Im Dezember 2017 ist abgerissen, der Neubau wird geplant. Foto: factum/Archiv

Neubau statt Altbau: Die Stadt plant einfache Wohnungen – und beendet damit eine missliche Geschichte. Auch günstige Mietwohnungen werden in Gerlingen gebraucht.

Gerlingen - Jahrelang war die Sanierung ein Thema, doch nun kommt es ganz anders: Statt den städtischen Altbau hinter dem Schwimmbad zu sanieren, wird auf dem Grundstück Jahnstraße 7 neu gebaut. Insgesamt sind sechs Wohnungen vorgesehen. Damit sind lange Überlegungen, wie das Grundstück in der Innenstadt künftig genutzt werden kann, beendet. Die Wohnungen sollen an Menschen vermietet werden, die eine günstige Bleibe brauchen.

Um das Haus Jahnstraße 7 ist lange gerungen worden. Es gab verschiedene Nutzungsüberlegungen, nachdem die Immobilie zur Sanierung anstand – von der Tagesstätte für Menschen mit Demenz und größeren Büros für die Sozialstation bis zum Verkauf des Hauses. Die Sanierung begann im Keller und an den Fundamenten, was 250 000 Euro kostete. Als das Haus darüber an der Reihe und der Verputz rundum entfernt war, stellte sich ein kapitaler Schaden am Fachwerk heraus. Dieser war bei Stichproben zuvor nicht entdeckt worden.

Eine Sanierung kam weder für die Verwaltung noch für die Räte infrage: Der Aufwand wäre nicht zu rechtfertigen gewesen. Im Frühjahr 2016 schlug die Rathausspitze deshalb vor, die Immobilie komplett zu verkaufen– erhielt dafür aber keine Mehrheit. Stattdessen beschloss der Gemeinderat, den Altbau abreißen zu lassen und ein neues Wohnhaus zu planen. „Mit einem kompletten Neubau ist man deutlich flexibler“, so Christian Haag (CDU), der Architekt ist, gegenüber unserer Zeitung. Seine Fraktion hatte dieses Vorgehen sowie günstige Wohnungen im Neubau beantragt. Außerdem brauche man beim Neubau keinen teuren Aufzug, wenn man das Erdgeschoss barrierefrei plane. Dies spare Kosten.

Keine Mehrheit für Verkauf

Die Fraktionen akzeptierten die neuen Pläne einstimmig. „Auch wenn wir viel Lehrgeld bezahlt haben“, wie Brigitte Fink (SPD) anmerkte. Günstiger Wohnraum fehle in Gerlingen. Ihre Fraktion sei froh, dass das Areal nicht verkauft worden sei.

Nach den Entwürfen des Stadtbauamtes sind auf drei Stockwerken sechs Wohnungen vorgesehen. Der barrierefreie Eingang soll, anders als früher, zur Straße hin liegen. Die Wohnungen haben zwei oder drei Zimmer und sind bis zu 65 Quadratmeter groß. Im Erdgeschoss sind Terrassen und in den Obergeschossen Balkone vorgesehen. Der Bürgermeister Georg Brenner betonte, es gebe einfachen Wohnraum, man beantrage Zuschüsse. Im Haushaltsentwurf der Stadt für das kommende Jahr stehen für das Projekt 1,2 Millionen Euro.

Tagesstätte entsteht auf dem Träubleareal

Mittlerweile sieht auch die Sozialstation, die die Jahnstraße 7 ursprünglich hätte nutzen sollen, klarer: Die Tagesstätte für Menschen mit Demenz wird in einem der Neubauten auf dem Träubleareal eingerichtet. Den Vorschlag dafür, so der Geschäftsführer Reinhard Ernst, habe die Stadtverwaltung schon recht früh gemacht. In dieser Woche habe er den Entwurf für den Mietvertrag erhalten. Für den Umzug der viel zu kleinen Verwaltungsstelle der Sozialstation im Alten Rathaus sei ebenfalls eine Lösung in Sicht.

Die Sozialstation betreibt bereits eine Tagesstätte für Demenzkranke in Leonberg. Eine Wohngemeinschaft für solche Menschen ist mittlerweile im neuen Annemarie-Griesinger-Haus in Gerlingen-Gehenbühl in Betrieb.