Bürgermeister Gerhard Häuser ist seit 25 Jahren im Amt. Foto: Gottfried Stoppel

Er ist nicht unumstritten, doch die Bürger haben ihn ein viertes Mal gewählt: Gerhard Häuser ist seit 25 Jahren der Chef des Rathauses in Schwaikheim. Wie ist ihm das gelungen?

Schwaikheim - Gerhard Häuser ist vorbereitet. Für das Gespräch über 25 Jahre im Amt hat sich der Schwaikheimer Bürgermeister Notizen gemacht – viel ist passiert im Laufe seiner drei Amtszeiten. Im Januar 2018 haben die Schwaikheimer ihn ein viertes Mal gewählt, doch aufgrund einer Klage wegen Wahlanfechtung von Dauerkandidatin Fridi Miller fand die Amtseinsetzung des 55-Jährigen erst im vergangenen März statt.

Statistisch gesehen schafften nur rund sechs Prozent der Bürgermeisterinnen und Bürgermeister eine vierte Amtszeit in derselben Gemeinde, hatte Landrat Richard Sigel damals in seiner Rede erklärt. Wie ist es Gerhard Häuser gelungen, zu diesen sechs Prozent zu gehören? Durch die Freude am Beruf, an Begegnungen mit Menschen, sagt der Bürgermeister. „Man spürt, was man tagtäglich arbeitet – im direkten Sinne.“ Nämlich beispielsweise dann, wenn Projekte umgesetzt werden.

Torwart der Bürgermeister-Mannschaft

Es reize ihn, das Zusammenleben in der Gemeinde mitzugestalten, erklärt der 55-Jährige. Das sei schon seit seiner Jugend so, er sei quasi mit dem Ehrenamt groß geworden: als Jugendvertreter und Abteilungsleiter des Sportvereins in seiner Heimatgemeinde Weissach im Tal. Noch heute spielt Häuser als Torwart in der Bürgermeister-Fußballmannschaft. „Was in der Gemeinde passiert, hat mich schon immer interessiert. Ich will etwas bewegen“, sagt er.

Von 1982 bis 86 absolvierte er eine Ausbildung im gehobenen Verwaltungsdienst, nach dem Wehrdienst trat er seine erste Stelle in Denkendorf im Kreis Esslingen an. Er war stellvertretender Kämmerer und anschließend Kämmerer, bevor er 1994 mit 30 Jahren für das Amt des Schwaikheimer Bürgermeisters kandidierte. Einen persönlichen Bezug zum Ort gab es nicht, aber immerhin lag dieser in seinem Heimatkreis. „Ich habe eine größere Herausforderung gesucht“, nennt er seine Beweggründe.

Schlaflose Nächte

Herausforderungen gab es einige in den folgenden 25 Amtsjahren. Für Gerhard Häuser war es vor allem die Neue Mitte. Das 24 Millionen Euro teure Projekt zog sich über Jahre hin, weil die Gemeinde zunächst 35 Grundstücke aus privater Hand erwerben musste. „Die Neue Mitte hat mir sicherlich einige schlaflose Nächte bereitet, das ist ein sehr komplexes Projekt. Da gab es schon Momente, wo man nicht mehr wusste, wie es weitergeht“, gibt der Bürgermeister zu. Umso mehr freut es ihn, dass nun der Weg für einen Supermarkt, Wohnungen und eine Tiefgarage in der Schwaikheimer Ortsmitte frei ist – auch wenn er sich gewünscht hätte, dass es schneller geht. In der neuen Mitte vereinen sich für Gerhard Häuser Erfolg und Niederlage gleichermaßen.

Noch etwas anderes hat ihn in seiner Amtszeit an die Grenze der Belastbarkeit gebracht: der Amoklauf an der Albertville-Realschule in Winnenden im Jahr 2009. Drei Schwaikheimer Schülerinnen und Schüler waren damals betroffen. „Das hat mich sehr mitgenommen, mich und meine Familie insgesamt“, sagt Häuser.

Kritik von der SPD

Seine Frau Susanne und die beiden Töchter, die 24-jährige Lisa-Marie und die 22 Jahre alte Anne-Sophie, sind für ihn der wichtigste Rückhalt. Susanne Häuser hat für ihren Mann ihre Tätigkeit im diplomatischen Dienst aufgegeben, später, als die Töchter geboren wurden, auch die Stelle bei der Lufthansa am Stuttgarter Flughafen. „So ein Amt kann man nur dann ausüben, wenn die Familie dahinter steht“, sagt Gerhard Häuser. Um abzuschalten und die Gedanken zu sortieren, geht er gerne laufen, wann immer möglich zusammen mit einer seiner Töchter. Wenn er Veranstaltungen in Schwaikheim besucht, ist oft seine Frau dabei.

Ungefähr 70 Vereine hat der Ort. „Es gibt ein großes ehrenamtliches Engagement, das ist toll und hebt uns von anderen Gemeinden ab“, findet der Bürgermeister. Die Verwaltung versuche, dieses Engagement finanziell und durch die Bereitstellung von Grundstücken zu unterstützen. Und dann gebe es noch die „ideelle Unterstützung“, wie Häuser es nennt: Er zeige seine Wertschätzung durch seine Anwesenheit bei Veranstaltungen, denn auch das mache einen Bürgermeister aus. Man müsse kommunikativ sein und „das Ohr am Bürger haben“. Gelingt es ihm? „Das sollen andere beurteilen“, sagt Häuser. Was ihn angehe, so versuche er, danach zu handeln. Die Schwaikheimer scheinen größtenteils zufrieden zu sein mit ihrem Schultes: Bei der vergangenen Wahl erhielt der Amtsinhaber, der auch für die Freien Wähler im Kreistag sitzt, 62,9 Prozent der Stimmen.

Im Gemeinderat hingegen gibt es immer wieder harsche Kritik an Häuser. Vor allem die SPD wirft ihm unter anderem schlechte Kommunikation und mangelnde Informationen vor. „Kritik muss man ernst nehmen“, sagt Gerhard Häuser dazu. Dass man Fehler mache, gehöre zum Arbeiten dazu. „Für mich ist eine sachliche, konstruktive Zusammenarbeit mit allen Gemeinderäten wichtig. Es gibt sicherlich unterschiedliche Sichtweisen, aber das ist das Wesen der Demokratie,“ sagt der Bürgermeister.