Großer Laster, kleine Straße: Die Stadt Remseck will im dicht bebauten Stadtteil Aldingen ein Lkw-Verbot verhängen. Foto: factum/Archiv

Im Stadtteil Aldingen soll es bald ein Durchfahrverbot für große Lastwagen geben. „Unverträglich“ sei der Schwerlastverkehr in dem dicht bebauten Stadtteil, sagt ein Gutachten. Mit dem geplanten Lkw-Verbot ist Remseck nicht allein.

Remseck - Statt bei ihren zahlreichen Verkehrsproblemen allein auf eine große Lösung, zum Beispiel eine neue Brücke über den Neckar, zu warten, will die Stadt Remseck verstärkt auf kleine, lokale Verbesserungen setzen. Das kündigte der Oberbürgermeister Dirk Schönberger am Dienstagabend im Gemeinderat an. Neuestes Projekt dabei: ein Durchfahrverbot für große Lastwagen in Aldingen.

Der größte Remsecker Stadtteil soll für Laster mit mehr als 3,5 Tonnen Gewicht gesperrt werden, zudem will die Stadt den Ortskern von Aldingen in einen sogenannten verkehrsberuhigten Geschäftsbereich verwandeln. Autofahrer dürften dann auf einigen Straßen, etwa auf einem Abschnitt der Neckarstraße, künftig nur noch Tempo 20 fahren. Die Gemeinderäte stimmten beiden Vorhaben mit großer Mehrheit zu. „Ich hätte nicht gedacht, dass das nach 20 Jahren endlich klappt“, sagte der FDP-Fraktionschef Gustav Bohnert.

Auf manchen Straßen soll bald Tempo 20 gelten

Ausgangspunkt für das Verbot war ein Antrag der SPD-Fraktion, die eine Lkw-Sperre gefordert hatte. Der Vorsitzende Heinz Layher hatte schon im vergangenen Jahr moniert, die großen Laster würden nicht mehr durch die Straßen des Stadtteils passen, weil die Trassen in den vergangenen Jahren zurückgebaut und verkehrsberuhigt worden seien. Es entstünden „gefährliche und verkehrsbehindernde Situationen“, heißt es in dem Antrag der Sozialdemokraten. Auch zwei Kreisverkehre in dem Gebiet würden die großen Lastwagen kaum noch passieren können. Vor allem an der sogenannten Schiff-Kreuzung, die ihren Namen dem dortigen Gasthaus verdankt, gebe es Probleme beim Abbiegen.

Die Stadt beauftragte daraufhin einen Gutachter, der den Anteil des Schwerlastverkehrs in Aldingen zählen und bewerten sollte. Ergebnis: Es fahren nicht außergewöhnlich viele Lastwagen durch den Ort, auf keiner Straße sind es mehr als 100 am Tag. Jede dieser Fahrten ist dem Experten zufolge aber vermeidbar, angesichts der Umgehungs- und Kreisstraßen in nächster Nähe. Zudem machten die dichte Bebauung, die vielen Fußgänger und die Einkaufsgeschäfte in Aldingen die Straßen dort für große Laster „unverträglich“, schrieb der Experte – und empfahl der Stadt, eine Lkw-Sperre zu verhängen. Rechtlich dafür zuständig ist das Rathaus, weshalb die Verwaltung selbst darüber entscheiden kann. Sie muss aber betroffene Behörden wie die Polizei und das Landratsamt sowie die Nachbarkommunen anhören. In strittigen Fällen entscheidet dann das Stuttgarter Regierungspräsidium.

Auch in Markgröningen, Freiberg und Stuttgart gibt es Verbote

Remseck ist nicht die einzige Stadt, die große Lastwagen aus ihrer Mitte verbannen will. So stehen seit einigen Jahren in Markgröningen entsprechende Schilder, dort darf die gesamte Innenstadt nur in Ausnahmefällen von schweren Lastern angesteuert werden. Auch durch Pleidelsheim, Großingersheim und Freiberg darf im Regelfall kein Lastwagen rollen. Ausgenommen ist vielerorts der Lieferverkehr.

Die Stadt Ludwigsburg hat 2010 ein Lkw-Verbot auf der Solitudeallee erlassen, seit dem Jahr 2011 gilt ein kreisüberschreitendes Durchfahrverbot in Leonberg und Ditzingen. Eingeschlossen ist dort neben der Kernstadt auch der Stadtteil Hirschlanden – nicht aber Heimerdingen, was vor Ort Unmut auslöst.

Die größte Sperrzone für Lastwagen ist aktuell die Landeshauptstadt selbst: Abgesehen von B 10 und Teilen der B 14 sind seit dem 1. März 2010 im Stuttgarter Stadtgebiet keine Laster mehr erlaubt. Die Verbotszone erstreckt sich auch auf die Stadt Ostfildern (Kreis Esslingen) und wird im Süden begrenzt durch die Autobahnen 8 und 81, im Norden durch die Stadtgrenze und die B 10 sowie im Osten durch die B 313.

Neue Regeln für den Verkehr

Hochdorf
Es war ein lange gehegter Wunsch der Anwohner, nun hat eine Ausnahmeregelung des Stuttgarter Regierungspräsidiums (RP) den Durchbruch gebracht: Auf der Bittenfelder Straße im kleinsten Remsecker Stadtteil gilt seit Ende Februar ein Tempo-40-Limit. Zudem gibt es seit wenigen Wochen einen Zebrastreifen zum Überqueren der viel befahrenen Straße, die in Richtung Waiblingen führt.

Hochberg
D as geplante Durchfahrverbot für Lastwagen in Aldingen ist nicht das einzige auf Remsecker Gemarkung. Seit Anfang 2017 sind Laster mit mehr als 7,5 Tonnen in der Hochberger Hauptstraße tabu. Damit soll die Luft an der Ortsdurchfahrt verbessert werden. Verhängt wurde das Verbot im Zuge des Luftreinhalteplans – den das RP aufstellen musste: Die Grenzwerte für Luftschadstoffe waren in der Vergangenheit überschritten worden.