Auf den Tickets für die ausgefallene Aufführung ist Rudolf Klose sitzen geblieben Foto: Lichtgut/Horst Rudel

Es hätte ein unterhaltsamer Abend werden sollen. Die Verdi-Oper „Nabucco“ stand auf dem Veranstaltungsprogramm der Göppinger Stadthalle. Doch als die Besucher dort eintrudelten, gab es lange Gesichter. Die Aufführung war krankheitsbedingt kurzfristig abgesagt worden. Jetzt rennen die Ticketkäufer ihrem Geld hinterher.

Göppingen - Es hätte ein unterhaltsamer Abend werden sollen. Die Verdi-Oper „Nabucco“ stand auf dem Veranstaltungsprogramm der Göppinger Stadthalle. Doch als die Besucher am 6. Februar dort eintrudelten, gab es lange Gesichter. Die Aufführung war krankheitsbedingt kurzfristig abgesagt worden.

Der richtige Ärger kam dann in den Tagen danach auf, zumindest bei Rudolf Klose, der am Ticketschalter der Göppinger Lokalzeitung drei Eintrittskarten für rund 150 Euro erworben hatte. Als der Rechberghäuser diese zurückgeben wollte, wurde ihm erklärt, dass man ihm seine Auslagen nicht erstatten könne. Das Geld sei bereits an den Veranstalter weitergereicht worden. Er müsse sein Anliegen dort vortragen. Das wiederum gestaltete sich als schwierig. Denn die Agentur Marketing & Kommunikation mit Sitz in Bad Krozingen war auf keinem Kommunikationskanal erreichbar.

Der 59-Jährige wurde daraufhin bei den Ticketportalen Reservix und Rhein-Neckar- Ticket vorstellig, über die der Vertrieb gelaufen war. Der Erfolg blieb aus, ebenfalls mit Verweis auf den Veranstalter, der bereits ausbezahlt worden war. Die Reihe der Gelackmeierten wurde länger und länger. Denn so wie Klose seinem Geld hinterherrannte, mussten die schuldlosen „Zwischenhändler“ etliche böse Anrufe entgegennehmen.

Nach Recherchen unserer Zeitung gibt es mindestens sechs vergleichbare Absagen: In Augsburg, Heidelberg und Würzburg wurde „Nabucco“ ebenfalls gecancelt, in Mannheim, Mainz und Wetzlar platzte Verdis „Aida“ – stets aus den gleichen Gründen, und immer trat Marketing & Kommunikation als Veranstalter auf. Eine Stellungnahme von Marta Braschi-Aberle, die beim Bad Krozinger Gewerbeamt als Geschäftsführerin eingetragen ist, war nicht zu bekommen.

Dutzende Betroffene fühlen sich betrogen

Rudolf Klose geht inzwischen fest davon aus, „dass das eine Masche ist, um die Leute abzuzocken“, weshalb er bei der Polizei Anzeige gegen den Veranstalter erstattet hat. In ganz Baden-Württemberg sind es der Polizei zufolge mittlerweile schon gut drei Dutzend Betroffene, die sich betrogen fühlen. Die Ermittlungen laufen. Ergebnisse oder anderweitige Erkenntnisse, dass Marketing & Kommunikation auf dubiose Geschäftspraktiken setzt, liegen aber noch nicht vor.

Für Rudolf Klose gibt es dafür allerdings klare Indizien. So sei der Veranstalter weder auf den Tickets noch auf den Ankündigungen erwähnt. „Außerdem mutet es im Nachhinein etwas seltsam an, dass man nirgends lesen konnte, welches Orchester und welche Darsteller bei ,Nabucco‘ denn eigentlich auf der Bühne stehen sollten.“ In der Tat sind in einer Ankündigung lediglich ein Dirigent und zwei weitere Akteure namentlich erwähnt.

Die Verkaufsportale haben inzwischen reagiert. „Wir wickeln die Veranstaltungen mit Frau Braschi-Aberle noch ab, die wir im Programm haben, danach ist Schluss“, sagt Marius Brenner, der Geschäftsführer von Rhein- Neckar-Ticket. Boris Kauth, der Pressesprecher von Reservix, erklärt, „dass wir, als Dienstleister zwischen dem Veranstalter und den Vorverkaufsstellen, jetzt im konkreten Fall alarmiert sind“.

Es gebe immer wieder mal solche Fälle, in denen mit dem Vertrauen von Konzertbesuchern Schindluder getrieben werde, auch wenn diese Vorgänge sich nicht häufen würden. Aufmerksamkeit scheint dennoch geboten. So blieben erst jüngst auch die potenziellen Besucher einer großen Pyjamaparty im Sindelfinger Glaspalast auf ihren teuer gekauften Tickets sitzen.