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Die geplatzte Eröffnung eines Pornokinos in einem Stuttgarter Wohnviertel eröffnet Einblicke ins Sexgewerbe: im Gerberviertel tobt ein harter Konkurrenzkampf.

Stuttgart - Die geplatzte Eröffnung eines Pornokinos in einem Stuttgarter Wohnviertel eröffnet Einblicke ins Sexgewerbe: Der Berliner Betreiber wirft dem städtischen Bauamt vor, die Schließung willkürlich verfügt zu haben. Und ein vermeintlicher Kämpfer gegen das Etablissement entpuppt sich als Vertreter eines Konkurrenzkinos.

Oleg P. ist sauer auf die Behörden. "Ich mache nichts Verbotenes", betont der Geschäftsmann. Doch gerade das bezweifelt das Baurechtsamt: Per Verfügung hat es den Betrieb des Pornokinos für Homosexuelle im Wohnquartier Gerberviertel untersagt. Statt "Sex pur auf 200 Quadratmetern und Sexshop mit großem Angebot", so die Ansage im Internet, stoßen Kunden an der Clubtür seither auf die Nachricht, dass man "derzeit leider nicht öffnen" könne.

"Planungs- und baurechtliche Gründe", veranlassten Rainer Grund, stellvertretender Baurechtsamtsleiter, dazu, den Club nach einem Tag der offenen Tür Anfang Dezember sofort zu schließen. "Der Bebauungsplan verbietet dort eine derartige Vergnügungsstätte", so Grund. Der Plan weise das Viertel als Wohngebiet mit Einzelhandel aus. "Auch wurden alle möglichen Mängel in das Gebäude hineingebaut", ergänzt er. Ohne Bauantrag habe P. den vierstöckigen Altbau so umgestaltet, dass ein Fluchtweg nicht mehr existiere. Daneben seien Türen entfernt worden, was im Brandfall die Rauchabschottung verhindere.

Oleg P. sieht dies völlig anders - und hat Widerspruch eingelegt. "In dem Haus residierte zuvor 25 Jahre lang ein Saunaclub", reklamiert er Bestandsschutz. Zudem seien bauliche Beanstandungen hinfällig. "Es ist alles in Ordnung gebracht, nur das interessiert niemanden", beklagt er. Das Baurechtsamt reagiere nicht auf seine E-Mails. Seine Anwälte prüfen weitere Schritte. Zunächst entscheidet jedoch das Regierungspräsidium den Fall Pornokino, nächste Instanz wäre das Verwaltungsgericht.

Juristisch vorgehen will Oleg P. eventuell auch gegen Christian Otto, den er als Drahtzieher sieht. Otto hatte bereits im Herbst die Stadt aufgefordert, P.s Pornotreff zu verhindern. "Wie kann man solch ein Kino in ein Wohngebiet und gleich um die Ecke eines Kindergartens errichten und genehmigen?", mailte er von seiner Arbeitsstelle an der Universität Stuttgart.

Kurz vor Weihnachten führte er auch Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle und Pfarrerin Cornelie Ayasse von der Leonhardsgemeinde direkt zu dem "Gruselkabinett" - und damit hinters Licht. Nach Recherchen dieser Zeitung dürfte Otto nicht nur moralische, sondern auch geschäftliche Motive haben: Ehefrau Melanie Otto ist Geschäftsführerin eines Schwulen-Pornokinos, das nur ein Steinwurf von Oleg P.s Club entfernt an der Steinstraße residiert. Um den Interessenkonflikt zu vertuschen, nahm Ottos Gattin im Internetimpressum des Kinos kurzfristig ihren Mädchennamen wieder an.

"Ich bin weiter dagegen, dass Kindergarten und Pornokino nebeneinander liegen", bekräftigt Otto angesprochen auf seine private Geschäftsverbindung.