Bringt seine Frau Lisa zum Lachen: Thomas Müller Foto: Baumann

Pferd statt Prada, Reithalle statt Fußballstadion – Lisa Müller ist die etwas andere Spielerfrau. Im Dressurviereck will sie ihre eigenen Erfolge feiern. Und genau deshalb muss bei ihr auch mal ein Fußball-Weltmeister als Stallbursche aushelfen.

Stuttgart - Eigentlich ist sie nur eine Reiterin. Eine junge Reiterin noch ohne große Erfolge. Und dennoch ist sie die meistfotografierte Dressurreiterin an diesem Vormittag in der Hanns-Martin-Schleyerhalle. Lisa Müller (25) ist eben nicht nur Sportlerin. Sie ist auch die Ehefrau von Thomas Müller – Fußballer beim FC Bayern München, Nationalspieler, Weltmeister. Und deshalb steht sie im Fokus – bei jedem Schritt, bei jedem Galoppsprung.

Lisa Müller startet in Stuttgart beim Piaff-Förderpreis, einer Serie für Reiter bis 25 Jahre. „Bei so einer Tour können wir jungen Reiter erleben, wie es bei so großen Turnieren zugeht und müssen nicht gleich gegen die Profis antreten“, erklärt sie: „Ich bin froh, dass es so etwas gibt.“ Vier Stationen des Förderpreises liegen bereits hinter den Reitern. Stuttgart ist die letzte. Aber nicht nur deshalb ist der Auftritt besonders.

Lisa Müller hat zum ersten Mal weltmeisterliche Unterstützung. Mit verschränkten Armen steht Ehemann Thomas an der Bande. Jede Aufgabe, die seine Frau und Birkhof’s Dave im Dressurviereck reiten, verfolgt er ganz genau. Es läuft nicht gut: Hier ein bisschen zu schnell, da ein Fehler beim Angaloppieren. Thomas Müller zieht den Mundwinkel nach oben. Er würde gerne helfen, „aber ich kann ja nicht durch die ganze Halle brüllen. Wir sind ja nicht auf dem Fußballplatz“, sagt er. Ihr Auftritt ging daneben. „Uns fehlt noch die Erfahrung“, sagt Lisa Müller. „Mein Pferd war mit den Bildschirmen überfordert.“ Zufrieden ist sie nicht und den Tränen nahe.

Eine Umarmung von ihrem Ehemann, ein streicheln über ihre Hand während der Pressekonferenz, ein Lächeln in ihre Richtung – es hilft. Kennengelernt habe sich die beiden in der Schule zwischen Deutschlektüre und Parabel-Rechnungen. 2009 haben sie geheiratet. Doch so eine richtige Spielerfrau ist Lisa Müller nie geworden. Zumindest keine, die dem Klischee entspricht.

Prada-Täschchen und Gucci-Brille sind nett, aber nicht ihr Lebensinhalt. Im Stadion sieht man sie selten, selbst bei der Weltmeisterschaft in Brasilien war sie nicht dabei. Ein wichtiges Reitturnier stand auf ihrem eigenen Terminplan. Zudem ist sie jeden Tag auf dem Reiterhof, den sie im bayerischen Oberland gepachtet hat. Stallgeschäfte organisieren, Pferde pflegen, bewegen und trainieren – das ist ihr Alltag und ihre Leidenschaft. Es war nie anders.

Die Begeisterung teilt mittlerweile auch Thomas Müller, auch wenn der Fußballprofi (noch) nicht reiten kann. „Das ist momentan zu gefährlich, aber vielleicht finde ich nach meiner Karriere ein braves Pferd, das es mir beibringt“, sagt der Fußball-Nationalspieler und lacht. Die Zucht ist da schon ungefährlicher. Und die macht Thomas Müller richtig Spaß. „Es ist toll, die Pferde auszusuchen und ihre Entwicklung zu beobachten“, sagt er.

In Stuttgart geht es aber nicht um Fohlen oder Zuchtstuten, sondern nur um seine Frau. „Es ist ein gutes, beruhigendes Gefühl, wenn Thomas dabei ist“, sagt Lisa Müller. Er hält das Handtuch fürs Pferd, während sie starken Trab und Piaffen zeigt. Er ist in der Abreitehalle dabei und hilft ihr beim Aufsteigen. Thomas Müller begleitet seine Lisa auf Schritt und Tritt, übernimmt sogar Aufgaben eines Stallburschen. Und das trotz eines Pferdekusses, den er sich am Dienstag im Länderspiel gegen Spanien (1:0) zugezogen hat. „Aber das geht schon wieder. Ich denke nicht, dass das ein großes Problem werden wird“, sagt der Kicker.

Dass sich alles um das Ehepaar Müller dreht, gefällt nicht jedem im Dressurzirkus. Auch wenn das nur hinter vorgehaltener Hand geäußert wird. Lisa Müller ist Letzte geworden bei der Einlaufprüfung am Donnerstag. Dennoch hat sie mehr Aufmerksamkeit bekommen als die anderen sieben Reiter zusammen. Gewonnen hat übrigens Charlott-Maria Schürmann auf Burlington. Im ganzen Weltmeister-Trubel ist das fast untergegangen.

An diesem Freitag will Lisa Müller noch einmal zeigen, dass sie es besser kann. Ab 9.30 Uhr findet das Finale des Piaff-Förderpreises statt. Die besten acht Reiter der Tour haben sich dafür qualifiziert. Lisa Müller und Birkhof’s Dave sind dabei. Sie sei ehrgeizig, meint die junge Reiterin. Mindestens so sehr wie Ehemann Thomas. „Dave und ich brauchen im Grand-Prix-Bereich noch ein bisschen Erfahrung auf nationaler Ebene“, sagt sie. Und die will sie schnellstmöglich sammeln und dann „schauen wir, dass wir es noch einmal nach Stuttgart schaffen“. Jedoch nicht mehr in der Nachwuchsserie, sondern bei den Profis – auch wenn das Blitzlichtgewitter dann wohl immer noch ihr Mann Thomas auf sich ziehen wird.