Die Bauern im Südwesten müssen schon das vierte Jahr in Folge mit dem niedrigsten Einkommen unter den deutschen Landwirten auskommen. Foto: dpa

Unter den deutschen Landwirten sind die baden-württembergischen Bauern die ärmsten. Bereits das vierte Jahr in Folge haben die Südwest-Landwirte das geringste Einkommen. Der Präsident des Landesbauernverbandes bezeichnete die Situation als "besorgniserregend".

Unter den deutschen Landwirten sind die baden-württembergischen Bauern die ärmsten. Bereits das vierte Jahr in Folge haben die Südwest-Landwirte das geringste Einkommen. Der Präsident des Landesbauernverbandes bezeichnete die Situation als "besorgniserregend".

Stuttgart - Die Bauern im Südwesten haben das vierte Jahr in Folge das geringste Einkommen unter den deutschen Landwirten. „Das ist besorgniserregend. Wir brauchen ein investitionsfreundlicheres Klima, um den Anschluss nicht zu verlieren“, sagte der Präsident des Landesbauernverbands, Joachim Rukwied, am Montag in Stuttgart. Zwar sei das durchschnittliche Einkommen pro Kopf um knapp zwei Prozent auf 31.975 Euro gestiegen. Der Bundesdurchschnitt liege aber um rund 34 Prozent höher.

Um die Landwirtschaft fit für die Zukunft zu machen, will der Bauernverband verstärkt auf größere Betriebe setzen - und auf den Weltmarkt. Gerade diese Schritte könnte vielen Bauern wirtschaftlich schaden, mahnen Naturschützer.

"Auf dem Weltmarkt wettbewerbsfähig sein"

„Wir müssen unsere Exportchancen stärker wahrnehmen. In Zukunft müssen unsere Landwirte auf dem Weltmarkt wettbewerbsfähig sein“, forderte Ruckwied. „Vor allem im Milchsektor ist die Nachfrage in Deutschland rückläufig.“ Ursächlich dafür sei der demografische Wandel, weil ältere Menschen weniger Milchprodukte konsumierten. Vor allem in Vorderasien, China und Nordafrika seien hingegen Produkte aus der europäischen Landwirtschaft beliebt. Auch Restprodukte könnten deutsche Landwirte dort vermarkten: „In China sind Schweineöhrchen extrem gefragt“.

„Wir sehen die Kehrseite der Medaille“, sagte Matthias Strobl, Agrar-Experte beim Landesverband des Naturschutzbundes (Nabu). Wer für den Weltmarkt arbeite, unterwerfe sich auch dessen Rahmenbedingungen - vor allem extremen Preisschwankungen. So seien deutsche Milchbauern etwa gegenüber ihren australischen Konkurrenten im Vorteil, wenn am anderen Ende der Welt eine Dürre herrsche. Seien die Bedingungen dort aber besser, zögen deutsche Bauern den Kürzeren.

Ruckwied führt die großen Einkommensunterschiede vor allem auf die verschiedenen Betriebsgrößen in den einzelnen Bundesländern zurück. So hielten die Bauern im Norden und Osten der Republik weit mehr Tiere und bewirtschafteten größere Flächen. Für Rukwied ist damit eines klar: Auch in Baden-Württemberg müssen die Betriebe größer werden. Mindestens hundert Hektar sollte ein Betrieb heute nach Ansicht des Bauernpräsidenten bewirtschaften, um zukunftsfähig zu sein. „Baden-Württemberg hat Nachholbedarf bei der Effizienz.“ Ein weiterer Vorteil größerer Betriebe seien geringere Kosten für die Aufzucht etwa eines Ferkels oder eines Schlachtschweines.

Strobl sorgt sich um kleinere Betriebe

„Da die landwirtschaftliche Fläche nicht vermehrbar ist, bedeutet dies für viele kleine Betriebe das Ende“, kritisierte Strobl den Vorstoß. „Die bäuerliche Vielfalt hört auf, die Industrialisierung der Landwirtschaft nimmt weiter zu.“ Dies Schade der Nachhaltigkeit und dem Tierschutz. „Diese gesellschaftlich erwünschten Ziele werden der Intensivierung nachgeordnet“, beklagte Strobl.

Besondere Sorge bereitet dem Bauernverband die Situation in der Milchwirtschaft. Die Milchbauern verzeichneten mit einem Minus von rund 16 Prozent im Vergleich zum vorhergehenden Jahr die größten Einbußen beim Einkommen. Positiv verlief die Entwicklung im Ackerbau. Hier seien die Einkommen um rund 14 Prozent auf 39 898 Euro gestiegen. Die Angaben beziehen sich auf den Zeitraum von Juli 2012 bis Juli 2013.