Vor gut einer Woche ist das Haus in Unterweissach, in dem eigentlich Flüchtlinge untergebracht werden sollten, ausgebrannt. Foto: dpa

Das in Weissach im Tal ausgebrannte Haus ist laut der Polizei vorsätzlich in Brand gesteckt worden. Das hätten die bisherigen Ermittlungen ergeben. Ob die Tat einen ausländerfeindlichen Hintergrund habe, sei aber weiterhin unklar.

Weissach im Tal - Nach Abschluss der Spurensicherung in dem vor einer Woche abgebrannten leeren Flüchtlingsheim in Weissach im Tal (Rems-Murr-Kreis) kommen die Experten zu einem recht eindeutiges Ergebnis: Auch wenn die eigentliche Brandursache letztlich nicht exakt benannt werden könne, lasse der Stand der Ermittlungen nur den Schluss zu „ . . . dass es sich bei dem Brandereignis um eine vorsätzliche Brandstiftung handelt“, heißt es in einer Stellungnahme der Staatsanwaltschaft und der Polizei. Kriminaltechniker und Brandsachverständige hatten das Gebäude genau in Augenschein genommen.

Die Grundlage für die Einschätzung der Experten liefert die Erkenntnis, dass das Feuer in dem Flüchtlingsheim, das noch leer stand, am Montag vor einer Woche offenbar am mehreren Stellen ausgebrochen war. Wie viele, will die Polizei aus ermittlungstaktischen Gründen nicht öffentlich machen. Die Wahrscheinlichkeit eines technischen Defektes als Brandursache werde zusätzlich durch die in der Gebäuderuine vorgefundenen Kurzschlusspuren abgeschwächt, heißt es in der Mitteilung. Diese hätten sich nicht im unmittelbaren Bereich des Zählerkastens befunden.

Nur wenige Spuren nach dem massiven Feuer

An den Ermittlungen waren drei Beamte der Ermittlungsgruppe des Landeskriminalamtes beteiligt, die von acht Brandspezialisten aus mehreren Polizeirevieren unterstützt wurden. „Die Techniker haben es in diesem Fall wirklich nicht einfach gehabt“, erläutert dazu der Pressesprecher Klaus Hinderer vom Polizeipräsidium Aalen. Schließlich seien beispielsweise etwaige Brandbeschleuniger angesichts der im Lauf des Feuers ausgelaufenen Öltanks nicht mehr nachweisbar gewesen. Auch sonstige Spuren seien angesichts der massiven Zerstörung nur noch schwer auffindbar gewesen. Hinderer: „Fakt ist, dass wir von einem vorsätzlich gelegten Brand ausgehen. Ob dieser nun tatsächlich politisch motiviert war oder nicht, sei dahingestellt .“

Parallel zum Abschluss der Suche nach der Brandursache hat die Ermittlungsgruppe in der Nacht zum Montag im Bereich des Tatortes an der Welzheimer Straße in Unterweissach Autofahrer kontrolliert. Die Annahme sei dabei gewesen, dass in jener Nacht weitgehend dieselben Personen unterwegs sein könnten wie eine Woche zuvor während der Brandnacht. Das Ergebnis laut Polizei: „Die Maßnahme erbrachte zumindest bislang nicht den gewünschten Erfolg.“ Insgesamt gingen die Ermittler momentan rund 100 Spuren nach, unter denen sich allerdings bisher nur wenige Hinweise aus der Bevölkerung fänden. Deshalb bitten die Beamten weiterhin jeden, der Angaben im Zusammenhang mit dem Brand in der Nacht zum 24. August machen kann, sich bei der Polizei zu melden.

Weissacher Bürgermeister ist entsetzt

Mit Entsetzen habe er die Bestätigung für die Brandstiftung am Flüchtlingsheim in seiner Gemeinde zur Kenntnis genommen, sagte der Weissacher Bürgermeister Ian Schölzel in einer ersten Reaktion. „Damit hat sich bestätigt, was wir befürchtet haben. Auch wenn wir uns anderes gewünscht haben.“ Das dürfe nicht zu ängstlicher Untätigkeit führen. „Jetzt ist Handeln gefragt.“ In Weissach gebe es viele engagierte Menschen, die in eine andere Richtung wollten. Erste Vorschläge und Finanzierungstipps für den Wiederaufbau des Flüchtlingsheims gebe es bereits. Dieser Wiederaufbau werde im Ort – eben als ein Signal gegen Hetze und rechte Gewalt – höchste Priorität haben: „Wir wollen nicht für das dunkle Weissach stehen, sondern für das bunte, offene, das nicht kapituliert vor den Ewiggestrigen“, sagte Schölzel.

Der erst jüngst im Amt gestartete Landrat des Rems-Murr-Kreises, Richard Siegel, verurteilte die Brandstiftung in seiner Reaktion auf die Ermittlungsergebnisse aufs Schärfste: „Es ist nicht zu tolerieren, wenn eine zukünftige Flüchtlingsunterkunft angezündet wird – auch wenn die polizeilichen Ermittlungen erst noch ergeben müssen, ob die Tat einen rechtsextremistischen Hintergrund hat.“ Sollte sich diese Befürchtung bewahrheiten, so Siegel, dann müsse man sich im Rems-Murr-Kreis offensiv damit auseinandersetzen und konkretisieren, wie man dagegen vorgehen kann. Das Anzünden einer zukünftigen Unterkunft für Asylbewerber passe absolut nicht zu dem großen ehrenamtlichen Engagement vieler Bürger im Landkreis für diese Menschen. „Die Unterbringung von Flüchtlingen ist eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung, der wir uns entschlossen stellen müssen“, sagte Siegel.

Innenminister Reinhold Gall hatte schon bei seinem Besuch an der Brandstätte in der vergangenen Woche gesagt, er halte es für „einen großen Zufall“, wenn das Feuer in Weissach keine Brandstiftung wäre. Zumal das Gebäude bereits vor zehn Jahren mit Molotowcocktails beworfen worden war. Ein aktueller Kommentar des Ministers war nicht zu bekommen – Gall weilt im Urlaub.