Regisseur, Schauspieler und Frauenschwarm: George Clooney begeistert auf der Berlniale. Foto: Getty Images

Der Hollywood-Star George Clooney betört auf der Berlinale die deutsche Hauptstadt – selbst dann, wenn er mit einem äußerst mäßigen Film anreist.

Berlin - Es gibt nicht viele Männer, für die Frauen kreischen wie einst für die Beatles. Bei einem funktioniert es immer: George Clooney (52), am Samstag mit „The Monuments Men“ außer Konkurrenz Gast der Berlinale. Wo er auftaucht, bilden sich Menschentrauben. Clooney wird nicht müde, die deutsche Hauptstadt zu loben. Er wohnt gern im Luxusdomizil Soho House, das er fürs Filmfestival angeblich komplett gemietet hat.

Mit Steven Soderberghs Filmen „Solaris“ (2002) und „The Good German“ (2006) war er schon da, mit seiner eigenen Regie-Arbeit „Confessions of a Dangerous Mind“ (2002). Clooneys jüngster Film ist im Studio Babelsberg entstanden. Premiere war an diesem Samstag im Berlinale-Palast – inklusive kreischender Damen en masse.

Auch Männer mögen Clooney, weil er wie einst Frank Sinatra ein „Rat Pack“ aufgebaut hat und mit Brad Pitt und Matt Damon um die Häuser gezogen ist; Kritiker, weil er Charakter hat: Als Anwalt in „Michael Clayton“ (2007) ging er in die Tiefe, als Leute-Entlasser in „Up in the Air“ (2009), als skrupelloser Kandidat in „The Ides of March“ (2011). Bei Letzterem war er auch Regisseur und Co-Autor wie in „Good Night, and Good Luck“ (2005) und nun in dem Weltkriegsdrama „The Monuments Men“, in dem eine Handvoll Amerikaner gegen Ende des Zweiten Weltkriegs versucht, von den Nazis geraubte Kunstwerke zu retten.

Clooney selbst spielt die Hauptrolle, auch Matt Damon, Bill Murray, John Goodman und Jean Dujardin sind zu sehen. Der Film: eher müde – als habe der Co-Autor Clooney das Drehbuch nicht zu Ende geschrieben. Er strotzt vor patriotischem Ehrengedöns, die Charaktere sind nicht ausdefiniert, die Geschichte schleppt sich wirr bruchstückhaft dahin. Auf eines aber kann man sich bei Clooney verlassen: Pressekonferenzen mit ihm haben Unterhaltungswert, kaum ein Filmstar ist so charmant und schlagfertig.

„Ich wollte etwas weniger Zynisches machen als zuletzt und hatte Klassiker wie ,Die Kanonen von Navarone‘ im Auge“, sagt er zunächst ernst. „Es ist nicht einfach, dem Studio zu sagen: Wir wollen einen Historienfilm über Kunst machen. Aber Hollywood mag gute Weltkriegsfilme, und die Sieger haben die Beute nicht behalten. Das hat es vorher nicht gegeben.“

Hilft der reale Fall des Münchner Nazi-Raubkunst-Erben Gurlitt? „Wir haben mit dem Studio drei Jahre lang daran gearbeitet, dass die Geschichte so lange zurückgehalten wird“, witzelt Clooney. „Es fehlen immer noch viele Kunstwerke, und ich finde es wichtig, dass darüber gesprochen wird – niemand sollte Dinge behalten dürfen, die ihm nicht gehören.“ Sollte Griechenland also „versuchen, seine geraubten Kunstschätze von Großbritannien zurückzubekommen?“, fragt eine griechische Journalistin. „Das würde sich sicher lohnen“, sagt Clooney, „und es wäre schön, wenn die Sachen zurückgegeben würden.“ Ob er ein „proposal“ für sie habe, möchte sie wissen und meint einen Ratschlag; „I’m not good at proposals“, erwidert Clooney und meint Heiratsanträge.

TV-Moderatorin Anke Engelke fordert ihn heraus: Komponist Alexandre Desplat habe in seiner Filmmusik das Katzen-Thema von „Peter und der Wolf“ abgekupfert, findet sie und pfeift vor, was sie meint. Clooney pfeift es nach. „Da haben sie’s, Sie haben es gestohlen!“, sagt sie mit gespielter Empörung. Clooney pfeift weiter – und mit ihm bald alle auf dem Podium. Gelächter im Saal. Doch Engelke ist noch nicht fertig, wendet sich an Matt Damon: „Und Matt, du siehst toll aus für dein Alter!“

Eine Fragerin erklärt langatmig, sie habe selbst einen Dokumentarfilm zum Thema gedreht. „Den würden wir gerne sehen“, erwidert Clooney grinsend, „eigentlich sollten wir den heute Abend zeigen!“ Wieder hat er die Lacher auf seiner Seite. Ein belgischer Journalist beklagt, dass Clooney die Szenen in Belgien in Deutschland gedreht hat: „Wir haben das beste Bier und die schönsten Frauen der Welt.“ „In dieser Reihenfolge?“, fragt Clooney zurück und erklärt: „Mit einer großen Produktion kann man nicht einfach umziehen. Und das Bier war großartig.“

Auf die Frage, warum die Stars nach dem Feiern so gut aussehen sagt Clooney: „Ich bin noch betrunken.“ Er dreht sich zur Seite: „Matt, du wirkst frisch!“ „Du meinst für mein Alter?“, erwidert Damon. Und dann ist da immer mindestens eine Journalistin, die die Kontrolle verliert. Diesmal ist es eine erhitzte Mexikanerin, die erklärt, Clooney beflügle die Fantasie von Millionen Frauen. „Für wen von uns ist diese Frage?“, fragt Bill Murray scherzhaft zurück. George Clooney schweigt und lächelt.