Adolf Singer Foto: factum/Granville

Mit seinem neuen Buch will Adolf Singer seine 80 Jahre in Gerlingen abbilden. Er stellt dazu vier große Themen dar. Gratis-Exemplare sind an vielen Stellen in der Stadt zu bekommen.

Gerlingen - Sein nächster runder Geburtstag ist zwar erst am 1. September diesen Jahres, Adolf Singer beginnt aber bereits jetzt damit, sein zweites Buch „auszulegen“, wie er es nennt. Denn der Band im Format DIN A4 wird nicht verkauft – „das war undenkbar für mich“. Das sagt der Mann, der in Gerlingen stadtbekannt ist: Der Pharmazeut führte 15 Jahre lang die Adler-Apotheke und ist heute noch in mehr als einem Dutzend Vereinen aktiv. „80 Jahre in festen Händen von Gerlingen“ heißt das Werk mit Ringbindung und seinen vier Teilen, das Singer mit Hilfe seiner Frau („sie ist die einzige, die meine Schrift lesen kann“) in Form gebracht und privat hat drucken lassen.

Das Werk gliedert sich in vier Abschnitte. Einer handelt vom Künstler Fritz von Graevenitz, ein weiterer beinhaltet Kurzfassungen der 15 Vorträge von Pfarrer Martin Weeber über die großen Theologen von Origines bis Karl Barth und ist Singers Beruf als Apotheker beschrieben, verbunden mit Ausführungen über die Heilkunde sowie die Homöopathie und deren „Erfinder“ Samuel Hahnemann. Den Schluss bildet ein historischer Kalender von Gerlingen – in Handschrift auf Monatsblättern, ohne erkennbare Ordnung.

„Andere gehen auf große Kreuzfahrt“

„Andere gehen zu ihrem 80. Geburtstag mit ihrer Frau auf große Kreuzfahrt“, meint Singer. „Ich mache halt so etwas für meine Heimatstadt.“ Die Kosten zumindest seien vergleichbar. Vielleicht habe er eine kleine Profilneurose, meint der 79-Jährige, doch „die Alternative war für mich, die Finger von diesem Projekt zu lassen“. Gerade das aber habe er nicht gewollt, seien seine Abhandlungen doch erst mit diesem zweiten Band komplett. Der erste („Ein Wirken in und für Gerlingen“) erschien vor zwei Jahren. „Erst beide Bücher ergeben ein Gesamtbild meiner Person“. Vom ersten Band seien bis jetzt 2000 Stück im Umlauf – davon träumt mancher Schriftsteller.

Dass Fritz von Graevenitz sowie seine Tochter und einstige Lehrerin Irmgard Bosch, die im Buch ordentlich Platz einnehmen, eine große Beziehung zu Gerlingen haben – das leuchtet ein. Die Familien sind eng mit der Stadt verbunden, und Singer berichtet auch von persönlichen Beziehungen. Aber warum geht er auf Gesche Gottfried aus Bremen ein? Die Erklärung ist einfach: Singer beschäftigt sich mit vielen heilenden Substanzen – und mit Giften und Giftanschlägen. Von Agatha Christies „Mord im Orientexpress“ über Gesche Gottfried, die 1831 als Giftmörderin hingerichtet wurde, bis hin zur heutigen Zeit. Mordfälle mit Arzneimitteln in Kliniken und Altersheimen seien immer beliebt, sagt Singer. Er kennt sich aus mit Giften – und berichtet von zweien, die schon wenige Stunden nach ihrer mortalen Verabreichung im Körper des Verblichenen nicht mehr nachzuweisen seien. Konkreteres? Da lächelt Singer nur verschmitzt. Er erzählt lieber, dass „E 605 mir das Staatsexamen gerettet hat“. „E 605“ war jahrzehntelang ein beliebtes Insektengift, das auch für Morde und Selbstmorde benutzt wurde. Seit 2001 ist es in der EU verboten. Warum er sein Wissen nicht zu Krimis verarbeite? „Das ist mir zu kompliziert.“

Sieben Graevenitz-Gedichte mit abgedruckt

Lieber erzählt er, dass der Bildhauer, Maler und Kunstakademie-Professor Fritz von Graevenitz als Dichter eher nicht bekannt sei, weswegen er sieben seiner Werke abgedruckt habe. Oder er berichtet, dass er sich bewusst aus der Kommunalpolitik herausgehalten habe, „obwohl mich viele reinziehen wollten“. Auch sein Engagement in Vereinen, von der Awo über zwei Gesangs- und zwei Faschingsvereine bis zur katholischen Kolpingfamilie und dem evangelischen CVJM verschweigt er nicht.

Singers neuestes Werk ist nun an vielen Stellen in der Stadt erhältlich, in Geschäften, im Rathaus, der Bücherei, bei der Volkshochschule und im Stadtmuseum. Dem Bürgermeister hat er sein Exemplar schon vorbeigebracht.