Bei früheren Diskussionen über den Zustand des Sees war sogar von einer 80 Zentimeter dicken Schicht die Rede. Doch der Schlamm alleine ist nicht der Grund, warum der See krank wirkt.

Zur Erinnerung: Der Feuersee mit seiner grünlichen Farbe müffelt, schäumt hin und wieder aus unbekannten Gründen, verschlammt und leidet unter allem möglichen Unrat. Bei der privat organisierten Putzaktion im vergangenen Oktober hatten engagierte Bürger und Vereine aus dem Westen Flaschen, Einkaufswagen, Reifen und Fahrräder aus dem See gefischt. Der Beitrag der Stadtverwaltung damals war das Bereitstellen von Container, die auch gut gefüllt wurden. „Die Putzete war eine tolle Aktion“, sagt Mutz, „leider hat sich schon wieder viel Unrat angesammelt.“

Die Ursachenforschung scheint noch zu dauern

Bevor aber wieder aufgeräumt wird, muss untersucht werden, wie es um die Wasserqualität steht. Dafür hat der Gemeinderat 500 000 Euro bereitgestellt. 100 000 Euro werden 2013 frei, der Rest erst 2014. Was den Experten nicht unrecht ist, denn die Ursachenforschung scheint noch Zeit in Anspruch zu nehmen. Geplant ist eine umfassende limnologische Untersuchung, wie die Wissenschaft von Binnengewässern als Ökosystemen heißt. Denn, sagt Mutz, „wir müssen erst das Ökosystem des Feuersees verstehen“. Dafür werden von April bis August vier Schöpfproben am Zufluss entnommen. Zudem werden Mischproben aus unterschiedlichen Tiefen des Sees untersucht. Diese werden im April und Mai, Juli und August gemessen. Und es soll geprüft werden, inwieweit der Fischbestand die Qualität des Wassers beeinflusst.

Darüber hinaus wird untersucht, ob eine Anhebung des Wasserspiegels sinnvoll ist, die Frischwasserzufuhr erhöht werden kann und die Ränder besser abgedichtet werden müssen. „Die sind teilweise sehr alt und noch aus Lehm und wenn wir mehr Wasser einlassen möchten, brauchen wir modernere Methoden“, sagt Mutz.

Frischwasser soll helfen – aber woher?

Doch um den Feuersee mit mehr Wasser zu versorgen und damit die Zirkulation zu verbessern, muss das Wasser irgendwo herkommen. Gespeist wird der See mit Quellwasser aus dem Kaltentaler Quellsystem. Von dort kommt auch das Wasser fürs Heslacher Hallenbad. „Wenn wir mehr Wasser aus der heutigen Leitung nehmen, ist die Konsequenz, dass es woanders weniger gibt“, sagt Mutz. Zunächst werde man aber die Leitungen untersuchen. Denn eine Vermutung sei, dass diese über die Jahre marode wurden und eventuell an der einen oder anderen Stelle Wasser aussickert, bevor es in den See fließen kann. „Eine zweite Möglichkeit ist, eine weitere Quelle, zum Beispiel am Vogelsang, anzuzapfen“, sagt Mutz. Allerdings müssten dafür neue Leitungen gelegt werden. „Da bräuchten wir wohl eine weitere halbe Millionen Euro.“ Ein Vorschlag, der im Bezirksbeirat wenig Begeisterung hervorruft. „Ich glaube nicht, dass wir im nächsten Doppelhaushalt noch mal 500 000 Euro für den Feuersee bekommen“, sagt der Bezirksvorsteher Reinhard Möhrle.

Von dem bereits diskutierten Vorhaben, den Schlamm aus dem See auszuheben, will Jürgen Mutz nach den jüngsten Erkenntnissen vorerst Abstand nehmen. „Natürlich lagert sich über die Jahrzehnte viel Schlick an und früher oder später müssen wir das machen“, sagt er, „doch bevor wir nicht genau wissen, was der See hat, wäre das reiner Aktionismus.“ Das letzte Mal waren die Bagger im Jahr 1964 angerückt, um den Feuersee zu entschlammen. „Bei so einer Aktion werden die Ränder des Sees in Mitleidenschaft gezogen“, sagt Mutz.

Neben der ungeklärten Frage des Zustands des Sees drängt auch der langjährige Wunsch, das Umfeld zu verschönern. Im Budget der Stadtentwicklungspauschale (Step), ein Topf für stadtteilverschönernde Maßnahmen, stehen dafür 150 000 Euro bereit, die 2012/2013 verwendet werden könnten. Allerdings kann die Gestaltung der Außenflächen trotzdem nicht in Angriff genommen werden. „Wir müssen die Ergebnisse des Tiefbauamts abwarten“, sagt Vera Völker vom Stadtplanungsamt. „Und auch erst dann hat die Bürgerbeteiligung einen Sinn.“ Zudem müsse bei größeren Veränderungen das Amt für Denkmalschutz eingeschaltet werden. Denn der See und die dazugehörige Anlage sind ein Kulturdenkmal. So bleibt das Geld zwar gesichert, doch das Projekt landet auf der Warteliste für den nächsten Doppelhaushalt.