Der Betreiber des Steinbruchs Plapphalde in Haslach würde gerne weitere fünf Hektar Richtung Norden und Westen abbrechen. Foto: Käthe Ruess

Der Betreiber des Steinbruchs Haslach plant den Neubau eines Schotterwerks. Die Genehmigung zieht sich. Eine Bürgerinitiative sieht darin eine ernste Gefahr.

Der Betreiber des Steinbruchs Plapphalde im Herrenberger Stadtteil Haslach plant bereits seit rund vier Jahren den Neubau eines Schotterwerks. Zudem will die Schotterwerk Böttinger GmbH & Co. KG den Steinbruch im Norden und Westen des bestehenden Areals auf einer Fläche von 5,7 Hektar ausweiten – das entspricht in etwa acht Fußballfeldern. Während sich das Genehmigungsverfahren hinzieht, macht das Unternehmen weiter wie gehabt. Aus Sicht einer Bürgerinitiative, die sich gegen den Ausbau stemmt, hat dieses Vorgehen Methode.

Skepsis auch im Gemeinderat

Das alte Schotterwerk im Steinbruch Haslach ist nicht mehr auf dem aktuellen Stand der Technik, wie sich bei laufendem Betrieb an einer weithin sichtbaren Staubfahne bemerkbar macht. Wegen der Baupläne des Unternehmens befürchten Bewohner weitere Belastungen durch Staub, Lärm und Dreck sowie eine Gefährdung des Grundwassers. Aus diesem Grund haben sie vor zwei Jahren die Bürgerinitiative Steinbruch Herrenberg-Haslach gegründet.

„Zeitspiel gibt es nicht nur im Sport.“

Auch im Herrenberger Gemeinderat herrscht große Skepsis gegenüber dem Unternehmen und seinen Bauvorhaben. Als die Böttinger GmbH im Mai 2020 ihre Pläne im Halslacher Ortschaftsrat vorstellte, wurde ein immens Vertrauensverlust im Gremium gegenüber dem Steinbruchbetreiber deutlich. Das Problem: Der Betreiber knüpft die Modernisierung seiner veralteten Anlage an die Erweiterung der Abbaufläche. Im Juli 2020 votierte der Gemeinderat Herrenberg einstimmig gegen diese Vergrößerungspläne. Auch die Bürgerinitiative kämpft dagegen an. Vor Gericht ist die Stadt mit ihrem Versuch gescheitert, den Betrieb zu beschränken. Zum Neubau und zur Erweiterung laufen momentan zwei getrennte Verfahren.

Das Landratsamt wollte im Genehmigungsverfahren für den Schotterwek-Neubau für Transparenz sorgen und veröffentlichte Ende 2020 die Unterlagen dafür im Internet. Seitdem ist nicht viel passiert. Die Bürgerinitiative (BI) beobachtet dieses zähe Verfahren mit Sorge: „Zeitspiel gibt es nicht nur im Sport, sondern auch in der Politik“, teilen die Mitglieder der BI in einer Pressemeldung mit. Sie werfen die Frage auf, ob die Entscheider hier nur taktieren und einen günstigen Moment abwarten, „um letztlich doch ein für die schwer belastete Bevölkerung in Herrenberg und Haslach unliebsames Resultat zu verkünden“.

Landratsamt leitet Widerspruch ans Regierungspräsidium weiter

Die Hoffnung der Anwohner ist allerdings eine andere: „Es sieht ganz danach aus“, erklärt ein BI-Sprecher, „als ob der gesamte Genehmigungsprozess doch nicht so einfach ist und so reibungslos verläuft, wie es der Betreiber gerne hätte.“ Im Steinbruch werde zwar weiterhin nahezu hemmungslos gesprengt, aber hinter den Kulissen scheine es eine Art Stillstand zu geben. Schon im Januar ging der Widerspruch der örtlichen Wasserversorger, also Stadtwerke Herrenberg und Ammertal-Schönbuch-Gruppe, gegen den Neubau des Schotterwerks beim Landratsamt ein. „Seither herrscht Funkstille“, konstatieren die BI.

Fall liegt beim Regierungspräsidium

Wie das Landratsamt in Böblingen auf Nachfrage mitteilt, wurde der Widerspruch gegen den Neubau des Schotterwerks mit einer Stellungnahme dem Regierungspräsidium als zuständiger Widerspruchsbehörde vorgelegt. Damit liege die Verfahrensherrschaft aktuell nicht mehr beim Landkreis, sondern eine Ebene darüber in Stuttgart.

Bürgerinitiative: Steinbruch gefährdet das Grundwasser

Die Mitglieder der Bürgerinitiative sprechen von einer Hängepartie, bei der eines denn och ganz sicher sei: „Dieser Steinbruch gefährdet unser Grundwasser“, betont die BI in ihrer Pressemitteilung. Wenn es schon bei dem neuen, relativ hoch liegenden Schotterwerk ein großes Problem mit der Genehmigungsfähigkeit gebe, dann müsse dieses Problem bei der beantragten Erweiterung des Steinbruchs ja noch viel größer sein, vermuten die BI-Mitglieder. Schließlich gehe es bei den Arbeiten im Steinbruch ja sehr tief hinein ins Gestein und damit extrem nahe ans Grundwasser heran. „Auch das Landesamt für Geologie und Rohstoffe sieht Steinbrüche in Wasserschutzgebieten wie in Herrenberg-Haslach aus diesem Grund sehr kritisch“, betont ein BI-Sprecher.

Die Krux an dem monatelangen behördlichen Stillstand ist aus Sicht der Anwohner, dass die Böttinger GmbH in der Zwischenzeit munter weiter Schotter machen könne – und dies mit der alten Anlage, die schon seit mehr als einem Jahrzehnt nicht mehr dem Stand der Technik entspreche und erhebliche Belastungen verursache. Das gehe jetzt so weiter, bis eine Entscheidung über die Genehmigung des neuen Schotterwerks gefallen ist. „Er ist also, wie seit vielen Jahren, auch jetzt wieder der große Gewinner – auf Kosten der Bevölkerung“, kritisiert ein BI-Sprecher.

Info-Abend im Oktober

Noch allerdings haben die Haslacher Anwohner Hoffnung, dass die Behörden das Spiel stoppen, ehe es in eine für den Betreiber lukrative Verlängerung um weitere 25 bis 30 Jahre gehen könnte. „Wir fordern das Ende der Steinzeit in Herrenberg und Haslach“, heißt es dazu passend in der Pressemitteilung der BI, „das Grundwasser ist so elementar wichtig für uns, dass wir unsere Quellen in Zukunft nicht mehr für den Abbau von Muschelkalk gefährden dürfen.“ Um die Bevölkerung in Herrenberg und Haslach über den Stand der Dinge zu informieren, plant die BI einen Info-Abend, der Anfang Oktober in Haslach stattfinden soll.