Danilo Wertenauer malt am liebsten mit Aquarellfarben. Foto: factum/Granville

Den Kunstunterricht gehasst, nach dem Abitur Jura studiert: Der Künstler Danilo Wertenauer hat erst über seine Arbeit als Grafiker und Art Director am Computer zu Stift und Pinsel gefunden. Im Rathaus stellt er bald seine Werke aus.

Gerlingen - Hätte jemand Danilo Wertenauer in seiner Schulzeit gesagt, dass er mal Künstler werden, Wimmelbilder malen, diese ausstellen und sogar verkaufen würde – der heute 48-Jährige hätte ihm wohl den Vogel gezeigt. Mit „Grauen“ denkt der gebürtige Gerlinger an den Kunstunterricht zurück. Die Schule habe ihm die Kunst ausgetrieben. Mit dem Bleistift habe er Dinge wie eine Paprika zeichnen müssen. Doch wie man zeichne, welche Techniken es zu beachten gelte, das habe ihm bis zum Abitur kein Lehrer erklärt.

Das „Minustalent“, wie sich Danilo Wertenauer damals gesehen hat, bereitet derzeit seine Schau im Rathaus Gerlingen vor. Rund 25 Werke zeigt der Künstler, der kurz vor seinem 30. Geburtstag seine Liebe zum Malen entdeckt hat. Seitdem malt er „immer und überall“. Die Wände in seinem Haus hängen voller Bilder. Davon gibt es mehr als 1000 Stück, gefertigt von ihm, teils auch mit seinen Kindern. Draußen malt Danilo Wertenauer, der sich als „Verwertungsmaschine“ beschreibt, am liebsten. „Ich bin stark auf Menschen angewiesen. Ich sauge auf, was sie sagen, tun und denken.“ Dann übersetze er das, was seine Beobachtungen in ihm auslösen, in Bilder.

„ich halte den Leuten einen Spiegel vor“

So entstehen farbenfrohe Aquarelle, deren Flächen schwarze Konturen umgeben. Sie erinnern an Graffiti, Pop Art und Street Art, an Comics und Illustrationen. Werke, die auf den zweiten und dritten Blick auch „beißende Kritik“ an der Gesellschaft zeigen – aber immer mit Liebe zum Menschen, sagt Danilo Wertenauer. „Ich halte den Leuten einen Spiegel vor“, sagt der Künstler, dessen Bilder nach dem Zwiebelprinzip funktionieren: Zunächst soll das Betrachten Freude bereiten. Wer will, kann sich dann Schicht für Schicht durcharbeiten – und merkt etwa, dass manche Figuren traurig aussehen. „Jeder Betrachter hört auf, wenn es ihm zu schmerzhaft wird“, sagt der Künstler. Aus seiner Sicht sind die Menschen miteinander verbunden und verschlungen, doch ließen sie sich oft nicht in die Karten gucken. Das könne einsam oder verkniffen machen, dabei sehne man sich nach mehr Nähe und Herzlichkeit.

Inzwischen hat sich Danilo Wertenauer einen Fundus an Figuren und Symbolen erarbeitet. Hart erarbeitet. „Ich bin extrem untalentiert“, sagt der Künstler von sich. Jedoch könne man mit viel Übung das Technische erlernen. „Da ich mit dem Malen erst spät begonnen habe, muss ich viel nachholen“, sagt Danilo Wertenauer. Jeder Lernfortschritt begeistere ihn. Jene Figuren und Symbole tauchen in seinen Wimmelbildern, auf denen man ständig neue Details und Verbindungen entdeckt, immer wieder auf. Wie der Langnasendoktorfisch, angelehnt an ein Tier, das der Künstler mit seinem Neffen in der Wilhelma bestaunt hat. Oder der Leuchtturm, der je nach Kontext für Kommunikation, Fokussierung oder Orientierung steht.

Fotografieren schon immer geliebt

Letztere suchte Danilo Wertenauer nach dem Abitur in einem Jurastudium, im Sinne seiner Eltern „was Bodenständiges“. Er habe keine Idee gehabt, was er werden solle. Das Studium überforderte ihn zunehmend. Kurz vor dem ersten Staatsexamen brach er es ab. Schon damals fotografierte er und liebte es, die Bilder am Computer zu bearbeiten. Er arbeitete schließlich als freier Grafiker und Art Director. Das Retuschieren und Malen mit der Maus sei weit über die Bildbearbeitung hinausgegangen und habe ihn zur Kunst mit Stift und Pinsel geführt. In seiner Schulzeit wollte Wertenauer nie wirklich mit dem Malen anfangen, jetzt will er nicht mehr damit aufhören. Er habe mehr Ideen im Kopf, als er in Form von Bildern je aufs Büttenpapier bringen könne.

Vernissage: Danilo Wertenauer eröffnet seine Ausstellung „Was heißt hier Langnasendoktorfisch?“ im Rathaus Gerlingen am Dienstag, 16. Januar, um 18.30 Uhr. Musikalisch umrahmt der 48-Jährige, der auch als Musiker arbeitet und Kinder unterrichtet, den Abend mit seinen zwei Kindern. Die Bilder im Obergeschoss sind bis zum 26. Februar zu sehen – montags, mittwochs und donnerstags von 8 bis 14 Uhr, dienstags von 8 bis 18.30 Uhr und freitags von 8 bis 12 Uhr.