An der Endhaltestelle der Stadtbahn befindet sich eine Verleihstation. Foto: Simon Granville

Trotz schlechter Zahlen steigt Gerlingen nicht vorschnell aus dem interkommunalen Radentleihsystem aus.

Gerlingen schreibt trotz schlechter Erfahrungen mit dem Fahrrad-Verleihsystem Regio Rad Stuttgart öffentliche Leihräder nicht ab. Die Kommune hat nun der Landeshauptstadt signalisiert, auch weiterhin an einem interkommunalen Entleihsystem interessiert zu sein. Ob somit in Zukunft in Gerlingen öffentliche Leihfahrräder tatsächlich bereitstehen werden, ist damit allerdings noch nicht gesagt.

 

Nachdem die Stadt Stuttgart die Notbremse gezogen hat und bekannt gab, im November 2026 aus dem Vertrag mit dem Betreiber des Verleihsystems, der Deutschen Bahn Connect GmbH, auszusteigen, sollten sich nun auch die Beteiligten Kommunen in der Region zu dem Vorgang äußern.

Gerlingen signalisiert weiterhin Interesse

Auf die Anfrage der Stadt Stuttgart, ob grundsätzlich weiterhin Bereitschaft bestehe, sich ab 2027 wieder an einem interkommunalen Radverleihsystem zu beteiligen, hat der Gerlinger Gemeinderat jetzt den Daumen nach oben gestreckt. Auch ein Interesse an einem eigenwirtschaftlich geführten Entleihsystem, bei dem ein privater Anbieter den Service bereitstellen würde, bejaht das Gremium.

Die grundsätzlich positive Reaktion lässt sich mit den Entleihzahlen für Gerlingen nicht erklären: Wie die Stadtverwaltung bekannt gab, seien die blauen Räder, die in der Stadt an drei Stationen entliehen und abgegeben werden können, zuletzt von nur 104 Kunden genutzt worden. Dabei wurden im vergangenen Jahr 225 Entleihvorgänge sowie 185 Rückgaben registriert. In anderen beteiligten Kommunen sieht es ähnlich aus.

„Die Kosten für den Betrieb belaufen sich zurzeit auf circa 21000 Euro“, erklärte dazu die Stadtverwaltung. „Auch nach einem Zeitraum von mehr als sechs Jahren zeichnet sich ab, dass das System bei weitem nicht kostendeckend ist und leider in Gerlingen nicht den erwarteten Anklang findet.“ Der vermeintliche Widerspruch zwischen Entleihzahlen und positivem Votum deutet darauf hin, dass sich die Kommune offenbar nicht jetzt schon der Option berauben will, künftig an einem wie auch immer gearteten Entleihsystem beteiligt zu sein.

Die Krux: Bei einem privatwirtschaftlich betriebenen öffentlichen Fahrradentleihsystem bestünde kein Anspruch, dass die Radstationen tatsächlich eingerichtet werden. „Entscheidend wären die Wirtschaftlichkeitsüberlegungen des Anbieters“, erklärt dazu die Stadt. Auch gäbe es keine Einflussmöglichkeit auf die Tarifgestaltung. Die Verwaltung bezweifelt auf Grundlage der bisherigen Erfahrungen heute schon, dass bei einem privatwirtschaftlichen System in Gerlingen Räder angeboten werden würden.

„Ernst wird es erst, wenn das eigenwirtschaftliche Angebot nicht zustande kommt“, betont Martin Prager, Leiter des Gerlinger Baurechtsamts. „Dann müssen wir uns erneut beraten, ob und zu welchen Konditionen wir uns wieder an einem interkommunalen Entleihsystem beteiligen möchten.“ Soll heißen: Bis dahin stehen Gerlingen noch alle Optionen offen.