In Korntal hat die Stadt ein Haus für Flüchtlinge gebaut. Die Verwaltung will sich aber ergänzend über das neue Programm des Landes informieren. Foto: Archiv/factum

Das Land hilft Kommunen beim Suchen von freiem Wohnraum – nicht nur für Flüchtlinge. Berater sollen Mittler zwischen Suchenden und Anbietern sein.

Gerlingen - Viele Menschen suchen eine Wohnung. Und die meisten tun sich schwer, eine zu finden – vor allem, wenn das Geld für die Miete begrenzt sind. Andererseits lassen Hausbesitzer Wohnungen teils leer stehen, weil sie keinen Ärger mit Mietern haben wollen und sie nicht auf Mieteinnahmen angewiesen sind. An diesem Dilemma setzt das Programm „Raumteiler“ des Landes an. Damit sollen in den Kommunen Sozialarbeiter angestellt werden, die im Rathaus als Vermittler zwischen Wohnungssuchenden und Anbietern fungieren. Gerlingen beteiligt sich, erhält für 2019 und 2020 Zuschüsse, und richtet zunächst für zwei Jahre eine halbe Stelle ein. Dies hat der Sozialausschuss des Gemeinderates beschlossen.

Das Land hat das Programm in den vergangenen Monaten den Vertretern von rund 60 Kommunen vorgestellt, darunter waren auch Mitarbeiter der Gerlinger Stadtverwaltung. Es ging darum, wie man Hausbesitzer davon überzeugt, frei stehenden Wohnungen zu vermieten – auch an diejenigen, die auf dem Wohnungsmarkt die geringsten Chancen haben. Dazu zählen etwa Flüchtlinge, die hier bleiben wollen und nach vielen Monaten in winzigen Unterkünften für sich und ihre Familien eine Bleibe für den Neustart in der neuen Heimat suchen. Ein Mitarbeiter im Rathaus, idealerweise ein Sozialarbeiter, wird hier als idealer Berater angesehen.

Dezentrale Unterbringung wird ausgebaut

Das Land wolle ein Netzwerk von Kommunen, so Stefan Fritzsche vom Amt für Jugend, Familie und Senioren im Sozialausschuss des Gemeinderats, die privaten Wohnraum für Menschen in prekären Lebenssituationen schaffen. Dieses Ziel wolle man auch in Gerlingen erreichen, brauche dazu aber auch die Unterstützung von Ehrenamtlichen. Eine dezentrale Unterbringung erhöhe die Akzeptanz in der Bürgerschaft für benachteiligte Menschen, damit werde die Integration verbessert und ehrenamtliches wie nachbarschaftliches Engagement gestärkt. Zudem spare die Kommune Geld, weil sie selbst weniger Wohnraum bauen und anbieten müsse.

In derselben Sitzung wurde bekannt, dass die Kommunen weniger Flüchtlinge unterbringen müssen, weil immer weniger ankommen. Vier Gerlinger städtische Unterkünfte, die im Moment noch belegt sind, würden vermutlich noch im Laufe dieses Jahres nicht mehr gebraucht: Die in der Urbanstraße, in der Querstraße, am Gerlinger Tor und in der Solitudestraße. Rund 40 Flüchtlinge, die anfangs in Gemeinschaftsunterkünften lebten, seien in private Wohnungen vermittelt worden, so Fritzsche.

Verwaltung agiert als Begleiter

„Das Programm hört sich klasse an“, sagte die SPD-Stadträtin Barbara Günther, „wir müssen hoffen, dass die Bevölkerung aktiv dahinter steht.“ Ihre Kollegin Gabriele Badenhausen von der CDU gab zu, von dem Programm „nicht gleich 100 Prozent begeistert gewesen“ zu sein. Sie fragte, „muss die Stadt im Maklerwesen tätig werden?“ Die Stadt schaue, dass es funktioniere und der Vermieter sein Geld bekomme, erläuterte die Erste Beigeordnete, Martina Koch-Haßdenteufel, die Verwaltung agiere als Begleiter. „Wir sind die Vermittler, damit alles gut wird“, verdeutlichte Stefan Fritzsche.

Als Nachbarkommune Gerlingens hat sich Ditzingen noch nicht mit dem „Raumteiler“-Programm befasst. Die Stadt habe von Anbeginn für Flüchtlinge schon zahlreiche Wohnungen von Privatleuten gemietet, so der Hauptamtsleiter Guido Braun, „ohne die Inanspruchnahme von Förderungen im Rahmen unseres Unterbringungskonzeptes“. Die Stadtverwaltung von Korntal-Münchingen interessiere sich indes dafür, verlautet aus dem Rathaus. Ein Gespräch mit Vertretern des Landes sei für Juni geplant. Konkrete Planungen für das Programm gebe es aber nicht, auch der Gemeinderat sei noch nicht einbezogen.