Die Tafel- und Griffelzeiten sind lange vorbei – aber an alte Schulzeiten soll mit der neuen Ausstellung erinnert werden. Foto: factum/Granville

Das Alte Schulhaus wird 200 Jahre alt. Es soll im Mittelpunkt einer Ausstellung stehen.

Gerlingen - Ein Museum ist es erst seit 1986. Da wurde im Alten Schulhaus von Gerlingen das Stadtmuseum eingerichtet. Gebaut wurde das Haus in der Weilimdorfer Straße schon vom Jahr 1818 an, und als Schule genutzt wurde es bis 1958. Viele Menschen, die heute noch in Gerlingen leben, haben dort fürs Leben gelernt. Das sind wenige Fakten zu dem Gebäude, das jetzt 200 Jahre alt wird. Dieses Jubiläum wird von Juni an in einer Ausstellung dargestellt – die Museumsleitung wendet sich deshalb vier Monate zuvor an die Bevölkerung. „Wir suchen noch alle möglichen Dinge, die mit dem Haus im Zusammenhang stehen“, sagt Catharina Raible. Das können nicht nur Schulsachen sein – sondern auch Informationen aus späterer Zeit.

 

Denn das Alte Schulhaus war nicht nur Schule und danach seit 32 Jahren Museum. Es war Wohnhaus in den rund 25 Jahren dazwischen. Diese Zeit ist für die Museumsleiterin besonders spannend. „Kennt jemand in Gerlingen einen, der einen kennt, der hier wohnte?“ fragt Raible die Gerlinger. Nach 1958 seien Menschen dort einquartiert worden – Konkretes dazu habe man im Stadtarchiv aber nicht gefunden. „Wir wissen von Heimatvertriebenen, die unterm Dach wohnten“ – aber sonst sei man auf Erinnerungen angewiesen, im besten Fall habe noch jemand Schriftstücke.

Einer hat im Übrigen immer im Schulhaus gewohnt: der Lehrer. „Der lebte im Erdgeschoss“, erklärt Raible, „die drei Klassenzimmer befanden sich im Obergeschoss.“ Und wenn der Lehrer von einem Hilfslehrer unterstützt wurde, dann wohnte der in einem Zimmer unter dem Dach.

Eine alte Schulbank gibt es schon

Heute steht im ersten Stock eine alte Schulbank – zerkratzt und mit Aussparungen für die Tintenfässer. Tafeln gibt es, auch Griffel und andere Utensilien für den Unterricht. Das reicht Catharina Raible aber nicht. „Wir hätten gerne Kleidung, wie sie Schüler getragen haben“, erklärt sie. Lederhosen könnten das ebenso sein wie Schuhe oder ein Bleyle-Anzug. Oder wie Raible sagt: „Die Sachen vom Opa.“ Auch Fotos oder andere Gegenstände seien wertvoll. „Wir wollen Geschichte am Ort lebendig werden lassen“, sagt Raible.

Sie betont, die neue Ausstellung solle keine Schau über das Gerlinger Schulwesen an sich, sondern „ganz konkret über dieses Schulhaus und seine Bewohner“ werden. Jeder, der sich melde, leiste einen Beitrag zur Ortsgeschichte. Diesen konkreten Ansatz hätten auch die Ausstellungen der vergangenen Jahre gehabt: etwa die über Bosch oder die über die Missionare. Die DDR-Ausstellung habe von Menschen gehandelt, die von drüben nach hier oder umgekehrt gegangen seien. Und auch die Heimat-Schau habe konkreten Ortsbezug gehabt, ganz zu schweigen von der Ausstellung über die Gerlinger Musikvereine.