Ähnlich wie Trampen soll die App Troodle in Gerlingen funktionieren. Foto: Gottfried Stoppel

34000 Euro an Fördermitteln hat Gerlingen von der Landesregierung erhalten. Dieses Geld soll die Stadt in innovative Digitalisierungsprojekte stecken. Am Dienstag hat die Stadt nun die Projekte im Gemeinderat vorgestellt – darunter eine App, die Trampen wieder modern machen soll.

Gerlingen - Gerlingen soll digitale Zukunftskommune werden. Dafür hat die Stadt im Herbst vom Innenministerium Fördermittel in Höhe von 34 000 Euro erhalten. Mit dieser Finanzspritze sollen eine digitale Verwaltung und eine Mitfahrzentrale entstehen, so die Idee der Stadtverwaltung. Am Dienstagabend nun hat der Gemeinderat die Digitalstrategie der Stadt einstimmig verabschiedet.

 

Uli Sailer, Kommunalberater und Online-Beauftragter der Stadt, hat dabei sein Projekt, eine digitale Mitfahrzentrale namens „Troodle“, vorgestellt. „Die App funktioniert wie trampen früher“, erklärt Sailer. Wer eine Mitfahrgelegenheit suche, teile dies der App mit. Ein ebenfalls registrierter Autofahrer erhalte dann die Nachricht, dass jemand an der Ecke stehe und mitgenommen werden möchte. „Der Vorteil ist, dass beide registriert sind und die App weiß, wer bei wem im Auto sitzt. Das erhöht die Sicherheit“, sagt Sailer. Entwickelt hat die Anwendung Sailers Bruder in Reutlingen. „Bei gemeneinsamen Treffen haben wir immer wieder darüber geredet und ich dachte: das brauchen wir für Gerlingen.“ Die Stadt sei für den Pilotversuch mit der App ideal, weil von der Größe her überschaubar, sagt Sailer.

App soll ab Juni verfügbar sein

Ähnliche, analoge Mitfahrzentralen gibt es im Land bereits. Diese schliefen nach einiger Zeit aber wieder ein, weil die Werbung fehle und weil der Sicherheitsaspekt zum Teil nicht gewährleistet sei, sagt Sailer. „Die Gemeinden warten doch nur auf solche Anwendungen wie Troodle. Das alleine zu erstellen ist sehr aufwändig.“

Von Juni an soll die App verfügbar sein und der Pilotversuch in Gerlingen damit starten. Zunächst einmal soll es zwei Haltestellen in der Stadt geben, eine auf der Schillerhöhe und eine in der Ortsmitte. „Genau auf der Strecke brauchen wir eine Entlastung“, sagt Sailer. Außerdem könne man auf einer festgelegten Strecke den Erfolg der Anwendung besser messen. Ein Jahr soll die Testphase gehen. Danach wird ausgewertet. „Wenn alles gut geht, dann kann die App auch auf weitere Gebiete ausgeweitet werden.“

Das zweite Projekt betrifft die digitale Verwaltung. Die Strategie sieht dabei etwa digitale Litfaßsäulen, digitale Bürgerassistenz in Form von Chatbots oder eine zentrale, digitale Anlaufstelle für alle Informationen rund um Gerlingen vor.

Stadt will erste Ergebnisse dokumentieren

In einer ersten Reaktion zur Digitalisierungsstrategie gab sich der Gemeinderat zurückhaltend. Zu wenig sei diese im Rat diskutiert worden, kritisierten Vertreter der CDU und der Grünen die Verwaltung. Zu konkret seien hingegen die darin enthaltenen Vorschläge über die der Rat abstimmen sollte, ärgerte sich Ulrike Stegmaier (Grüne). Und Christian Haag (CDU) äußerte den Eindruck, die Verwaltung gehe vor nach dem Prinzip „Vogel friss oder stirb“. Er forderte die Verwaltung dazu auf, eine Bürgerbeteiligung – analog dem Stadtentwicklungsprozess – nachzuholen.

Der Bürgermeister Georg Brenner (parteilos) zeigte sich überrascht angesichts der Kritik. Das Thema stünde nicht das erste Mal auf der Tagesordnung, es sei den Räten deshalb auch nicht völlig unbekannt. Im übrigen sei man noch lange nicht so weit wie im Stadtentwicklungsprozess: „Das kann man nicht vergleichen.“ Vielmehr ginge es darum, auch gegenüber dem Ministerium, den ersten Schritt zu dokumentieren. Die Stadt hatte Fördergelder vom Land erhalten. Auch Uli Sailer relativierte mit dem Hinweis, bisher lediglich „auf den Weg gegangen“ zu sein. Selbstverständlich müsse der Gemeinderat das Projekt begleiten. Frank Moll (SPD) bekräftigte ihn darin. Bei dem Thema sei „eine Strategie der kleinen Schritte wichtig“.

Auf Anregung von Judith Stürmer (Junge Gerlinger) schwächte die Verwaltung ihren Antrag in Bezug auf die genannten Projekte letztlich ab, um dem Rat Raum zur Diskussion zu geben. Stürmer hatte zuvor gesagt, sie fände es „schade, wenn jetzt alles an einer Formulierung scheitert“.